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Meinung: Wie steht es um die Neue Nationalgalerie?

„Neue Rostlaube“ vom 19. November Wir sind sehr bestürzt über den Zustand der Neuen Nationalgalerie und über die Leitung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die offensichtlich wegen der kostspieligen laufenden Bauvorhaben und Neubauplanungen die Instandhaltung dieses für Berlin bedeutendsten Baudenkmals der Moderne vernachlässigt und unterlassen hat.

„Neue Rostlaube“ vom 19. November

Wir sind sehr bestürzt über den Zustand der Neuen Nationalgalerie und über die Leitung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die offensichtlich wegen der kostspieligen laufenden Bauvorhaben und Neubauplanungen die Instandhaltung dieses für Berlin bedeutendsten Baudenkmals der Moderne vernachlässigt und unterlassen hat.

Für die von Herrn Ralf Schönball beschriebenen Instandhaltungsmaßnahmen ist kein Architekt wie David Chipperfield notwendig. Ein Zeitraum von vier Jahren und ein totales Ausräumen

werden auch nicht notwendig sein, da viele der

Arbeiten bei laufendem Betrieb ausgeführt

werden können.

Oder was hat die Stiftung noch vor? Dieses Gebäude ist ein Baudenkmal und ist von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz so zu erhalten, wie es Mies van der Rohe geschaffen hat!

Christa und Martin Schönherr, bis 2002 Leiter des Fachgebietes Stadterneuerung in Berlin

Die Neue Nationalgalerie ist unbestreitbar eine Ikone der modernen Architektur. Sie wurde in den Jahren 1965 bis 1968 nach Entwürfen von Ludwig Mies van der Rohe gebaut. Berühmt ist das Gebäude vor allem wegen des Stahl-Glas-Pavillons, der sich als stützenfreier Innenraum über dem eigentlichen Ausstellungsgeschoss erhebt. Die Neue Nationalgalerie wird in der Denkmalliste des Landes Berlin geführt.

Die Pflege und der Erhalt dieses bedeutenden Bauwerks haben für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz oberste Priorität. Aber gerade weil es sich bei der Neuen Nationalgalerie um ein so bedeutendes Bauwerk handelt, müssen die hohen Ansprüche der Denkmalpflege berücksichtigt und die Instandsetzungsarbeiten planvoll durchgeführt werden.

Sämtliche Baumaßnahmen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz werden vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) betreut. Unter anderem prüft das BBR im Auftrag der Stiftung Realisierungsmöglichkeiten für Bauprojekte, führt die Vergabeverfahren durch, ermittelt deren Kosten und begleitet die Baumaßnahmen. Das BBR sorgt damit auch für den rechtlich einwandfreien Ablauf der Planung und Durchführung der Baumaßnahmen. Gemeinsam mit den Bauexperten vom BBR sorgt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz dafür, dass die wertvollen Sammlungen der Stiftung sicher bewahrt werden. Mit der deutschen Vereinigung ist dies zu einer regelrechten Mammutaufgabe geworden.

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat seit Jahren die Sanierungsbedürftigkeit des Gebäudes in jenen Gremien thematisiert, die die Entscheidungen über die Baumaßnahmen treffen. 2009 beauftragte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz eine umfassende denkmalpflegerische und bauliche Bestandsaufnahme, diese wurde 2010 vorgelegt. Sie dokumentiert den baulichen Zustand des Gebäudes und verdeutlicht den dringenden Sanierungsbedarf. Nach Vorlage der Bestandsaufnahme wurde die Planung und Durchführung der Grundinstandsetzung der Neuen Nationalgalerie ausgeschrieben. 2012 beauftragte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz das Büro David Chipperfield Architects (DCA) mit der Planung zur Grundinstandsetzung der Neuen Nationalgalerie. Das Architekturbüro erstellt derzeit die Entwurfsunterlage Bau. Erst danach können die tatsächlichen Kosten für die Sanierungsmaßnahme verlässlich benannt werden. Die Genehmigung dieser Bauunterlage und die damit verbundene Freigabe der Mittel soll 2014 erfolgen. Die SPK ist überzeugt, dass die politisch verantwortlichen Gremien sich der Bedeutung dieser wichtigen Baumaßnahme bewusst sind.

Im Rahmen der Sanierung sind u.a. folgende Baumaßnahmen notwendig: die Grundinstandsetzung aller konstruktiven Elemente (Stahltragwerk, Stahlbeton, Stahl-Glas-Fassade), die Restaurierung der sichtbaren Oberflächen (Naturstein, Terrasse), die Erneuerung von Sicherheits- und Brandschutztechnik, die denkmalpflegerische Ertüchtigung aller sichtbaren technischen Einbauten (u. a. Beleuchtung) sowie die Verbesserung der Servicebereiche. Diese notwendigen Sanierungsmaßnahmen betreffen das gesamte Haus und können daher leider nicht bei laufendem Betrieb erfolgen. Die Schließung des Hauses ist zum Jahreswechsel 2014/15 geplant. Im Frühjahr 2015 folgen voraussichtlich die vorbereitenden Maßnahmen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz rechnet damit, dass in der 2. Jahreshälfte 2015 mit den eigentlichen Baumaßnahmen

begonnen werden kann und diese drei bis vier Jahre dauern.

Mit der Sanierung der Neuen Nationalgalerie und dem geplanten Neubau für die Kunst des 20. Jahrhunderts in der Sigismundstraße rückt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz die Kunst der Klassischen Moderne am Kulturforum in den Fokus. Die Stiftung wird erstmals auf

großer Fläche den Reichtum der außergewöhnlichen Sammlung der Nationalgalerie zur Kunst des 20. Jahrhunderts präsentieren können.

— Prof. Dr. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin

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