zum Hauptinhalt

Meinung: „Wir müssen dringend …

… Störendes überwinden.“ Probleme sind dazu da, dass man sie anpackt.

… Störendes überwinden.“

Probleme sind dazu da, dass man sie anpackt. Und zwar schnell. Wer nach dieser Devise lebt und Erfolg damit hat, gilt in Politik und Wirtschaft als Alphatier. So jemand wird normalerweise nicht Präsident des Evangelischen Kirchentages, der heute Abend in Hannover eröffnet wird. Der 44-jährige, groß gewachsene Mann mit dem kahlen Schädel, der dieses Amt seit zwei Jahren ausübt, wirkt denn auch bisweilen immer noch fremd unter seinen Mitstreitern im Glauben, die allzu gerne das Gute gegen das Machbare ausspielen und das Wünschenswerte für die Realität halten.

Dass die Annäherung zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche seit dem gemeinsamen Kirchentag vor zwei Jahren nicht vom Fleck kommt, ist so ein Problem, das dem Kirchentagspräsidenten unter den Nägeln brennt. „Was als störend, schwierig und unnötig empfunden wird, müsse dringend ausgeräumt werden“, sagte er vor Beginn des Kirchentags in Hannover. Zum Beispiel der Streit übers gemeinsame Abendmahl.

Wäre der Vater von drei Töchtern nicht schon immer einer gewesen, der die Dinge anpackt, hätte er es nicht so weit gebracht: Er ist nicht nur Medizinprofessor an der Universität Bayreuth und Direktor eines Transplantationszentrums in Augsburg, sondern er sitzt auch im Nationalen Ethikrat und hat in der Rürup-Kommission mitgewirkt.

Dass die Kirchenleitungen so lange brauchen, um aufeinander zuzugehen, kann er genauso wenig verstehen, wie die Angst so vieler Christen vor der Gentechnik. Mit dem Kirchentag will er frischen Wind in die verfahrene Diskussion bringen und hat vor wenigen Tagen einen Sturm der Entrüstung entfacht. Da vertrat er in einem Interview die Meinung, dass die Kirchensteuer abgeschafft gehöre. Am nächsten Tag musste er zurückrudern. Er habe nur sagen wollen, dass die Kirchensteuer durch neue Einnahmequellen ergänzt werden müsse. Sich ausruhen auf Althergebrachtem ist sein Ding eben nicht. Wer Menschen für den Glauben gewinnen will, vor allem die jungen, braucht solche Grenzgänger wie Nagel, die auch mal sagen, was viele denken. Und die am eigenen Leben vorführen, dass sich Glauben und Naturwissenschaft, Familie und Erfolg im Beruf beflügeln: „Auch wenn es sich nicht gleich auf den ersten Blick erschließt: Die verschiedenen Aufgaben, die ich ausübe, konzentrieren sich immer auf eines: den Menschen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false