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Für ein paar Stunden stand Russlands Präsident Wladimir Putin auf Finnlands schwarzer Liste.

© dpa

Wladimir Putin: Most wanted in Finnland

Wladimir Putin, der russische Präsident, ist auf die schwarze Liste der Finnen geraten: Für ein paar Stunden war Russlands Präsident „most wanted“. Ein „schweren Irrtum“ nannte es das finnische Innenministerium. Doch nicht jeder hält das tatsächlich für einen Irrtum.

Es gibt eine Menge Menschen, die die finnische Polizei in diesen Tagen für ihre Hellsichtigkeit lobt. Die ihren Mut preist und ihren Hang, Wahrheiten auszusprechen. Es gibt natürlich auch andere Menschen, unser ehemaliger Kanzler Gerhard Schröder könnte so einer sein, die den Finnen bescheinigen zu spinnen. Den Finnen selber ist die Sache furchtbar peinlich. Aber warum nur? Die finnische Polizei führt Listen. Interne, vertrauliche schwarze Listen. Auf einer dieser Listen stehen all die Personen, die der Beteiligung oder Planung von Straftaten verdächtigt werden, für die es mindestens sechs Monate Haft gibt. Mutmaßlich ist das eine sehr lange Liste. Nach derzeitigem Kenntnisstand finden sich auf der Liste auch die „Nachtwölfe“. Die „Nachtwölfe“ waren oder sind in Russland in etwa das, was bei uns die Hells Angels und Bandidos sind. Sehr ruppige Gesellen, die in den 90er Jahren Angst und Schrecken verbreiteten, heute aber sehr angepasste linientreue Russen sind, mit besten Kontakten zu orthodoxen Fundamentalisten und zur Elite des Geheimdienstes, also zu Wladimir Putin. Und nun hat es eben eine Verbindung zwischen Finnen und Russen gegeben, die die einen peinlich nennen, die anderen nur folgerichtig. Wladimir Putin, der russische Präsident, ist auf die schwarze Liste der Finnen geraten. Nur kurz zwar, nur ein paar Stunden, dann wurde der Fehler korrigiert und Putin war nicht mehr „most wanted“, sondern wieder „lupenreiner Demokrat“, zumindest nach Meinung des eingangs erwähnten ehemaligen Kanzlers. Der finnische Polizeichef Mikko Paatero sprach von einem „schweren Irrtum“, das finnische Innenministerium hat eine umfangreiche Untersuchung angekündigt, die Staatsanwaltschaft von Helsinki möchte ein Verfahren gegen die Verursacher eröffnen, und Putins Pressesprecher erklärte, dass die Angelegenheit für Putin selber mit einer Entschuldigung erledigt sei.

Bleiben die, für die Wladimir Putin so gar nicht lupenrein ist und seine Politik nicht astrein, die Mitglieder von Pussy Riot etwa, die Aktivistinnen von „Femen“, die Leidtragenden der stark eingeschränkten Pressefreiheit, die wachsende Zahl der Opposition, bleiben auch all die Homosexuellen, die verfolgt werden in Russland und nicht geschützt werden von ihrem Präsidenten, die alle den finnischen Polizisten mit ihrer schwarzen Liste zurufen: Wladimir Putin, ein gesuchter Straftäter? Ja, was denn sonst?!

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