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Zinssenkung in den USA: Schwindende Hoffnung

An die täglichen Schreckensmeldungen der Unternehmen und der Konjunkturforscher haben wir uns beinahe gewöhnt. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt - die Hoffnung darauf, dass es der Staat schon richten wird mit seinem vielen Geld und seinen mächtigen Institutionen, in Europa wie in Amerika.

Doch diese Hoffnung schwindet – weil es nicht gelingen will, die tiefe Wirtschaftskrise in den Griff zu bekommen. Das zeigt der verzweifelte Versuch der US-Notenbank Federal Reserve, mit immer billigerem Kapital die Wende zu erzwingen. Trotz der zehnten Zinssenkung seit Juni 2007 kommt der Geldfluss in Amerikas Finanzsystem nicht in Gang. Jetzt, wo der Satz bei Null Prozent liegt, haben die Währungshüter ihr Pulver verschossen. Die traditionellen Instrumente, vor allem die Senkung des Leitzinses, sind wirkungslos geworden.

Fed-Chef Ben Bernanke und seine Leute müssen zwangsläufig neue Wege gehen, um die Konjunktur zu beleben – Wege, von denen niemand weiß, ob sie Wirkung zeigen. Sie wollen nun in großem Stil Wertpapiere kaufen, auch solche zweifelhafter Qualität, und Kleinfirmen und Verbrauchern sogar direkt Kredit gewähren. Kurz: Die Fed wirft beherzt die Notenpresse an, ohne Rücksicht auf Verluste. Zu groß ist offenbar die Angst der Währungshüter vor einer Deflation, also einer Spirale aus sinkenden Preisen, zurückgehender Nachfrage, schrumpfenden Gewinnen und einer Rezession ohne Ende. Ist ein Land erst in eine solche Misere gerutscht, kommt es nur schwer wieder heraus – das musste Japan in den neunziger Jahren schmerzvoll erfahren.

Angesichts der Hilflosigkeit der Geldpolitik richten sich die Augen aller nun auf die Regierungen, vor allem auf die in Washington. Möglicherweise klappt es, die Rezession mit Ausgaben hunderter Milliarden zumindest abzumildern. Möglicherweise verpufft das zusätzliche Geld aber schlicht. Dann geht weit mehr verloren als Hunderttausende Arbeitsplätze in den USA wie im Rest der Welt: nämlich das Vertrauen der Bürger, dass der Staat es richten und dem Schrecken ein Ende setzen kann.

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