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Meinung: Wir sind schuld!

Sie glauben ja gar nicht, wie schwer Journalismus ist. Denn egal, was passiert: Die Medien sind schuld.

Sie glauben ja gar nicht, wie schwer Journalismus ist. Denn egal, was passiert: Die Medien sind schuld. Vor allem an der Gewalt. Entweder, weil sie Gewaltdarstellungen verbreiten, oder, weil sie zu wenig über die Hintergründe der Gewalttaten berichten, die sie besser nicht darstellen sollten. Wie die Argumentation genau funktioniert, erfahren wir jetzt gerade aus Potsdam. Ein Wissenschaftler kritisiert heftig, die Presse habe es verabsäumt, über die „strukturellen Ursachen“ des Erfurter Massakers zu berichten. Nämlich, dass die Schule dem Täter nicht die erhoffte Anerkennung gegeben habe. Also, Lehrer: Mal zwischendurch eine Zwei minus statt einer Fünf, ein Lob statt eines Tadels, und das wilde Herumballern ist Geschichte. Eine Frage aber bleibt: Wie kommt es, dass unter Kaiser Wilhelm, mit Karzer, Prügelstrafe und Schuluniform, so bemerkenswert wenige Lehrer und Schüler umgebracht wurden? Weil das zwar strukturelle Ursachen waren, aber keine freie Presse existierte, die darüber nichts hätte schreiben können? An den DDRSchulen hat auch niemand geschossen, nicht einmal regimekritische Schüler, denen doch bekanntlich nahezu jede Anerkennungvorenthalten wurde.Es könnte mal ein Wissenschaftler die mutige These aufstellen, der Täter sei schuld an seiner Tat. Aber kommt er so in die Medien?

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