zum Hauptinhalt

Meinung: Wider alle Prognosen

Der Geschäftsklima-Index zeigt nach unten – keine guten Aussichten für die Wirtschaft

Von Carsten Brönstrup

Aller Optimismus hat nichts genützt. Seit Monaten mühen sich der Kanzler und seine Minister Eichel und Müller, die Wirtschaftslage schön- und den Aufschwung herbeizureden. Vergebens – den neuesten Geschäftsklima-Daten des Ifo-Instituts zufolge ist eine Besserung der miserablen Lage nicht in Sicht. Bereits zum dritten Mal in Folge hat sich die Stimmung in den Unternehmen verschlechtert. Und das heißt: Auch in den kommenden Monaten wird das Wachstum in Deutschland dürftig bleiben. Im schlimmsten Fall rutscht die Wirtschaft sogar wieder tiefer in die Krise, enden noch mehr Firmen in der Pleite, gehen noch mehr Jobs verloren.

Dabei hatten die Prognose-Experten zu Beginn des Jahres noch Optimismus verbreitet. Ab dem Frühsommer solle es kräftig bergauf gehen, 2003 seien sogar Zuwachsraten von knapp drei Prozent drin, versprachen sie uns zu Beginn des Jahres. Aber die Fachleute haben sich geirrt – wieder einmal.

Nicht, weil sie unfähig wären. Die Konjunktur vorherzusagen ist ein schwieriges Geschäft, vor allem in Deutschland. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist das Wachstum schon seit Jahren labil und störanfällig. Aus eigener Kraft schafft die Wirtschaft zwischen Flensburg und Garmisch keine nennenswerten Zuwächse, dazu ist die Binnennachfrage zu schwach. Einen stabilen, kräftigen Aufschwung gibt es erst, wenn die Weltwirtschaft die deutschen Firmen mitreißt und der Export steigt. Ohne Hilfe von außen aber genügen kleinste Störungen, um den Aufschwung aus dem Tritt zu bringen.

Derartige Störfaktoren sind derzeit vor allem die Turbulenzen an den Börsen: Unternehmen haben Probleme, sich Kapital zu beschaffen, die Verbraucher sind beim Geldausgeben noch vorsichtiger. Das wirkt sich vor allem auf die wichtigste Volkswirtschaft der Welt, die USA, aus. Und auch die Kriegsgefahr im Nahen Osten lähmt die Weltwirtschaft zusätzlich und verteuert das Öl.

Mit dem Aufschwung rechtzeitig zur Wahl wird es also nichts – Pech für den Kanzler, auch wenn er für die jüngste Verschlechterung nicht verantwortlich ist. Trösten könnte ihn, dass sich die Union selbst im Falle eines Regierungswechsels noch lange mit der deutschen Wachstumsschwäche herumplagen wird. Um die zu bekämpfen, müsste sie nämlich die Steuern und die Belastungen durch Sozialabgaben senken. Dafür aber fehlt auch ihr das Geld – erst recht nach der Flutkatastrophe.

7

NAME

Zur Startseite