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Meinung: Wer spricht, wenn sie spricht?

DORIS SCHRÖDER-KÖPF GREIFT AN – UND EIN

Wenn Doris Schröder-Köpf zu Politik und Gesellschaft Stellung bezieht, weiß sie, wie das gewertet wird: nicht als Kommentar einer Journalistin oder eines SPD-Mitglieds, was sie beides ist, sondern als Meinung der Frau des Bundeskanzlers. Vielleicht sogar als Meinung des Kanzlers? Sagt sie, was auch er gerne sagte, sich aber zu sagen versagt? Müßig, zu spekulieren. Was beide privat bereden, geht niemanden etwas an; Kanzlergattin ist kein Amt, eine Kanzlerehesprecherin gibt es nicht. Doch weder lässt sich jede Äußerung von Doris Schröder–Köpf ihrem Mann in den Mund interpretieren, noch kann sie sich frei davon machen, dass ihre öffentlichen Worte mit Schröder in Verbindung gebracht werden. Das gilt um so mehr, je drastischer ihre Bemerkungen sind. Erst hat Doris Schröder-Köpf Oskar Lafontaine den Parteiaustritt nahe gelegt wegen seines Schröder-Brüning-Vergleichs und Arnulf Barings „Auf die Barrikaden“-Aufruf grauenhaft genannt. Jetzt attackierte sie Kanzler-Imitator Elmar Brandt in einem Fernsehinterview des Senders N 24 ganz unironisch, ganz ungewöhnlich hart: Mit seinem Steuer-Song verdiene Brandt „parasitär Geld“. Man muss nicht erst der Bedeutung des Wortes auf den Grund gehen, um zu erkennen, dass hier Schiffbruch droht. Der Beiklang tönt laut, und man wünschte, er würde als Warnsirene vernommen. Die üblen Verletzungen, die der Familie Schröder beigebracht wurden, der Spott und der Hohn, die glaubwürdige Sorge, „dass die verbale Hetze irgendwann in körperliche Angriffe“ mündet: All das mag manches ihrer Worte erklären. Es wäre aber besser gewesen, es hätte erst gar nichts zu erklären gegeben. Auch für ihren Mann. Und erst recht für den Kanzler. lom

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