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Meinung: „Wir können nicht wegsehen“

Eine Woche lang ist der Schauspieler und Regisseur George Clooney durch die westsudanesische Krisenprovinz Darfur und den benachbarten Tschad gereist. Als er zurückkam, sagte er, die Region sei Schauplatz „des ersten Völkermordes des 21.

Eine Woche lang ist der Schauspieler und Regisseur George Clooney durch die westsudanesische Krisenprovinz Darfur und den benachbarten Tschad gereist. Als er zurückkam, sagte er, die Region sei Schauplatz „des ersten Völkermordes des 21. Jahrhunderts“. Am vergangenen Wochenende nahm Clooney mit seinem Vater Nick an den Massendemonstrationen in den USA für ein Ende der Gewalt in Darfur teil. Nick Clooney beschwor die Demonstranten, mit ihrem Druck auf die amerikanische und andere westliche Regierungen nicht nachzulassen. Denn: „Wir haben den Holocaust nicht gestoppt. Wir haben Kambodscha nicht gestoppt. Wir haben Ruanda nicht gestoppt. Aber das Morden in Darfur können wir stoppen.“

So einfach ist das aber nicht. Der Konflikt in Darfur begann Anfang 2003. Damals griffen Rebellen Regierungsstützpunkte an. Die Regierung des Präsidenten Omar al Baschir rächte sich furchtbar. Die sudanesische Armee bombardierte systematisch Dörfer, in die kurz nach den Angriffen die mit der Regierung verbündeten arabischen Reitermilizen Dschandschawid einfielen. Die Dschandschawid töteten die Männer, vergewaltigten die Frauen und stahlen, was übrig blieb, bevor sie die Dörfer in Brand setzten. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen sind in dem Konflikt mindestens 200 000 Menschen getötet und 2,4 Millionen Angehörige der ebenfalls muslimischen schwarzafrikanischen Stämme vertrieben worden.

George Clooney, der sich seit einigen Jahren immer wieder politisch äußert, fordert einen Nato- Einsatz, um die Flüchtlinge zu schützen. Dafür hat auch die amerikanische Außenministerin Condoleezza Rice einige Sympathie. Und auch Präsident George W. Bush sprach von einem Völkermord, der sich in Darfur abspielt. Doch das allein bringt noch keine Mehrheit im UN-Sicherheitsrat. Denn dort kann sich Sudan auf seinen Verbündeten China verlassen. China ist der größte Investor in Sudans Erdölindustrie und auch der größte Abnehmer des Rohstoffs. Von New York hat Omar al Baschir also nichts zu befürchten – und das weiß er auch.

George Clooney dürfte das bewusst sein. Der Schauspieler, dem mit der Fernsehserie „Emergency Room“ der Durchbruch gelungen war, mischt sich nämlich nicht nur außerhalb der Filmindustrie ein. Er dreht auch politische Filme, wie „Good Night, and Good Luck“, der derzeit im Kino zu sehen ist.

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