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Christian Wulff (li.)und Thomas Gottschalk.

© dpa

Zombiehafte Wiederkehr: Lehrjahre mit Gottschalk und Wulff

Christian Wulff zurück am Rednerpult, Thomas Gottschalk bald wieder in der ARD? - Die regelmäßige Wiederkehr alter Größen hat schon fast was Zombiehaftes. Über den richtigen Umgang mit Untoten.

Man lernt ja praktisch nie aus. Auch nicht im Alter. Es gibt so viel zu lernen, jeden Tag etwas Neues. Der Mittfünfziger lernt zum Beispiel seine Rolle als Ex-Fünfziger. Das ist vielleicht weniger spektakulär, ist mehr so ein schleichender Prozess, der aber will auch erst mal vollzogen sein. Volles Verständnis also, wenn andere Menschen sich in ihren neuen Rollen noch schwertun. Als der ehemalige Ministerpräsident von Niedersachsen plötzlich Bundespräsident wurde, war das für ihn auch eine Lehrstelle. Dass Christian Wulff sie in anderer Schreibweise ausführte, und zwar als Leerstelle, ist inzwischen Geschichte und muss hier nicht weiter ausgeführt werden. Inzwischen ist Wulff Ex-Bundespräsident, oder, wie das in diesen Kreisen etwas respektvoller heißt, Altbundespräsident. Als solcher hat er am Mittwoch in Heidelberg seine erste Rede nach seinem Rücktritt gehalten, auf Einladung der Hochschule für Jüdische Studien. Er sprach unter anderem über Fußball und die integrative Kraft der Nationalmannschaft, und, richtig, darüber, dass er sich noch „in der Lernphase als verhältnismäßig junger Altpräsident“ befinde.

Der Mann ist 53 und lernt eben schon wieder und endlich mal. Aber Geschichte wiederholt sich bekanntlich höchstens als Farce, die neue Lernphase muss also nicht zwangsläufig ebenfalls desaströs enden.

Ein anderer Lernender ist Thomas Gottschalk. Der hat nun viele Jahre sehr erfolgreich seine Rolle als Ex-Thommy ausgefüllt, hat aber, nach Lage der Dinge, nun große Schwierigkeiten, seine neue Rolle als Ex-Moderator zu finden. Es wirkte doch schon ein wenig untot, was Gottschalk erst im Vorabendprogramm floppte. Und wandelte sich vollends ins Zombiehafte an der Seite von Dieter Bohlen, dem Vordenker der Zombies in irgend so einer Talentshow. Aber ist das die Schuld Gottschalks, dass sein Geist weiter durchs Fernsehen wabert? Man lässt ihn schließlich auch nicht zur Ruhe kommen. Der Mann ist jetzt 62. Die ARD plant wieder. Da kommt nicht unbedingt immer etwas Gutes raus, diesmal soll es irgendetwas auf der „Samstagabendbühne“ sein, wie die ARD-Vorsitzende Monika Piel berichtete. Und auf dieser Bühne will die ARD-Vorsitzende wen sehen? Richtig: Thomas Gottschalk. Die ARD, der ewig junge Sender. Was den Altmoderator allerdings vom Altpräsidenten unterscheidet: Der Altmoderator hat in seiner wesentlich längeren Amtszeit vieles richtig gemacht. Der Altpräsident hat noch Nachholbedarf.

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