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Meinung: „Wir bemühen uns …

… um eine noch größere Praxisorientierung.“ Deutschland ist zwar Exportweltmeister – aber das Interesse der Deutschen an außenpolitischen Themen ist vergleichsweise gering.

… um eine noch größere Praxisorientierung.“

Deutschland ist zwar Exportweltmeister – aber das Interesse der Deutschen an außenpolitischen Themen ist vergleichsweise gering. Man kann das bedauerlich finden. Oder man kann versuchen, es zu ändern. Das tut die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), die in der Berliner Philharmonie heute ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Bundespräsident Horst Köhler wird sprechen, 700 Gäste werden da sein – und vielleicht auch diskutieren über das Lebensmotto der DGAP, das da lautet: raus aus dem Elfenbeinturm.

Nun ist es nicht so, dass die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik je ein praxisferner Verein gewesen wäre. Von Anfang an diente die DGAP auch der Wirtschaft als Forum. So gehörte der mächtigste Bankier seiner Zeit, Hermann Josef Abs, zu den Unterzeichnern des Gründungsaufrufs im März 1955. Allerdings will sich die DGAP ein halbes Jahrhundert später noch mehr für Anwendungs-Fragen öffnen. Eberhard Sandschneider, der Direktor des Forschungsinstituts der DGAP, spricht ganz zeitgemäß von einer „Nachfragepolitik“ seines Hauses. Hoch im Kurs steht in der Wirtschaft derzeit beispielsweise die Frage, wie der deutsche Markt langfristig mit Energie versorgt werden kann.

Sandschneider, der vor knapp zwei Jahren die Leitung des Forschungsinstituts vom inzwischen emeritierten Transatlantiker Karl Kaiser übernahm, ist Asien-Experte. Auch das sagt schon etwas aus über die neue Weltordnung. Die klassischen strategischen Themen der DGAP bleiben zwar erhalten: die transatlantischen Beziehungen und das Ost-West-Verhältnis, Europa und dessen deutsch-französischer Kern. Aber es kommen auch neue hinzu: Asien, die Frage der Rohstoffe und der Migration.

Zu den Konstanten der DGAP gehört, dass die Gesellschaft, deren Jahresetat von rund drei Millionen Euro sich hauptsächlich dem Engagement privater Mitglieder und Förderer aus der Wirtschaft wie Daimler-Chrysler oder der Deutschen Bank verdankt, unabhängig von der Politik bleiben will. Und auch wenn die DGAP raus aus dem Elfenbeinturm will, wird es künftig weiterhin in ihrem Haus an der Berliner Rauchstraße immer wieder halb öffentliche Gespräche nach „Chatham House rules“ geben – also den Vertraulichkeitsregeln, die man sich am Londoner Royal Institute for International Affairs ausgedacht hat. Ganz im Sinne der Diplomatie.

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