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Meinung: Wo der Glaube ist, da ist auch Lachen

Zum Interview mit dem Intendanten der Komischen Oper Barrie Kosky vom 4. April Ja!

Zum Interview mit dem Intendanten der Komischen Oper Barrie Kosky vom 4. April

Ja! „Man muss die Operette wieder ernst nehmen“ und darf E- und U-Musik nicht trennen (mit Intendant Barrie Kosky), denn „jenseits des Berges sind auch Leute“ (Martin Luther). „Die Nachtigall ist Sängerin, der Musika ein Meisterin“ (Luther 1538, Evangelisches Gesangbuch Nr. 319, Vers 3). Nein! Martin Luther war kein Antisemit. Nach Jahren der Versöhnungsbereitschaft beschuldigte er im Alter Juden fälschlich: „Eine offenbare Lüge bedarf keiner Antwort“ (Luther).

Eckart Wragge, Ev. Theologe,

Berlin-Lichterfelde

Nichts gegen den Intendanten der Komischen Oper Barrie Kosky und seine ideenreich erfrischende Spielplanpolitik. Doch was haben ihm „die“ Deutschen, was hat ihm der Reformator Martin Luther angetan, dass er sich im Interview zu solchen Verbalausfällen hinreißen ließ? Luther, ein Mann ohne Humor? Da sollte er sich mal in dessen „Tischreden“ vertiefen. Und wir Deutsche, denen Luther heute noch den Spaß „verbietet“? Da lachen ja die Hühner und mit ihnen Millionen von – deutschen – Fernsehzuschauern, die sich regelmäßig Comedys oder die „heute-show“ reinziehen. So sehr Herrn Kosky bei solchen Sätzen

der Schalk geritten haben mag: Das ging eindeutig daneben.

Christian Deutschmann,

Berlin-Friedenau

Was Barrie Kosky als „spezifisch deutsches Problem“ sieht, ist falsch. Spaß, Fröhlichkeit und Vergnügen kommen doch bei uns auch reichlich vor. Und dass Martin Luther für ihn der „Staatsfeind Nummer 1“ ist, finde ich nicht richtig.

Antisemitisch war Luther nicht, denn Antisemitismus ist erst im 19. Jahrhundert entstanden. Zur Zeit Luthers und Jahrhunderte davor ging es um Antijudaismus, das heißt, um den jüdischen Glauben. Für Luther war jeder getaufte Jude ein vollständiger Christ. Ihn störte nur die Weigerung der Juden, zum Christentum zu konvertieren. Um Volk und Rasse ging es erst ca. dreihundert Jahre später. Und dass er auch das Lachen unterdrücken wollte, ist nirgends belegt.

Gewiss sind Luthers Schriften ernst, weil er es als wichtigste Aufgabe betrachtete, die Kirche zu reformieren. Und Religion ist nun wirklich etwas Ernstes. Aber Luther hatte auch Humor. Es gibt Zitate von ihm, von denen ich hier zwei wiedergebe: „Wo der Glaube ist, da ist auch Lachen“ und „Gott will, dass wir fröhlich seien, und hasst alle Traurigkeit“.

Jan-Derk Angeneyndt, Berlin-Lankwitz

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