zum Hauptinhalt

Meinung: Zirkus Deutschland

Die Post – lang ist’s her – war mal eine ebenso staatliche wie staatstragende Einrichtung. Das manifestierte sich vor allem in ihren Briefmarken, die permanent Konrad Adenauer zeigten oder Gustav Heinemann, wahlweise auch Hartbrandwichtel und Räuchermännchen, wenn es um den Aufschlag für die Wohlfahrt ging.

Die Post – lang ist’s her – war mal eine ebenso staatliche wie staatstragende Einrichtung. Das manifestierte sich vor allem in ihren Briefmarken, die permanent Konrad Adenauer zeigten oder Gustav Heinemann, wahlweise auch Hartbrandwichtel und Räuchermännchen, wenn es um den Aufschlag für die Wohlfahrt ging. Das hat das Ansehen der parlamentarischen Demokratie wie der Wohlfahrt gehoben – und ist hoffnungslos vorgestrig. Die Marken der privatisierten Post müssen fetzen, als ginge es um Einschaltquoten, und so haben wir ganz herzlich gelacht über die neue 56-Cent-Marke mit dem Clownsgesicht und dem stilisierten Hütchen obendrauf. „Zirkus“ steht auf der einen Seite, „Deutschland“ auf der anderen: Zirkus Deutschland. Bitte? Äh, liebe Post: Ist das am Ende ein politischer Kommentar? Folgt demnächst ein 18-Cent-Möllemann mit stilisiertem Fallschirm und der Inschrift „Tollhaus Deutschland“? Ein Walser mit kleiner Auschwitzkeule und aussöhnendem Gedenkstättenaufschlag? Immerhin wissen wir, dass die Wohlfahrtsmarken ja den Witwen und Waisen mal geholfen haben – wäre das nicht was für den Bundesetat? Eine 56-Cent-Notopfer-Marke mit dem Porträt von Hans Eichel und einem leeren Sparschwein, verkauft mit einem Etataufschlag von zehn Euro, würde dem Haushalt gut tun. Und die Aufschrift wäre einfach: Armenhaus Deutschland.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false