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Wong Kar-Wai:: „Ich freue mich, nach Berlin zurückzukehren“

Es war ein lang gehegter Wunsch des Berlinale-Chefs, Wong Kar-Wai für den Jury-Vorsitz zu gewinnen. Nun hat es geklappt. Ein Porträt.

Berlin, Venedig, Cannes, es ist immer wieder ein schönes Spiel. Kaum macht eins der großen Filmfestivals von sich reden, meldet sich das nächste lautstark zu Wort. Da verkündet Venedig – wo sich heute Abend der Vorhang zur 69. Mostra öffnet –, dass es ebenfalls einen Markt zu etablieren gedenkt, prompt gibt Berlin den Jury-Präsidenten für 2013 (7.-17. Februar) bekannt: den chinesischen Regisseur Wong Kar-Wai. Der war 2006 Jury-Chef in Cannes, wo es wiederum ein beliebtes Ritual ist, die wichtigste Personalie des Festivals just dann zu vermelden, wenn die Berlinale ihr Programm veröffentlicht. Konkurrenz belebt auch das Festivalgeschäft.

Es war ein lang gehegter Wunsch, sagt Berlinale-Chef Dieter Kosslick, Wong Kar-Wai für den Jury-Vorsitz zu gewinnen: „Die Poetik seiner Filme hat uns alle begeistert.“ Der 1958 in Schanghai geborene, in Hongkong aufgewachsene Regisseur ist ein Meister des Melodrams, der Melancholie. Seine Themen, vom Debüt „As Tears go By“ (1988) bis zu den „Blueberry Nights“ mit Norah Jones: die unerfüllte, sich verzehrende Liebe, die Einsamkeit der unglücklich Liebenden, der Schmerz, der Tod. Seine Filme sind von herzzerreißender Stille und zärtlicher Wildheit, sie spielen im Gangstermilieu, in der überfüllten Hongkonger Mietskaserne („Chungking Express“), in den diskret grausamen Kreisen der Bourgeoisie. Die Titel sind Programm: „Days of Being Wild“, „Fallen Angels“ und vor allem sein Welterfolg „In the Mood for Love“ (2000), die Geschichte eines Mannes und einer Frau, beide verheiratet, die sich im Hotel treffen, immer wieder, vergebens. Die spätere Fortsetzung ist nach der Nummer des Hotelzimmers benannt, „2046“.

In seinen Balladen und Elegien bringt Wong Kar-Wai das Zeichenrepertoire der Sehnsucht auf die Leinwand, die Träne im Close-up, die Gestik der Hingabe, des Verzichts. Seine Obsession gilt der Affektenlehre des Kinos, bis zur Nostalgie, zum Manierismus, zur Pose.

Wong Kar-Wai freut sich auf eine Rückkehr nach Berlin. Hier wurde er international bekannt, als 1994 „Chungking Express“ für Aufsehen sorgte und zwei Jahre später „Fallen Angels“. Dass es dann wieder Cannes war, wo er 2000 den ganz großen Erfolg feierte, geschenkt. Der kultigste Moment der Kult-Inszenierung von „Emilia Galotti“, der finale Tango zur weinenden Violinenmusik von „In The Mood For Love“, den gab’s nur in Berlin, am Deutschen Theater. Christiane Peitz

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