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Meinung: Zwischen den Fronten

Die Krise in der Elfenbeinküste ist hausgemacht, sie schwelt seit Jahren und ruiniert ein potenziell reiches Land. Jeder vierte Ivorer ist Gastarbeiter, ein Ausländer aus den armen Nachbarländern im Norden, Mali oder Burkina Faso.

Die Krise in der Elfenbeinküste ist hausgemacht, sie schwelt seit Jahren und ruiniert ein potenziell reiches Land. Jeder vierte Ivorer ist Gastarbeiter, ein Ausländer aus den armen Nachbarländern im Norden, Mali oder Burkina Faso. Aber stets haben die stolzen Einwohner des Südens und alle Regierungen, die nach Félix HouphouetBoigny kamen, Ablehnung gegen die muslimischen Wanderarbeiter gepredigt, weil sie nicht reine Ivorer seien. Dieser Riss in der Gesellschaft zwischen christlichen Südisten und muslimischen Nordisten und ihrer starken Opposition hat seit 1999 nur Militärrevolten und Staatskrisen provoziert. Heute ist das Land geteilt in ein Regierungslager im Süden mit dem schwachen Präsidenten Laurent Gbagbo und die verarmte Rebellenzone im Norden. Ausgerechnet der Puffer zwischen ihnen, die französische Armee, wird jetzt in den Krieg hineingezogen. Jahrzehntelang galten die Franzosen als treue Freunde in Abidjan und mit ihren Investoren als Garanten für Moderne und Wohlstand. Damit ist es vorbei, seitdem Paris versucht, eine neutrale Haltung einzunehmen und einen Frieden mit den Rebellen zu vermitteln. Es fehlt im weltweit größten Exportland für Kakao der Wille zur nationalen Versöhnung. Frankreich hat wirtschaftliche Interessen in der Elfenbeinküste. Je tiefer es aber in den Krieg hineingezogen wird, je mehr Militärschläge es führt, wie jetzt die Zerstörung der Luftwaffe, desto schwieriger wird die Lage der Franzosen im Lande. Dies ist nicht „Frankreichs Vietnam“, wie jetzt ein Regierungsmitglied in Abidjan warnte, aber die Gefahr besteht. Auf lange Sicht müssen Truppen der UN oder der Afrikanischen Union die Franzosen ersetzen. Ihren Frieden müssen die Ivorer selbst finden. chl

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