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Meinung: Zurück in der Wirklichkeit

Dass die Industrie in Deutschland keine große Zukunft hat, bekommt beinahe täglich irgendeine Stadt in Deutschland aufs Neue zu spüren. Jetzt waren Stuttgart und Berlin dran.

Dass die Industrie in Deutschland keine große Zukunft hat, bekommt beinahe täglich irgendeine Stadt in Deutschland aufs Neue zu spüren. Jetzt waren Stuttgart und Berlin dran. In der schwäbischen Metropole, aber auch an anderen Standorten, steht der Computer und Servicekonzern IBM vor dem Abbau hunderter Stellen. Und in der Hauptstadt werden 2006 rund 600 Arbeitsplätze wegfallen, weil das Waschmaschinenwerk von Bosch-Siemens in Spandau dichtmacht. Nur ein paar Kilometer weiter südlich, in der Kreuzberger SPD-Zentrale, hat derweil Parteichef Franz Müntefering die Antwort auf diese Misere ersonnen – seine Kapitalismuskritik und die Unterteilung der deutschen Wirtschaft in anständige und unanständige Unternehmen. Den Arbeitern, die nun vor dem Nichts stehen, dürften diese Attacken nichts nützen. Auch Münteferings verzweifelte Ideen zur Zähmung des so bösen Kapitalismus – Mindestlöhne, Transparenz bei Managergehältern, subventionierte Firmenkredite, Angleichung der Steuern in Europa – werden wohl kaum neue Jobs bringen. Rund 1,2 Millionen Stellen sind in der Industrie seit 1995 aus Deutschland verschwunden. Nicht, weil die Bosse ruchlos wären. Sondern weil Arbeit zu teuer ist. Statt Feindbilder zu konstruieren, muss eine Regierungspartei darauf Antworten finden. Und dafür sorgen, dass es für die Industrie bald wieder eine Zukunft gibt – auch in Deutschland. brö

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