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Meinung: Wir müssen uns hüten

Von Frank Jansen

Terroristen agieren nicht nur mit Sprengstoff, Maschinenpistolen und anderem gefährlichen Werkzeug. Es gibt eine Waffe, die materiell nicht greifbar ist und doch eine starke Wirkung hat: Es ist die Angst, die Terroristen schüren. Al Qaida setzt die Waffe „Angst“ so effektiv ein wie keine Terrororganisation zuvor. Planmäßig wird der Westen mit Drohungen kommender Blutbäder erschreckt – um uns mental zu zermürben. Da erscheint die Aufregung um die Warnungen der USRegierung vor Anschlägen auf Finanzzentren in New York, Washington und Newark, kombiniert mit dem Übergang zur Alarmstufe Orange, als perfider Erfolg der Al-Qaida-Strategie des permanenten Schreckens. Dieser Eindruck ist falsch und wahr zugleich.

Er ist falsch, weil die Warnungen berechtigt waren. Auch wenn einige Erkenntnisse schon drei Jahre alt sind: In der Kombination mit den Aussagen der kürzlich in Pakistan gefassten, hochrangigen Al-Qaida-Leute und dem gefundenen Material muss die Gefahr eines drohenden Anschlags ernst genommen werden. Das gilt umso mehr, da die Festnahmen auch belastbare Hinweise auf Pläne für einen Angriff auf den Londoner Flughafen Heathrow ergaben. Wer mit deutschen Sicherheitsexperten spricht, bemerkt eine seit Wochen deutlich gestiegene Sorge vor einem verheerenden Attentat.

Die US-Behörden haben allerdings einen Fehler begangen, der die Strategie der permanenten Zermürbung begünstigt. Der Chef des Ministeriums für Heimatschutz, Tom Ridge, und die von den Medien zitierten, namenlosen Sicherheitsexperten haben der Öffentlichkeit ein Durcheinander von brisanten Statements und Abwiegelei geboten. Wenn die Öffentlichkeit Warnungen deshalb kaum noch ernst nimmt, die Angst in Desinteresse umschlägt und die Wachsamkeit nachlässt, wäre das auch ein Erfolg der Al-Qaida-Strategie.

Der Westen muss lernen, der Terrorgefahr überlegt und ruhig zu begegnen. Deutschland ist da nicht ausgenommen – erinnert sei an die Hektik im Winter, als das Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg bedroht schien. Die psychologische Kriegführung der Al Qaida ist nur so erfolgreich, wie wir uns darauf einlassen.

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