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Meinung: Wir sind es unseren Toten schuldig

Die Bundesrepublik braucht ein Ehrenmal für ihre gefallenen Soldaten Von Franz Josef Jung

Ob im Camp Warehouse in Kabul, in Masar-i-Sharif im Norden Afghanistans, ob in Bosnien-Herzegowina oder im Kosovo, überall dort, wo unsere Soldaten in zum Teil langjährigen Auslandseinsätzen sind, haben sie einen Gedenkstein, eine Gedenktafel oder einfach einen Ort der Stille für ihre im Einsatz ums Leben gekommenen Kameradinnen und Kameraden errichtet.

Bei meinem ersten Besuch unserer Soldaten in Afghanistan, Ende 2005, hielt ich an einem errichteten Gedenkstein inne und gedachte unserer toten Soldaten.

Noch auf dem Rückflug nach Deutschland – kurz vor Weihnachten – kam mir der Gedanke, hier am Bendlerblock, dem repräsentativen Ort der Bundeswehr in Berlin, ein öffentlich zugängliches Ehrenmal für die über 2600 seit Gründung der Bundeswehr ums Leben gekommenen Soldaten und zivilen Mitarbeiter zu errichten. Dies ist schließlich auch der Ort, an dem wir öffentliche Gelöbnisse abhalten und Staatsgäste empfangen, die bei dieser Gelegenheit die Möglichkeit hätten, am Ehrenmal einen Kranz niederzulegen.

Der Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages, dem ich das Projekt bereits im Mai letzten Jahres präsentiert hatte, war von der Idee, ein Ehrenmal zu errichten, überzeugt.

Mittlerweile hat die öffentliche Diskussion über meinen Vorschlag Fahrt aufgenommen. Aus der Mitte des Parlamentes, aber auch in der Publizistik gibt es vereinzelt Stimmen, die ein solches Ehrenmal in der Nähe des Parlamentes errichtet sehen wollen. Sie argumentieren, sie wollten dadurch dokumentieren, dass es sich bei der Bundeswehr um ein Parlamentsheer handele.

Alle sind sich einig, dass es eines solchen Ortes des ehrenden Gedenkens bedarf. Große Übereinstimmung gibt es auch dahingehend, dass an diesem Ort der Soldatinnen und Soldaten und zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundeswehr gedacht wird, die in Ausübung des Dienstes ihr Leben ließen. Manche fordern, dass die Namen und das Todesdatum in diesem Ehrenmal Eingang finden sollten. Dies soll jedoch meines Erachtens den Angehörigen überlassen bleiben, ob sie der Veröffentlichung des Namens zustimmen wollen oder nicht.

Wir sollten bei dieser Debatte das Übereinstimmende in den Vordergrund rücken und nicht das Trennende betonen. Einzelmeinungen wie die eines einzelnen Journalisten im „Stern“, der behauptet, ich betreibe eine „Strategie des Verwischens und Verschweigens“, sind grob falsch und verkennen die wahre Situation. Solche und ähnliche Äußerungen sind nicht geeignet, die Debatte über einen zentralen Ort des Erinnerns an die Toten in der Bundeswehr zu befördern.

Diese wichtige Debatte ist auch nicht dazu geeignet, etwa die toten Soldaten der Auslandseinsätze gegen die gestorbenen Soldaten und zivilen Mitarbeiter in Deutschland seit Gründung der Bundeswehr im Jahre 1956 aufzurechnen.

Nein, es geht um etwas anderes: Dieses Ehrenmal soll diejenigen würdigen, die in Ausübung ihres Berufes ihr Leben gelassen haben für die Verteidigung von Recht und Freiheit unseres Vaterlandes. Die Toten zu ehren, sich im Sinne einer Ehrenbezeugung vor ihnen zu verneigen, steht am zu errichtenden öffentlich zugänglichen Ehrenmal am Sitz des Bundesministeriums der Verteidigung hier in Berlin im Vordergrund. Darum geht es.

Wir sind es unseren Toten schuldig!

Der Autor (CDU) ist Bundesminister der Verteidigung.

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