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Meinung: Wir sind so frei

Irren ist menschlich, aber nicht schön. Deshalb leisten wir uns Unternehmen, die Vorhersagen treffen über Ereignisse, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen.

Irren ist menschlich, aber nicht schön. Deshalb leisten wir uns Unternehmen, die Vorhersagen treffen über Ereignisse, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen. Wahlen, zum Beispiel. Hinter welcher Partei macht der Wähler sein Kreuz? Das zu prognostizieren, ist eine Wissenschaft. Dutzende von Faktoren werden herangezogen, berechnet, ausgewertet. Das Ziel der Demoskopen ist es, dem Schicksal einen Streich zu spielen. Nun hat das Schicksal zurückgeschlagen. Dieses Wahlergebnis hat niemand geahnt, geschweige denn vorausgesagt. Und die Fehlermarge lag nicht etwa im Dezimalbereich, sondern – wie im Falle der CDU – bei satten fünf bis sieben Prozent. Was ist passiert? Lügt der Bürger, wenn er vor einer Wahl befragt wird? Was trieb so viele Menschen dazu, innerhalb von wenigen ereignisarmen Tagen der CDU den Rücken zu kehren? Das muss geklärt werden. Zu den Verlierern dieser Wahl gehören die Demoskopen. Das werden sie nicht zugeben. Deshalb dürfen wir auf ihre Theorie, warum das Wunder geschehen musste, gespannt sein. Ist menschliches Verhalten überhaupt prognostizierbar? Vielleicht ist dieser Anspruch zu vermessen. Des Menschen Wille ist frei – und in dieser Freiheit offenbar anarchisch. Er entzieht sich den ausgeklügeltsten Computermodellen. Das ist auch beruhigend. Hätten wir so gewählt, wie vorhergesagt worden war, hätte uns das zu Handlangern der Demoskopen degradiert. Irren ist menschlich. Das ist ganz gut so. mal

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