zum Hauptinhalt

Meinung: „Wir wollen die volle Unabhängigkeit"

Er stammt aus der Region des Kosovo, in der 1999 am heftigsten gekämpft wurde: Dukagjini. Dort liegen die Orte, deren Namen grausige Erinnerungen bei Agim Cekus Landsleuten wecken: Gjakova, Prizren, Peja, Decani.

Von Caroline Fetscher

Er stammt aus der Region des Kosovo, in der 1999 am heftigsten gekämpft wurde: Dukagjini. Dort liegen die Orte, deren Namen grausige Erinnerungen bei Agim Cekus Landsleuten wecken: Gjakova, Prizren, Peja, Decani. Ceku, ehemaliger Stabschef bei der „Befreiungsarmee“ UCK, beliebt bei seinen Landsleuten, wurde jetzt neuer Premierminister des UN-verwalteten Kosovo. Um dessen künftigen Status wird gerade verhandelt: Soll die nominell noch als südserbische Provinz bezeichnete Region in Zukunft Teil Serbiens sein, oder wird sie nach und nach ihre Unabhängigkeit erreichen? In dieser kritischen Phase hat das Kosovo nun endlich wieder eine neue Regierung. Der 45-jährige Berufsoffizier Ceku ist ihr Gesicht.

Auch bei den „Internationals“ genießt Ceku einen guten Leumund, da er den gescheckten Haufen der UCK nach dem Krieg zum „Kosovo-Schutzkorps“ umgestaltete, ein Auffangbecken für Veteranen. Zu Beginn der Zerfallskriege Jugoslawiens zählte der damals 30-Jährige aus dem Dorf Cyshk bei Peja zu den albanischen Offizieren der „Jugoslawischen Volksarmee“. Er war in Kroatien stationiert, heiratete eine Kroatin und kämpfte bald an der Seite der kroatischen Armee gegen die Serben, die ihn als Kriegsverbrecher betrachten.

Als Ceku im Sommer 1999 seine Zeit bei der UCK absolviert hatte, begann er offen für einen demokratischen Kosovo einzutreten. Zwar ließ Serbien ihn einmal, in Ljubljana, verhaften, doch er kam wieder frei, als westliche Diplomaten für ihn intervenierten. Ceku gilt auch als Vertrauter des vom Den Haager Kriegsverbrechertribunal angeklagten Ramush Haradinaj, der seinen Posten als Premier abgeben musste, um sich dem UN-Gericht zu stellen. Haradinaj ist, wie eine Hand voll anderer Haager Häftlinge, bis Prozessbeginn auf freiem Fuß. Zwar darf er sich im Kosovo eingeschränkt politisch betätigen, doch nicht ohne Einwilligung des amtierenden UNMIK-Chefs Soeren Jessen-Petersen. Von ihm hatte Belgrad vergeblich verlangt, dass er sich gegen die Nominierung Cekus als Premier einsetze. Serbien-Montenegro wirft Ceku die Ermordung von 669 Serben vor.

Ceku selbst richtete jetzt in seiner ersten Ansprache vor dem kosovarischen Parlament mutig das Wort an die Mitbürger der serbischen Minderheit: auf Serbisch. Er war der erste kosovo-albanische Politiker, der diesen Schritt wagte. Ob seine albanischen Landsleute das auf Dauer gutheißen, werden die kommenden Monate zeigen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false