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Meinung: Wild sind andere

Von Lorenz Maroldt

Nach allen anderen Parlamentsparteien hat jetzt auch die PDS – Pragmatisch, Dogmatisch, Soziologisch – ihre Kandidaten für die Abgeordnetenhauswahl nominiert. Als Spitzenkandidat tritt Wirtschaftssenator Harald Wolf an, er ist jetzt Gysis Universalerbe. Die 86,6 Prozent, erzielt ohne Gegenkandidaten, sind ordentlich, aber unspektakulär, so wie Wolf selbst und auch seine Politik. Richtig gute Ergebnisse – sozialistisch mag man sie nicht mehr nennen, seitdem auch andere Parteien auf die 99,9 Prozent zusteuern – holten nur der Landesvorsitzende Lederer sowie das WASG-Linkspartei-Doppelmitglied Albers.

Bescheiden gibt sich die PDS bei ihrem Wahlziel: Fünf Prozentpunkte weniger als beim letzten Mal will sie erreichen; mit Gysi kam die Partei auf 22,6 Prozent. Das könnte dann knapp, ganz knapp reichen für eine Fortsetzung der rot-roten Koalition mit der SPD. Begeisterung löst das nicht aus an der Basis, aber regieren zu können, auch kompromisslerisch, ist als Wert an sich hier inzwischen anerkannt. Spitzenkandidat Wolf, bekennendes sowie beitragszahlendes Mitglied im Fanclub von Sparsenator Sarrazin und als williger Helfer gerne gesehen in den Wirtschaftskreisen der Stadt, zählte zwar einiges auf, was die PDS anders machen würde, wenn sie denn könnte; aber allein das Wissen darum scheint der Partei heutzutage zu reichen. Das, was Parteitagsgast Lafontaine herbeiwünscht, nämlich einen Generalstreik, um die Regierung in die Knie zwingen zu können, will zu dieser Partei irgendwie nicht mehr so richtig passen. Für so etwas Wildes sind jetzt andere zuständig: die Rebellen um Lucy Redler von der konkurrierenden Berliner WASG.

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