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Arbeiterwohlfahrt: West-Berliner Altlasten

Zwanzig Jahre nach der Vereinigung scheitert die Arbeiterwohlfahrt an den Altlasten der deutschen Teilung. Missmanagement? Das ist nur die halbe Wahrheit.

Chefs mit höheren Gehältern als der Regierende Bürgermeister, Vetternwirtschaft bei der Vergabe lukrativer Posten, Luxuskarossen als Dienstwagen – so machten Sozialeinrichtungen zuletzt von sich reden. Es schien, als hätten sie die Lizenz zum Abkassieren von Steuergeldern. Und jetzt das: Die Arbeiterwohlfahrt ist insolvent. Ja, machen die denn alles falsch? Zwanzig Jahre nach der Vereinigung scheitert die Arbeiterwohlfahrt (Awo) an den Altlasten der deutschen Teilung. In der Frontstadt Berlin wurden Altenheime gebaut, und die dafür aufgenommenen Schulden erdrücken die Einrichtung heute. Missmanagement? Das ist nur die halbe Wahrheit: Die Baukosten in Westberlin waren horrend. Wie soll man die zurückzahlen in einer Branche, die fast den ganzen Umsatz für Gehälter wieder ausgibt? Andere lösten das Problem so: mehr Arbeit, weniger Lohn, keine Tarifverträge! Das kann die aus der Arbeiterbewegung hervorgegangene Awo nicht. Deren Mitarbeiter danken es ihr. Die Krankenkassen geben den Einrichtungen sehr gute Noten. Verzichten die Banken auf Teile ihrer Kredite? Darüber verhandelt der Insolvenzverwalter nun – und der Betrieb läuft vorerst weiter.

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