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Kurz und knapp: Der Opel Adam ist ein ordentliches Auto mit hohem Spaßfaktor auf engem Raum.

© Markus Mechnich

Fahrbericht Opel Adam: Kleiner Hipster

So sehen Retter aus: Der Opel Adam hat ganz wesentlichen Anteil am Aufschwung in Rüsselsheim. Er ist pfiffig gemacht und kann durch ein ordentliche Qualität überzeugen. Aber, wie Hipster so sind: Sie trinken schon gerne und die vermeintliche Individualität lassen sich auch was kosten.

So ist das manchmal: Die Kleinsten sind nicht selten die Größten, wenn es darauf ankommt. Bei Opel trifft diese, mehr oder weniger kluge, Lebensweisheit auf den Adam zu. Da stecken die Rüsselsheimer, mal wieder, in der tiefsten Krise ihrer Unternehmensgeschichte und da präsentiert die Marke mit dem Blitz Ende 2012 ein kleines kugeliges Auto, das den ganzen Ideenreichtum, den das Unternehmen immer noch hat, auf nicht mal vier Meter zusammenquetscht.

Nach einem Jahr auf dem Marktlässt sich bereits sagen, dass der Opel Adam ein Volltreffer war. Mehr als 21 000 Autos hat Opel vom Adam verkauft. Der Kleine stemmt schon in seinem ersten Jahr mehr als zehn Prozent des gesamten Absatzes von Opel. Gut, könnte man sagen, geht alles vom Corsa ab, den die Kunden dann vielleicht links liegen lassen. Weit gefehlt! Der Absatz des etablierten Kleinwagens ging im letzten Jahr im Vergleich zu 2012 um nicht mal 6000 Autos zurück. Da der Corsa in 2013 schon sein drittes Lebensjahr nach dem Facelift hinter sich gebracht hat, ist das eine ganz normaler Absatzkurve und von Kannibalismus in der Modellpalette kann gar keine Rede sein.

So gesehen ist der kleine Opel Adam ein lupenreiner Eroberer und für die Marke der weiße Ritter, der zur Rettung herbeigeeilt kam. Denn wenn heute von einem Comeback der Marke die Rede ist, dann hat der Adam ganz entscheidende Anteile daran. Denn die Zukunft der automobilen Mobilität in städtischen Gebieten gehört besonders kompakten Autos mit Lifestylefaktor. Dazu braucht man sich nur mal auf den Straßen Berlins umzusehen, wo es auf den Straße und an den Rändern immer enger zugeht. Was früher schon die Italiener mit dem Cinquecento wussten, dass ist heute eine Binsenweisheit: Kleine kompakte Autos sind ideal für enge Städte.

Opel hat, ebenso wie Volkswagen übrigens, diesen Trend lange verschlafen. Die kleinen Billigheimer hat man lieber die Importeure aus Asien oder Südeuropa gelassen und sich auf die margenträchtigeren, höheren Marktsegmente konzentriert. Noch 2008 hieß es beispielsweise bei VW, man könne einen Kleinstwagen nicht zu wettbewerbsfähigen Preisen produzieren. Dass sich da mit findigen Konzepten und schlanker Produktion gutes Geld verdienen lässt, haben andere vorgemacht. Selbst in Frankreich und Italien, in Europa die klassischen Kleinwagenstaaten, haben sie im Kleinstwagenbereich zu spät auf frische innovative Produkte gesetzt. Jetzt rudern alle hinter dem Trend her, den Fiat mit dem 500 oder Mini gesetzt haben. Dazu gehört natürlich auch Opel, aber in dem Kleinen stecken eine ganze Menge Ideen. Fahren wir mal eine Runde mit dem kleinen Großen.

Draufschauen:

Süß sieht er aus, der Kleine. Glubschige Scheinwerferaugen sitzen über einem breiten Lachmund. Ein bisschen Mainzelmännchen-Optik ist das schon, aber vor allem das Kindchenschema könnte greifen und so manchen Käufer und vor allem auch Käuferin verzücken. Die Tochter ist auf jeden Fall sofort verliebt: „Können wir den behalten?“ So knuffig und sympathisch kommt die Konkurrenz nicht rüber, vor allem nicht die aus Wolfsburg. Gegen den Opel Adam ist der VW Up fast ein Spießer.

Halb und halb: Bei der Einrichtung des Opel Adam geht so einiges. Spaß macht das Navi- und Entertainmentsystem Intellilink, das es für recht kleines Geld gibt.
Halb und halb: Bei der Einrichtung des Opel Adam geht so einiges. Spaß macht das Navi- und Entertainmentsystem Intellilink, das es für recht kleines Geld gibt.

© Markus Mechnich

Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten bringt der Adam frischen Wind ins Segment. Opel hat für die meisten Dinge Lösungen gefunden, die nicht nur ein Behelf sind. Selbst für den obligatorischen Problembereich im Heck, der Kummerfalte jener Kleinstwagen, wo nur wenige einen guten Eindruck hinterlassen, macht der „Ädäm“, wie er eingeenglischt ausgesprochen wird, eine gute Figur. Der hintere Stoßfänger geht dem Nutzwert zuliebe etwas in die Breite, aber sonst hat er einen flotten Abschluss. Flott ist auch das Stichwort für die Individualisierungsmöglichkeiten. Der Katalog zeigt seitenweise Räder, Optionen für den Fahrzeughimmel, Klebefolien für vorne, hinten, seitlich oder oben und vieles mehr. Wer hier nicht entschlussfreudig zuschlägt kann sich wahrscheinlich nächtelang mit seinem Opel Adam beschäftigen.

Unserer Opel kommt in gelb-schwarz daher, was vielleicht dem prominenten Werbeträger von Opel, Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp, geschuldet ist. Wie auch immer, mit Karomuster am Fahrzeughimmel, gelber Karosse mit schwarzem Oberteil außen und schwarzem Armaturenträger samt gelben Dekoreinlagen erwärmt der Anblick auch Nicht-Borussen das Herz.

Reinschauen:

Was außen gut beginnt geht natürlich sehr ordentlich weiter. Aber abgesehen von Dekoreinlagen und ist der Opel Adam vor allem eines: Ein sehr ordentlich gemachtes Auto. Natürlich umrundet in diesem Segment vor allem Plastikverkleidung die beiden Passagiere auf den vorderen Sitzen. Aber es passt alles, ist sehr gut verarbeitet und wirkt nicht billig. Vor allem in der Bedienung ist der Opel Adam eine Freude. Drei Regler und ein Touchscreendisplay in der Mittelkonsole genügen. Der berührungsempfindliche Bildschirm lässt sich weitaus besser bedienen als bei der Konkurrenz. Ein Highlight ist der optional bestellbare Dachhimmel mit LED-Leuchten. Wie die meisten der zahllosen Sonderausstattungen ist der mit mindestens 280 Euro gar nicht mal so teuer.

Platz nehmen:

Auf den vorderen Plätzen sind dem Adam die 30 Zentimeter, die dem Kleinen zum Opel Corsa fehlen, kaum anzumerken. Da sitzen auch Erwachsene ganz ordentlich. Zumindest für ein Auto mit diesen Abmessungen. Das Knie schubbert schon mal an der Mittelkonsole und Großgewachsene müssen sich beim Einstieg ducken. Aber das ist schon in Ordnung. Hinten ist, nun ja, für Kinder ok. Die Sitzprobe mit einem Erwachsenen mit knapp 1,90 Metern fiel eher nicht so gut aus. Sich beim Dreitürer in den Fond zu winden und vor allem wieder heraus zu wurschteln, ist eine der schweren Übungen. Darf man dem Auto aber im Grunde nicht vorwerfen, denn bei drei Türen und den Abmessungen sind nun mal die Sitze im Fond nix für Sitzriesen. Ist man mal drin, dann geht das erstaunlicherweise sogar ganz gut und der Karo-Himmel berührt kaum den Kopf der Passagiere.

Ähnliches lässt sich über den Kofferraum sagen. Die 170 Liter Ladevolumen sind zwar ganz gut verteilt, aber alles muss über ein recht hohe Ladekante gewuchtet werden. Die obligatorische Kiste Bier past rein, aber dann nicht mehr viel. Wenn umgeklappt wird, dann sind es doch 663 Liter. Dennoch sollte man Adam das nicht allzu übel nehmen. Ein Fiat 500 schluckt mit 182 Liter kaum mehr, bei geklappter Rückbank mit 610 Liter sogar weniger. In der Disziplin kann der VW Up dann wieder richtig glänzen. Mit 213 und 959 Litern sticht der die Konkurrenz hier locker aus. Der Mini ist mit 160 Litern sogar noch knausriger.

Losfahren:

87 PS leistet der 1,4 Liter große Benziner, der in unserem Opel Adam verbaut ist. Von dem Motor gibt es noch eine Variante mit 100 PS und daneben noch einen 1,2 Liter großen Benziner mit 70 PS. Unsere mittlere Variante ist ein ordentlicher Antrieb für den Kleinen. Die 130 Newtonmeter schieben von unten gut raus und bringen den Opel Adam flott auf Touren. Das hat alles Grenzen, wie der Beschleunigungswert von 0 auf 100 km/h (12,5 Sekunden) beweist. Aber der subjektive Eindruck ist ordentlich. Ob Opel bei den Antrieben noch mal nachlegen wird, ist offen. Ein zwar komplett sinnfreier, aber sehr spaßiger Motor mit 150 PS oder mehr, kann man sich im Adam durchaus gut vorstellen.

Zum Preis von knapp 15 000 Euro gibt es mit dem Opel Adam ausreichend Auto für die Stadt.
Zum Preis von knapp 15 000 Euro gibt es mit dem Opel Adam ausreichend Auto für die Stadt.

© Markus Mechnich

Spaßig ist auf jeden Fall das Fahrwerk der Opel Adam. Ordentlich straff abgestimmt ohne unkomfortabel zu werden. Aber durch den kurzen Radstand und die niedrige Bauart bereitet es schon Freude um die Ecken zu flitzen. An das Kartfeeling eines Mini kommt der Rüsselsheimer jetzt nicht ran. Dennoch ist die Kombination aus Motor undFahrwerk eine flotte Mischung für die Stadt. Auf der Autobahn wird es naturgemäß etwas zäher. Die 176 Stundenkilometer Spitzengeschwindigkeit möchte man jetzt nicht unbedingt aus dem Kleinen herauskitzeln. So ab 140 ist spürbar, dass das Auto kein Autobahn-Flieger ist.

Zumal er dann auch etwas durstig wird, der Opel Adam. Eine Sparkanone ist er ohnehin nicht. Die 5,1 Liter an kombiniertem Verbrauch auf dem Papier hören sich gut an. In der Realität lagen wir, bei sehr hohem Stadtanteil zwar, bei 8,6 Litern. Zugegeben, aufgrund der Fahrfreude, die das Auto vermittelt, sind wir nicht allzu ökonomisch unterwegs gewesen. Aber so wird der Opel Adam nicht zum Sparfuchs. Akzeptabel ist es am Ende gerade noch.

Hören, sehen und helfen lassen:

Die technischen Helferlein für den Opel Adam sind naturgemäß überschaubar. Einen Kleinstwagen in diesen Preisregionen rüstet man jetzt nicht ohne Ende auf. In einem Assistenzpaket (580 Euro) gibt es einen Parkassistenten und ein Warnsystem für den toten Winkel. Der Rest sind Standards wie ein Berganafahrhilfe oder das wichtige ESP.

Spannender ist das schon die Technik des Navigationssystems, dass sich in der Spitzenversion Intellilink nennt. Das hat Opel zwar gerade noch mal aufgewertet, aber auch im Adam ist das schon eine feine Sache. Inhalte aus dem Smartphone werden über das System ausgegeben. Die junge Zielgruppe, die für den Adam ausgeschrieben wurde, dürfte hocherfreut sein. Das System kostet zwar Aufpreis, ist aber mit 300 Euro vernünftig eingepreist.

Nachrechnen:

In der Basis kostet der Opel Adam 11 500 Euro. Damit ist er teurer als der VW Up (9975 Euro), aber deutlich billiger als der Mini (15 700 Euro) und leicht günstiger als Fiat 500 (11950 Euro). Unser Testwagen mit dem 1,4-Liter-Motor und 85 PS kostet 14 605 Euro. Da er dann schon als Jam etwas Ausstattung an Bord hat, verbessert sich das Preisverhältnis eher zugunsten des Opel Adam.

Mit all den Dekoreinlagen Farben und so weiter wird die Aufpreisliste natürlich richtig lang. Das geht über Pakete relativ preiswert. Aber im Grund lässt sich jedes Teil auch einzeln bestellen und dann ist es auch möglich den Preis in die Region von 20 000 Euro und mehr zu treiben. Damit ist der Rüsselsheimer freilich in guter Gesellschaft, denn bei den Konkurrenten ist es nicht anders.

Abwägen:

Man fragt sich beim Opel Adam wirklich, warum erst jetzt so ein pfiffiger und interessanter Kleinstwagen aus Rüsselsheim daher fährt. Die Opelaner haben bei dem Modell wirklich das meiste richtig gemacht. Da vergisst man die leicht hakelige Schaltung und den etwas trinkfreudigen Benziner gerne, wenn einen der Adam so anlächelt. Und das Paket dürfte für junge Kundschaft ebenso passen wie für Junggebliebene in den besten Jahren. Zumal die Preisgestaltung vernünftig ausgefallen ist. Da hat am Ende nicht nur der Adam lachen. Auch beim Kunden könnte ein Lächeln im Gesicht bleiben.

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