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Wolfgang Przewieslik: "Ich bin nicht ferngesteuert"

Mit einem Volksbegehrens für vorgezogene Neuwahlen will er Klaus Wowereit und den rot-roten Senat aus dem Amt jagen: Ein Porträt des Initiators Wolfgang Przewieslik.

Von Sabine Beikler

Mit ihren Knopfaugen und den länglichen Ohren sind Chinchillas possierliche Tiere. Sie leben in großen Höhen und sind "Überlebenskünstler", wie der Marketingfachmann Wolfgang Przewieslik sagt. Er hielt früher zwei Chinchillas. Faszinierend findet der 47-Jährige das Gruppenverhalten der Tiere. Eine Parallele mit seinem Leben zieht er selbst: Ohne die "Gruppe" könne er seine Ziele nicht erreichen. Przewieslik will als Vorsitzender der 90-köpfigen Initiative "Thema Tempelhof" Klaus Wowereit und den rot-roten Senat durch ein Volksbegehren für vorgezogene Neuwahlen aus dem Amt jagen.

Als junger Mann war er bei Amnesty International und in der Gesellschaft für bedrohte Völker aktiv. Heute kämpft er gegen die "Selbstgefälligkeit" Wowereits, gegen das "Missmanagement" des Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin - und ganz besonders und immer noch gegen die Schließung des Flughafens Tempelhof. Przewieslik war in der Interessengemeinschaft Berlin Tempelhof (ICAT) aktiv, die im Vorjahr mit ihrem Volksentscheid für Tempelhof nicht erfolgreich war.

Mit dem ICAT-Vorstand überwarf er sich irgendwann. Przewiesliks Vorstellungen waren selbst für die glühendsten Befürworter von Tempelhof nicht mehr nachvollziehbar. Er forderte zum Beispiel OSZE-Beobachter aus Wien für den Volksentscheid in Berlin. Das verteidigt er heute noch. "Wenn ein Bürgermeister schon vor einer Abstimmung sagt, sie sei unnötig, darf man in Sorge sein, dass möglicherweise Ungenauigkeiten passieren können." Es habe einige "komische Vorgänge" gegeben, die aber "auf keinen Fall", betont er, dem Landeswahlleiter und dessen Mitarbeitern zugesprochen werden könnten. Und außerdem werde die OSZE ja nicht nur in Krisenregionen eingesetzt.

Przewieslik als "Spinner" abzutun, würde ihm nicht gerecht werden. Wenn er von etwas überzeugt ist, kann er jedoch übers Ziel hinausschießen. Er sei "fanatisch", erzählt man über ihn.

Als Privatmann hat Przewieslik erfolglos gegen die Entwidmung des Flughafens Tempelhof geklagt. Seine Revision wurde nicht zugelassen. Jetzt will er mit einer Nichtzulassungsbeschwerde vor das Bundesverwaltungsgericht ziehen. All das finanziert er über Spenden und Sponsoren von Privatleuten. Eine "bunte Mischung" würde sich dahinter verbergen, aber "ferngesteuert" von Verbänden sei er definitiv nicht. Er wolle nur "Gerechtigkeit".

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