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V wie viel Platz: Die Optik des Opel Zafira Tourer hat man in Rüsselsheim der allgemeinen Designlinie angepasst. Durch Lichtkanten und Sicken ist der nun kleinerer Tourer nun sportlicher im Auftritt.

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Fahrbericht Opel Zafira Tourer 1.6 CDTi: Großzügig mit kleinem Herzen

Der Opel Zafira Tourer ist ein Familienfreund. Aber bei den Antrieben hakte es bisher noch etwas. Ein neuer, nur 1,6 Liter großer Diesel verspricht Besserung. Wir haben den Van mit dem kleinen Selbstzünder getestet.

Ein siebensitziger Van mit einem 1,6-Liter-Diesel? Das hätte vor einiger Zeit noch staunende Gesichter hervorgerufen. Geht doch gar nicht, oder? Geht doch, sagt Opel und bringt seinen Zafira Tourer mit eben einem solchen Antrieb auf den Markt. Downsizing ist das Stichwort. Und die Daten hören sich vielversprechend an: 136 PS, 4, 1 Liter Normverbrauch und 193 km/h Spitze. Aber wie fährt sich ein 1,7 Tonnen schweres Auto mit dem neuen Selbstzünder aus Rüsselsheim? Wir haben es ausprobiert.

Außen und Innen

Seit der Neuauflage im Jahr 2012 ist der Opel Zafira ein Tourer geworden. Bedeutet: Ganz so geräumig wie der alte Zafira wirkt der Neue nicht mehr. Obwohl der erste Eindruck täuscht, denn in der Länge (4,66 Meter) ist er gegenüber dem Vorgänger sogar gewachsen.Den hat Opel übrigens noch als Zafira Familiy im Programm. Der Tourer wirkt sportlicher und moderner, ist aber eben auch kleiner. Das Design der Frontschürze mit den beiden v-förmigen Aussparungen für Scheinwerfer und Nebelleuchten ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Uns hat das Auto auf den ersten Blick positiv überrascht. Viel stimmiger sieht der Van in Natura aus, als es Bilder vermuten ließen. 

Die Materialien und die Verarbeitung machen einen guten Eindruck. Auf dem  Armaturenträger gibt es aufgeschäumtes Plastik, darunter ist es weniger wertiges Hartplastik. Das geht aber in diesem Segment durchaus in Ordnung. Etwas schmal ist das Ablagefach in der Mittelkonsole geraten. Die Hand muss den Schalthebel umkurven, wenn er vorne steht. Da beim Parken ja in der Regel der erste Gang eingelegt ist, kann das mit einem Handy in der Hand etwas nervig sein. Darüber tendiert Opel immer noch zu sehr vielen Knöpfen und Schaltern. Bei der Klimaanlage geht das ja noch in Ordnung., aber darüber finden sich 22 Tasten und zwei Drehregler. Man gewöhnt sich schnall daran, aber den ein oder anderen könnte man sich vielleicht sparen.

Und am besten in den Funktionsumfang des Infotainmentsystems legen.  Denn das lässt sich über den Drehregler in der Mitte ganz gut bedienen. Die Position so weit oben ist vielleicht nicht ganz optimal, aber von der Grundkonstruktion her nachvollziehbar. Besser hat es Opel am Lenkrad gemacht, wo sich Tempomat und Radio bequem über wenige Tasten steuern lassen. Auch das Cockpit ist aufgeräumt, bietet zwei große und zwei kleine Rundinstrumente, die durch die rote Hintergrundbeleuchtung auch gut ablesbar sind. Etwas schwer einzusehen ist hingegen die Stellung des Lichtschalters, dessen Status aber im Cockpit angezeigt wird.

Sitzen und Laden

Das ist die Domäne des Opel Zafira Tourers. Auch wenn der Innenraum auf den ersten Blick geschrumpft sein sollte, man hat in Rüsselsheim wirklich das Optimale dazu rausgeholt. Zwei-Meter-Menschen sitzen, zumindest auf den äußeren Plätzen im Fond, sehr bequem. Und vorne gibt es auch nichts zu meckern am Platzangebot.  Da hat Opel mit den Ergonomiesitzen mit Gütesiegel der Aktion Gesunder Rücken e.V. ohnehin ein Ass im Ärmel. Das Gestühl kostet 390 Euro extra, die sind aber wahrlich gut angelegt.

Der Opel Zafira Tourer bietet nicht mehr Freiraum in dem Maße, wie es noch der Vorgänger hatte. Aber keine Bange. Er ist immer noch ein Van, der fünf ordentliche Sitzplätze bietet. Und ja, es sind wirklich fünf. Ein Kindersitz und zwei Babyschalen passen bequem in die zweite Reihe. Überrascht waren wir allerdings, dass es laut Betriebsanleitung gar nicht erlaubt war. Der Grund ist wahrscheinlich, dass es in der Mitte nur einen Beckengurt gibt.  Besonders praktisch: Wer mit vier Sitzen auskommt, der kann die Rückenlehne des mittleren Sitzes einfach umklappen und hat eine bequeme Armlehne. 

Materialien und Verarbeitung gehen beim Opel Zafira Tourer in Ordnung. Nur die Bedienung des Infotainmentsystems hinterlässt nicht selten Fragezeichen.
Materialien und Verarbeitung gehen beim Opel Zafira Tourer in Ordnung. Nur die Bedienung des Infotainmentsystems hinterlässt nicht selten Fragezeichen.

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Wer die dritte Sitzreihe desöfteren benutzt, der sollte sich in Bescheidenheit üben. Für Kinder gehen die Sitze in Ordnung. Aber schon pubertierende Zöglinge werden sich da beschweren, zumal der Einstieg auch nicht sonderlich bequem ist. Diese beiden Plätze sind wirklich eher als Notlösung gedacht. Als dauerhaft einsetzbar, wie sie es beim Zafira Family schon eher sind, können die beiden Stühle nicht gelten. Auch weil der Kofferraum dann quasi voll ist. Wird das Gestühl in der letzten Reihe ausgestellt, dann passt da nicht mehr viel rein. Die Soccer-Kids werden ihre Sporttaschen noch unterkriegen, für größere Koffer fehlt der Platz dann schon.

Wenn das hintere Gestühl aber umgeklappt wird, dann zeigt der Opel Zafira Tourer eine andere seiner Stärken. Es entsteht eine völlig ebene Ladefläche von 1,80 Meter Tiefe. Schon mit zwei Sitzreihen bietet das Auto 800 Liter Ladevolumen. Wird der Raum völlig ausgereizt, dann werden es 1792 Liter beim Siebensitzer (1860 Liter bei der fünfsitzigen Variante. Das ist beeindruckend. Praktisch sin die Schutzleisten auf beiden Seiten, die vor Kratzern schützen. Ein Schienensystem bietet auch die Möglichkeit Ladung gegen Verrutschen zu schützen. So wird der Opel Zafira Tourer zum Nutzwert-König. Auch weil die Zuladung mit 695 Kilogramm üppig ausgefallen ist. 100 Kilogramm davon dürfen auf das Dach mit der serienmäßigen Reling.

Fahren und Tanken

Der Vierzylinder-Diesel unter der Haube gehört zu der neuen Motorengeneration von Opel, mit der die Rüsselsheimer alte Scharten auswetzen wollen. Lange durften die Opelaner wegen der Sparzwänge nicht zeigen, was sie können. Die Ingenieure von Opel sollen alleine Patente für 150 Kontrollfunktionen des Aggregats eingereicht haben. Die wichtigste Neuerung des Motors, der den bisherigen 1.7 CDTi und die schwächeren Varianten des Zwei-Liter-Diesels ersetzt, ist aber seine Akustik. Dafür bekam er eine Abdeckung verpasst,  die Öl- und Vakuumpumpe wanderte von außen in die Ölwanne und der Turbolader wurde mit Kühlwasser ummantelt. Es ist aber nicht so, dass Opel an den betagten Triebwerken herumgedoktert hätte. Auch die gesamte Architektur des Antriebs wurde von Grund auf neu gestaltet. Dabei floss viel Aluminium in das Motorgehäuse, wo die alten Motoren vornehmlich auf Guss setzten. Keine Frage, der neue Diesel bringt jetzt das geballte Knowhow von Opel jetzt auf die Straße.

Schon beim Start zeigt sich, dass dieser kleinere Diesel vieles besser macht als sein Zwei-Liter-Bruder oder der alte 1.7er. Dezent springt er an, dreht sich recht souverän aus dem Drehzahlkeller, obwohl erst bei 2000 Umdrehungen das maximale Drehmoment von 320 Newtonmeter anliegt und zieht sich dann ohne nennenswertes Turboloch hoch. Und das mit einer Geräuschkulisse, die sehr angenehm ausfällt, obwohl der Motorraum nach unten nicht verkleidet ist. Oben rum, das heißt so ab 4000 Umdrehungen wird es dann mühsam. Schaltfaules Fahren ist nicht unbedingt das Ding des Vierzylinders. Der Schalthebel des manchmal etwas zickigen Sechsganggetriebes sollte in Bewegung bleiben und die Schaltempfehlung darf gerne auch mal ohne schlechtes Gewissen ignoriert werden.

Der Opel Zafira Tourer zeigt sich als Nutzwert-König. Hinten passen bis zu 1846 Liter an Gepäck rein.
Der Opel Zafira Tourer zeigt sich als Nutzwert-König. Hinten passen bis zu 1846 Liter an Gepäck rein.

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Das gilt besonders bei voller Besatzung und (leichtem) Gepäck. Denn der Einsechser ist ein Antrieb, der auf Ökonomie getrimmt wurde. Zwar reichen die 136 PS tatsächlich völlig aus für ein normales Fortkommen. Aber bei Anstiegen muss sich der Selbstzünder dann schon zusammen nehmen und zeigen, was er kann. Da darf es statt dem sechsten auch mal der fünfte oder bei steilen Anstiegen auch mal der vierte sein. Wir haben uns gen Süden auf die A9 bewegt und sind zunächst Richtung Leipzig gefahren. Die gleichmäßige Fahrt auf fast gänzlich ebener Strecke macht aus dem Opel Zafira Tourer 1.6 CDTi fast ein Sparwunder. Mit 130 Stundenkilometer auf der rechten Seite erlaubt sich der Selbstzünder einen Konsum von 4,8 Litern. Ein sehr guter Wert, zumal da durchaus auch das ein oder andere Überholmanöver mit dabei war.

Nach dem Kreuz Rippachtal wird es auf der A38 Richtung Göttingen hügeliger. Hier ist, wie bereits erwähnt, Arbeit am Schaltgetriebe angesagt, sonst wird der Opel Zafira Tourer 1.6 CDTi im Test zur lahmen Ente. Aber bei gemäßigter Fahrweise bleibt auch hier der Bordcomputer bei glatten fünf Litern. Insgesamt drehen wir eine Runde von fast 800 Kilometern und tanken dabei nur einmal für 30 Euro nach. Gemittelt kommen wir mit einem Stadtanteil von etwa 30 Prozent auf einen Test-Verbrauch von 5,4 Liter.

Hören und Sehen

Die Rundumsicht ist beim Opel Zafira Tourer eher durchwachsen ausgefallen. Der Blick durch den Rückspiegel nach hinten ist durch das schmale Heckfenster stark eingeschränkt, der nach schräg hinten ist durch die breite vierte Säule teils verdeckt. Dank der Einparkhilfe und dem steil abfallenden Heck ist das Einparken mit dem Opel Zafira Tourer durchaus machbar. Zumal das Auto mit einer Länge von 4,66 Meter nicht übermäßig lang ausgefallen ist.

In Sachen Assistenzsysteme ist das Angebot von Opel zeitgemäß. Ein Verkehrsschildassistent bringt die Anweisungen von der Straße ins Cockpit, zusammen mit der Frontkamera hält ein adaptiver Tempomat den passenden Abstand zu vorausfahrenden Verkehr ein und warnt in der neueren Ausführung auch vor Kollisionen. Damit einher geht auch ein Notbremssystem und Totwinkelwarner.

Auf der Entertainment-Seite hat der Opel Zafira Tourer einen Radio-Navigationssystem mit einem sieben Zoll großen Display und sechs über den Innenraum verteilte Lautsprecher zu bieten. Die Auflösung des Displays könnte etwas höher sein, aber über Funktion und Funktionsumfang gibt es nichts zu meckern. Bereits für 750 Euro ist das Basissystem zu haben. Wer eine bessere Integration des Telefons über Intellilink sucht, der sollte 1400 Euro extra einkalkulieren. Für weitere 580 Euro gibt es dann die volle Audio-Dröhnung über ein Infinity-Soundsystem mit acht Lautsprechern inklusive Subwoofer.

Wählen und Zahlen

Der Basispreis für den Opel Zafira Tourer beträgt 23 350 Euro für den 1,8 Liter großen Benziner. Realistisch gesehen sollten aber mindestens rund 25 000 Euro für die modernen 1.4 Turbo-Benziner einkalkuliert werden. Der Opel Zafira 1.6 CDTi kommt auf einen Basispreis 26 650 Euro. Mehr Sinn macht auch hier die mittlere Ausstattungslinie „Style“, bei der es mit 29 850 Euro losgeht.

Die zweite Sitzreihe ist horizontal verschiebbar und der Mittelsitz lässt sich zur Armlehne umfunktionieren. Das zeigt sich der Opel Zafira Tourer ganz von seiner praktischen Seite.
Die zweite Sitzreihe ist horizontal verschiebbar und der Mittelsitz lässt sich zur Armlehne umfunktionieren. Das zeigt sich der Opel Zafira Tourer ganz von seiner praktischen Seite.

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Opel bietet für seinen Familien-Van einige sinnvolle Ausstattungspakete an, die preislich relativ moderat angesiedelt sind. So gibt es etwa ein Sitz-Paket, bei dem die Ergonomie-Sitze für beide Vordersitze und elektrische Lendenwirbelstützen zusammengefasst sind für moderate 420 Euro. Ein richtiges Loch ins Budget reißt vor allem das Navigationssystem mit besagten 1400 Euro und die adaptive Geschwindigkeitsregelung für 1300 Euro. So kamen wir auf einen Preis von rund 37 000 Euro für unseren Testwagen, der dann aber so ziemlich alles sinnvolle an Bord hat, was das Herz begehrt. Ein Sache darf aber für Freunde des Zweirads auf keine Fall fehlen: Der praktische und voll in den Stoßfänger integrierte Fahrradträger Flexfix für 790 Euro. Durch seine Klappfunktion ist damit die Heckklappe immer noch zugänglich und er transportiert zwei Fahrräder mit bis zu 60 Kilo Gewicht. Da passen also auch zwei E-Bikes drauf. Ein Alleinstellungsmerkmal von Opel!

Gutes und Schlechtes

Bei unseren Testfahrten hat uns der Opel Zafira Tourer 1.6 CDTi sehr viel Freude bereitet. Der Nutzwert ist trotz der nun geringeren Abmessungen immer noch sehr hoch. Selbst wenn die sieben Sitze benutzt werden kann dieser Van noch was schlucken ohne dabei die Passagiere unter dem Gepäck versinken zu lassen. Das hat enge Grenzen, wie schon die beiden hintersten Sitze selbst zeigen. Aber für eine fünfköpfige Familie ist dieses Auto fast perfekt.

Und der Motor? Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Der Opel Zafira Tourer fährt sich mit dem neuen 1.6 CDTi in der Summe einwandfrei. Leichte Konditionsschwächen im mittleren und oberen Drehzahlbereich verzeiht man diesem modernen Motor gerne angesichts der ökonomischen Vorteile, die er mitbringt. Fünf Personen mit Gepäck zu einem Preis von 5,4 Litern pro 100 Kilometer zu befördern ist schon ein Pfund, mit dem die Rüsselsheimer gerne wuchern dürfen. Auch preislich hat man es mit dem Familien-Van nicht übertrieben. Zwar landen wohl die meisten Kunden mit diesem Motor bei einem Preis jenseits der 30 000 Euro. Aber wer es günstiger haben möchte, dem steht der Opel Zafira Tourer 1.6 CDTi auch noch in einer 120-PS-Version zur Verfügung. Gut gemacht Opel! So macht man Familien glücklich.

Stärken

Sparsamer Motor

Hohe Flexibilität

Ladevolumen und Platzangebot

Schwächen

Durchzugsschwäche im oberen Drehzahlbereich

Schalterflut Mittelkonsole

Wenig Platz in der dritten Reihe

Die Konkurrenz

VW Touran

Citroën C4 Grand Picasso

Renault Grand Scenic

Technische Daten Opel Zafira Tourer 1.6 CDTi Style
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,66/1,88/1,69 Meter
Leergewicht 1701 Kilogramm
Kofferraumvolumen / umgelegte Rückbank 710 / 1846Liter
Maximale Zuladung 695 Kilogramm
Sitzplätze 5-7
Tankvolumen 58 Liter
Motor Reihen-Vierzylinder-Diesel-Motor mit Commonrail-Direkteinspritzung, obenliegender Nockenwelle und Abgasturbolader
Hubraum 1598 Kubikzentimeter
Getriebe 6-Gang-Schaltgetriebe
Leistung (kW/PS) 100 / 136
Drehmoment 320 Newtonmeter bei 2000 Umdrehungen/Minute
Beschleunigung 0 - 100 km/h 11,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 193 km/h
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) 4,6 / 3,8 / 4,1 Liter
Verbrauch im Test 5,4 Liter
CO2-Emissionen / Effizienzklasse 109 g/km / A+
Typklassen (KH/VK/TK) 17 / 20 / 18
Preis als Basisfahrzeug 26 250 Euro
Preis des Testwagens ca. 36 500 Euro

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