zum Hauptinhalt

Brandenburg: Mit neuem Schwung auf Landpartie

Saisonstart bei den Brandenburgischen Sommerkonzerten

Freundlicher kann ein Empfang kaum sein. Am Bahnhof nach dem Weg zur Marienkirche befragt, sagt die nette Prenzlauerin spontan: „Da fahre ich Sie rasch rum.“ In der Stadtkirche St. Marien dann begrüßt zum Saisonstart der Brandenburgischen Sommerkonzerte Ministerpräsident und Schirmherr Matthias Platzeck (SPD) besonders herzlich „die Gäste aus der größten märkischen Stadt“ und fügt erklärend hinzu: „Liebe Berliner“.

„Heute werden wir volljährig“, sagt der neue Vorstandsvorsitzende Thomas Schmidt-Ott, der in dieser Funktion in seine erste Saison geht. Und dass 18-Jährige durchaus noch als Heranwachsende betrachtet würden. Wachstum strebt er mit „mehr Konzerten, mehr Künstlern und mehr Zuhörern“ an.

Ganz vorne sitzt Festival-Gründer Werner Martin. Im ersten Jahrzehnt war er die Personifizierung jener „Klassiker auf Landpartie“, die seit 1990 stimmungsvolle Naturerlebnisse und Begegnungen von Stadt- und Landmenschen mit Konzerten in alten Kirchen verbinden.

Der Übergang in eine neue Ära war zunächst mit allerlei Dissonanzen bis hin zur drohenden Pleite verbunden. Gerade in den vorigen Jahren hat sich allerdings auch manches zum Guten gewandelt. „Immer mehr Menschen kommen auf den Geschmack und gönnen sich Hochkultur“, hebt Platzeck hervor. Es sei bemerkenswert und ganz im Sinne der Erfinder, dass inzwischen genauso viele Brandenburger wie Berliner unter den Zuhörern seien. Vor fünf Jahren kamen nur zehn Prozent aus der Mark.

Allerdings gab es hoch engagierte Freundeskreise in den brandenburgischen Aufführungsorten, die nicht nur die legendären Kaffeetafeln mit Selbstgebackenem und Blumenschmuck versorgten , sondern auch die Programme mitgestalteten. Vorübergehend vernachlässigt und teilweise in Auflösung begriffen, sollen diese Freundeskreise nun wiederbelebt werden. Werner Martin plaudert also nicht nur mit Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), der ein treuer Gast ist, sondern erkundigt sich bei den Abgesandten der Freundeskreise auch nach alten Bekannten. Er hofft, dass die Landpartien wieder auf dem richtigen Kurs sind und mahnt den jüngeren Nachfolger, daran zu denken, „dass das Geld nicht aus der Steckdose kommt“.

Der neue Vorstandsvorsitzende war früher Orchesterdirektor des Deutschen Symphonie-Orchesters, das an diesem Nachmittag die Ouvertüre zur Oper „Oberon“ von Carl Maria von Weber spielt, dann Hans Werner Henzes Sinfonie Nr. 8 und schließlich „Ein Sommernachsttraum“ von Felix Mendelssohn Bartholdy mit wunderbar harmonisch sich einfügendem Sieben-Uhr-Läuten der Glocken von St. Marien.

Der 42-jährige Thomas Schmidt-Ott ist ein Experte für Zielgruppenentwicklung, ein Thema, über das er gerade eine Habilitation verfasst. Durch neue Mischungen verschiedener Kulturprogramme will er dort Zuhörer finden, wo die Kultur bislang keine Chance hatte, will auch noch mehr junge Gäste locken und auf sie zugeschnittene Erlebnisse schaffen. Die gute Zusammenarbeit mit den brandenburgischen Sparkassen, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und den Tourismusbeauftragten in den Orten hat aus seiner Sicht sehr dazu beigetragen, dass inzwischen auch so viele Brandenburger die Konzerte und die Rahmenprogramme, wie Führungen, Vorträge, Dampferfahrten besuchen. Gewaltig war etwa die Nachfrage nach dem Konzert mit Max Raabe auf der Förderbrücke des Besucherbergwerks F 60 in Lichterfeld. „Mehr Events“, das ist es, was Schmidt-Ott vorschwebt. Und: „Keine Berührungsängste zur populären Kultur.“ Elisabeth Binder

Mehr Informationen im Internet www.brandenburgische-

sommerkonzerte.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false