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Meinung: Wodurch kann die Vermüllung in den Parks vermieden werden?

„Was vom Osterpicknick übrig blieb“ vom 26. April Ihrem heutigen Artikel stimme ich vollkommen zu – jedoch war es nicht nur der Görlitzer Park oder der Friedrichshain, der verdreckt war.

„Was vom Osterpicknick übrig blieb“ vom 26. April

Ihrem heutigen Artikel stimme ich vollkommen zu – jedoch war es nicht nur der Görlitzer Park oder der Friedrichshain, der verdreckt war. Bereits am Ostersonntagmorgen spazierte man am Landwehrkanal beim Urbankrankenhaus, beidseitig, durch Müllhaufen, ebenso an den schönen neuen Grünanlagen am Spreeufer zwischen Ostbahnhof und Oberbraumbrücke, entsetzlich. Nicht eine Bank, die nicht rundherum vermüllt war, und erst die Wiesen! Wo sind wir denn?

Es ist ein Jammer, dass Berlin so unflexibel ist und nicht für Reinigung in den frühen Morgenstunden auch an Feiertagen und Sonntagen sorgen kann.

Ein genauso großer Jammer ist die mangelnde Erziehung, die solche Missstände erst aufkommen lässt. Mit Schrecken stelle ich auch die Gleichgültigkeit vieler Menschen fest – die der Dreck offenbar nicht stört.

Sie nehmen auf vermüllten Bänken auch noch Platz und genießen das schöne Wetter!

Hannelore Kusserow, Berlin-Mitte

Es wird einiges richtig beschrieben: die Abfallberge, die überfüllten Papierkörbe, die liegen gelassenen Essensreste und die teilweise ekligen Ecken. Das alles bereitet uns immer wieder Probleme, weil wir das als Bezirk letztlich kostenintensiv alles wegschaffen (lassen) müssen. Und wir kennen das natürlich nur zu gut, denn die Bürgerinnen und Bürger beschweren sich direkt bei uns über den Dreck und wünschen schnellere und häufigere Beseitigung. Einmal den Görlitzer Park säubern kostet ca. 1000 Euro, nach Ostern auch das Doppelte, und dabei bleiben Kronkorken und Zigarettenstummel noch liegen. Zwei Reinigungsgänge pro Woche können wir finanzieren, für mehr gibt uns der Senat nicht genug Geld. Deshalb scheitert die Reinigung an Sonn- und Feiertagen nicht an mangelnder Flexibilität, sondern am fehlenden Geld für die Beauftragung der durchaus flexiblen Reinigungsfirmen.

Das Müllproblem mit einem Grillverbot in den Griff zu bekommen, ist zu kurz gedacht. Einem Verbot mag man aus lufthygienischen Gründen als probatem Mittel gegen die Rauchschwaden spontan zugeneigt sein, aber es geht ja um den Müll. Der entsteht zwar auch beim Grillen, aber auch einfach dadurch, dass die Menschen beim ersten guten Wetter in die öffentlichen Parkanlagen streben. Dort wird mit und ohne Hund spaziert, gerannt, auf der Wiese gelegen und auf der Bank gesessen, gepicknickt und gegrillt, Musik gespielt oder Sport gemacht oder alles zusammen. Das ist öffentliches Leben im öffentlichen Park, und so soll es sein und bleiben.

Die Parkgäste bringen Getränke und Essen mit – und Verpackung. Und hier beginnt das Problem, denn was bei Lagerung und Transport der Hygiene dient, wird nach Verzehr des Inhalts zum Müll. Und mit diesem gehen die Menschen dann wiederum sehr unterschiedlich um. Der wird einfach liegen gelassen, oder im Park an den dafür vorgesehenen Stellen entsorgt, seltener wieder mitgenommen und zu Hause in die Mülleimer geworfen. Für Fehlverhalten und Schmutztoleranz macht die Leserin mangelnde Erziehung der Einzelnen verantwortlich. Dabei ist individuelles Verhalten nicht unbedingt immer schlüssig. Denn wer sich im Park vorbildlich verhält, mag außerhalb ein Parksünder sein und gerade den Fahrradweg mit seinem Auto verstellen.

Meine These ist, dass wir als Stadtgesellschaft eine politische Diskussion darüber führen müssen, wie wir den öffentlichen Raum begreifen und benutzen: Als unseren gemeinsamen Raum in einer gemeinsamen Verantwortung oder als reine Versorgungsleistung des Staates, der gefälligst die allzeitige uneingeschränkte Nutzbarkeit und Sauberkeit zu garantieren hat. Das soll nicht heißen, dass künftig die Bürger selbst Hand anlegen und den Park pflegen und reinigen müssen, das ist schon eine Aufgabe der öffentlichen Hand. Aber der öffentliche Raum ist eben auch ein sozialer Raum, Ort sozialer Interaktion, und insofern ist seine mutwillige Verschmutzung, Beschädigung oder Zerstörung unsozial, gerade gegenüber denjenigen, die auf ihn aufgrund ihrer ökonomischen Situation am meisten angewiesen sind. Dies sind auch und gerade Einwandererfamilien, und so ist das Kopfschütteln der im Artikel erwähnten Türkin mit Kopftuch nur allzu verständlich.

Wir müssen auch fordern, dass gesellschaftlicher Protest im öffentlichen Raum vermittelbare Formen findet und nicht in blindem Vandalismus daherkommt. Das Verfeuern von Parkbänken und das Zerdeppern von Bierflaschen können einem klaren Kopf kaum als angemessene Protestform entspringen.

Deshalb wollen wir als Bezirk beim Görlitzer Park beispielhaft versuchen, im Dialog mit den Besuchern, Benutzern und Bewohnern über unsere gemeinsamen Interessen am Park und unsere jeweilige Verantwortlichkeit zu sprechen und dabei zu neuen Modellen für die Parkbetreuung zu kommen, mehr und andere Reinigung eingeschlossen.

— Hans Panhoff, BA Friedrichshain-Kreuzberg, Stadtrat für Bauen, Wohnen und Immobilien

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