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Meinung: Zufallsvariable

„Sicherheitscheck für die Stadtautobahn“ vom 10. Januar Nach dem spektakulären Verkehrsunfall auf der A100 am ICC appelliert der Verkehrsclub VCD, man solle ein Tempolimit von 60 km/h prüfen.

„Sicherheitscheck für die Stadtautobahn“ vom 10. Januar

Nach dem spektakulären Verkehrsunfall auf der A100 am ICC appelliert der Verkehrsclub VCD, man solle ein Tempolimit von 60 km/h prüfen. Ich bin selbst Mitglied des VCD und kein bleifüßiger Autofahrer, aber möchte trotzdem bemerken, wie unsinnig dies ist. Jeden Tag fahren dort im Schnitt 186 000 Autos vorbei, das sind im Jahr knapp 70 Millionen, in zehn Jahren 700 Millionen. Altgediente Feuerwehrleute wurden zitiert, die einen derartigen Unfall noch nie gesehen hatten, die weitere Berichterstattung unterstützt deren Ansicht. Es geht also um einen Vorfall (Zufall), der sich wohl mit einer Wahrscheinlichkeit in der Größenordnung von eins zu einigen hundert Millionen ereignet. Das liegt in derselben Größenordnung wie das Risiko, Opfer einer globalen Katastrophe durch einen Asteroideneinschlag zu werden. Auch dieses Szenario wird z.B. vom Hollywood-Kino ausgebeutet. Aber würden wir dem VCD noch folgen, wenn er uns die Anschaffung von Notstrom-Aggregaten, Lebensmittel-Vorräten und notwendiger Bewaffnung für die Jahre des drohenden Impakt-Winters empfehlen würde? Wohl nicht.

Und so sollten wir auch in der Frage des Tempolimits auf der Autobahn die Sinne beisammenhalten. Unfälle passieren meistens, weil die geltenden Regeln nicht eingehalten wurden, und manchmal, ganz selten, weil sie unvorhergesehener Teil des Lebensrisikos sind.

Dr. Ralf Milke, Berlin-Wannsee

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