Fahrbericht Peugeot 308 1.6 THP 155 Allure: Charmeur mit Überblick
Der Peugeot 308 konnte gute Kritiken seit seiner Premiere im letzten Jahr einheimsen. Doch den großen Durchbruch auf dem Markt hat er bis jetzt nicht geschafft. Warum eigentlich? Wir haben den Test gemacht.
Der Markt kann manchmal grausam sein. Vor sechs Jahren rangierte der Peugeot 308 mit einem Anteil von 2,2 Prozent im hart umkämpften Segment der Kompakten auf Platz sieben in der Zulassungsstatistik. Mehr als 18 000 Autos der Baureihe wurden in Deutschland im Jahr 2008 zugelassen. Damit war Peugeot der erfolgreichste Importeur in dieser Klasse. Dabei war der damals aktuelle Peugeot 308 nicht unbedingt frei von Kritik.
Im letzten Jahr haben die Franzosen eine beachtenswerte Neuauflage des Peugeot 308 auf den Markt geschickt. Schickes Design, zeitgemäße Technik und das zu einem akzeptablen Preis – so das Urteil auf den ersten Blick. Und dennoch verliert das Modell in seinem Segment nur noch auf einen Marktanteil von 1, 4 Prozent. Selbst der VW Beetle konnte sich in der Rangliste der Kompaktklasse noch vor den Franzosen schieben. Bis Oktober dieses Jahres wurden nur knapp 9800 Autos zugelassen. Das ergibt Platz 18 im Segment.
Dabei hat man bei Peugeot doch so einiges richtig gemacht. Der neue 308 ist auf den ersten Blick ein hübsches und solides Auto geworden. Dennoch kann er im Segment bisher kaum verlorenen Boden gut machen. Ein Grund für uns den Kompakten aus Frankreich mal zum Test einzuladen. Wir sind den Peugeot 308 1.6 THP 155 gefahren.
Außen und Innen
Dieses Modell wurde überraschend zum "Car of the year" 2014 auf dem Genfer Autosalon gewählt, der Kombi bekam gerade den Red Dot Design Award gewählt. Gut, Design ist immer Geschmacksache. Aber wer den Peugeot 308 von außen ansieht, der wird das schon nachvollziehen können. Das Auto ist gefällig gezeichnet, hat nicht diese polarisierende Extravaganz, die bei französischen Autos immer wieder zu sehen ist. Im Gegenteil, man könnte ihm höchstens gar vorwerfen, dass es etwas langweilig ausgefallen ist. Aber gegen dieses Vorurteil hat Peugeot flächig Chrom über die Außenhaut des 308 regnen lassen und ihm so eine gewisse Eleganz verliehen.
Ähnliches lässt sich über den Innenraum sagen. Auffällig ist, wie aufgeräumt Mittelkonsole und Cockpit des Peugeot 308 ausgefallen sind. Zwei Rundinstrumente mit vier Anzeigen genügen hinterm Steuer und in der Mittelkonsole hat ein 9,7 Zoll großes Multifunktionsdisplay fast alle Aufgaben übernommen, die früher noch einer Flut an Knöpfen vorbehalten war. Viel Kritik hat Peugeot einstecken müssen, weil selbst die Klimaanlage nun nur durch das Display zu steuern ist. Das ist auch nicht von der Hand zu weisen. Allerdings haben wir uns in der Praxis da relativ schnell dran gewöhnt. Wer das Auto kaufen möchte, sollte sich sicher ein Bild davon machen, ob ihm das behagt. Es lässt sich aber damit leben.
Der Aluminium-Schaltknauf in der Mitte wirkt sehr wertig, wie es überhaupt an Materialien und Verarbeitung nur wenige zu mäkeln gibt. Auffällig ist aber, dass außerhalb des sichtbaren Bereichs dann doch gespart wurde. Auf der Innenseite der Motorhaube, teilweise im Kofferraum und in den Türen fehlt Klarlack. Die Unterseite des Armaturenträgers ist nicht mehr aufgeschäumt sondern aus Hartplastik. Das ist allerdings jetzt nicht verwerflich, selbst beim Klassenprimus VW Golf wird Hartplastik auf der Unterseite verbaut, wie unser jüngster Test mit dem Golf Sportsvan zeigte. Der Kostendruck in dieser Klasse bringt das wohl so mit sich. Anders machen es im Grunde nur die Premium-Kompakten, wie der BMW 1er, der Audi A3 oder die Mercedes A-Klasse. Da befinden wir uns freilich bereits in einer höheren Preisklasse.
Geteilte Meinungen gibt es zu der Idee von Peugeot das Lenkrad recht klein zu halten und den Blick des Fahrers auf die Cockpitinstrumente über den Lenkradkranz zu lenken. Letzten Endes gilt: Muss man mögen oder nicht. Für unsere Testfahrten lässt sich sagen, dass man auch damit ganz gut leben kann. Allerdings gibt es Größen, wo die Höhe nicht so passt. Kleinere Personen etwas werden damit Probleme haben, weil vieles verdeckt wird. Das Lenkrad ist allerdings serienmäßig höhenverstellbar, wodurch die meisten Fahrer ihre Einstellung finden dürften. Aber es gilt auch, was schon über die Bedienung der Klimaanlage zu sagen war: Wer das den Peugeot 308 kaufen möchte, der sollte sich das unbedingt bei einer Probefahrt anschauen, ob er damit leben kann.
Sitzen und Laden
Peugeot ist es gelungen ein Auto auf die Beine zu stellen, das vorne wirklich überdurchschnittlich viel Platz bietet. Das gilt für alle Größen bis zwei Meter, wahrscheinlich sogar noch darüber. Vor allem in der Breite ist das Raumgefühl sehr gut. Das ist insofern nicht erstaunlich, als bereits der Vorgänger schon eine Menge Platz bot. Dieser zeigte sich auch im Fond als Raumwunder, was für den Neuen in dem Maße nicht mehr so gilt. Zwar lässt sich auch auf der Rückbank ordentlich sitzen, aber ganz so großzügig fällt das Ganze nicht mehr aus. Dennoch können insgesamt vier Erwachsene gut reisen. Die Sitze selbst sind gut gepolstert und die Sitzfläche ist erfreulich lang ausgefallen. So lässt es sich dort auch auf längeren Fahrten ganz gut aushalten. Die Seitenführung könnte etwas besser sein.
Was im Fond am Platz abgegangen ist, hat der Kofferraum des Peugeot 308 hinzugewonnen. Hier passen nun im Normalzustand 420 Liter rein. Im Vergleich zum Vorgänger sind das 72 Liter mehr. Und der Vergleich mit dem VW Golf (291 Liter) fällt noch stärker aus. In der Länge ist der Peugeot 308 hingegen nicht gewachsen. Im Gegenteil, zum Vorgänger fehlen zwei Zentimeter. Auch der Radstand ist mit 2,62 Meter gleich geblieben. Wenn die Rückbank umgeklappt wird, dann ergeben sich 1309 Liter an Kofferraumvolumen. Das Umklappen gelingt allerdings nur von vorne. Vom Kofferraum her ist an den Mechanismus kaum ein Rankommen. Übrigens sieht der Peugeot 308 auch hier im Vergleich zum Golf (1270 Liter) ganz gut aus.
Die Ladekante des Kofferraums liegt bei 70 Zentimeter, was ein ordentlicher Wert ist. Durch das Design ziehen sich die Kanten auf beiden Seiten recht früh hoch, was beim Einladen von sperrigen Gegenstände vielleicht etwas hinderlich ist, aber wohl nur sehr selten vorkommt. Der Einstieg in den Fond haben die Franzosen dagegen ziemlich gut hinbekommen. Hier steigen auch große Menschen noch ganz bequem ein.
Fahren und Tanken
In unserem Testwagen Peugeot 308 1.6 THP 155 war der bis dato stärkste Benziner an Bord. Das wird sich auch erst im kommenden Frühjahr ändern, wenn Peugeot mit dem 308 GTi die sportlichste Variante des Kompakten mit dann 205 PS auf den Markt bringt. Der 1,6 Liter große Vierzylinder leistet 156 PS und bringt ein Drehmoment von 240 Newtonmeter auf die angetriebene Vorderachse. Damit lässt es sich ganz gut leben, denn der Franzose sprintet recht forsch nach vorne, verlangt aber nach einigen Schaltvorgängen. Denn sonst fällt man zwischen dem Drehmomentmaximum, das bereits bei 1400 Umdrehungen anliegt und der Leistungsspitze bei 6000 Umdrehungen in einen Zustand leichter Kraftlosigkeit. In 9,3 Sekunden hat das Auto mit diesem Motor die Grenze von 100 km/h erreicht. Bei der Elastizität von 800 auf 120 km/h geht es mit 12,4 Sekunden zwar flott voran, aber an diesem Wert lässt sich dieses Phänomen ebenfalls festmachen. Dennoch erlaubt der 156-PS-Benziner eine flotte Fahrweise und in Kombination mit der recht präzise agierenden Sechsgang-Handschaltung und dem strammen, aber nicht unkomfortablen Fahrwerk macht es wirklich Spaß den Peugeot 308 auf der Straße zu bewegen.
In der Normrunde ist das Modell mit diesem Motor mit 5,8 Litern gemessen worden. Unsere Testkilometer wurden zu einem größeren teil, etwa 60 Prozent, in der Stadt abgespult. Das macht sich bei unseren Testverbrauch von 8,7 Liter denn auch bemerkbar. Der innerstädtische Normverbrauch liegt eben bei 7,9 Liter. In der Summe führt das zu einem branchenüblichen Aufschlag von rund zwei Litern auf die unrealistischen Normwerte. Das liegt noch im Rahmen.
Hören und Sehen
Die Rundumsicht ist beim Peugeot 308 durch die sehr breiten C-Säulen eingeschränkt. Schräg nach hinten und zur Seite gibt es keinen Grund zur Beanstandung. Die Motorhaube und das Heck lassen sich jedoch nicht einsehen und daher nur mit Übung abschätzen. Die Einparkhilfe, gibt es akustisch und visuell, vorne und hinten ist daher wirklich eine Empfehlung. Hinten gibt es sie aber erst ab der mittleren Ausstattungslinien und vorne ab der höchsten.
Hörenswert ist das Denon-Soundsystem, dass es schon für 500,- Euro extra zu der serienmäßigen Audioanlage mit Bluetooth und USB gibt. Die Navigation zeigt sich seit dem Modellwechsel ebenfalls zeitgemäß. Wie oben bereits beschrieben, konnten wir uns mit der Bedienung über den Touchscreen auch durchaus anfreunden. Bei sonstigen Assistenzsystemen ist das Angebot eher überschaubar. Ein Notbremsassistent gibt es als Serie. Der ist aber nicht gleichzusetzen mit der City-Notbremsfunktion anderer Hersteller. Hier macht sich der Sparzwang der letzten Jahre bei Peugeot bemerkbar. Es gibt noch einen Totwinkelwarner und eine Kollisionswarner als aktive Sicherheitssysteme.
Wählen und Zahlen
Den günstigsten Peugeot 308 gibt es ab 16 450 Euro. Das ist allerdings, wie bei anderen Herstellern auch, eher ein Lockangebot. Einen vernünftigen Motor, sei es Benziner oder Diesel, mit ordentlicher Ausstattung gibt es ab rund 20 000 Euro. Da ist dann der 92 PS starke Diesel (19 550 Euro) oder 125 PS starke Benziner (20 850 Euro) mit an Bord. Puristen könnten sich auch mit 82-PS-Benziner 18450 Euro anbieten.
Die Aufpreispolitik von Peugeot ist in der Summe sehr kundenfreundlich. Die höchste Ausstattungsvariante Allure hat schon das Gros des Angebots an Sonderausstattungen serienmäßig an Bord. Leichtmetallfelgen im Format 17 Zoll, Navigationssystem Plus oder besagte Einparkhilfe seien hier nur als Beispiele genannt. Wesentliche Optionen sind dann noch das Panoramadach (450 Euro), das praktische Staufach in der Mittelkonsole mit Armlehne für 290 Euro oder natürlich Metalliclackierungen. Auch die Pakete, mit denen sich vornehmlich die mittlere Ausstattungslinie Active aufrüsten lässt, sind moderat eingepreist. Lediglich das Leder-Paket, dass auch eine Massagefunktion, eine Lendenwirbelstütze und beheizbare Vordersitze mitbringt, schlägt mit 2300 Euro ein größeres Loch ins Budget. Unser Testwagen mit dem 156 PS starken Benziner an Bord ist mit 24 300 Euro die zweiteuerste Art Peugeot 308 zu fahren. Nur der stärkste Diesel kostet noch 300 Euro mehr.
Gutes und Schlechtes
Nach diesem Test muss man sich wirklich die Frage stellen, warum sich der Peugeot 308 so schleppend verkauft. Die Franzosen haben ein wirklich gutes Auto zu einem recht attraktiven Preis auf die Straße gestellt. Die Fahreigenschaften sind tadellos, Verarbeitung und die Qualität der Materialien können sich in dieser Klasse sehen lassen. Das Gesamtpakt passt schon.
Technik-Freaks werden vielleicht ein paar Systeme zum Spielen vermissen, die Anordnung des Lenkrads ist in jedem Fall gewöhnungsbedürftig und bei der Bedienung des Infotainmentsystems vermisst man vielleicht einen Drehregler statt dem etwas träge reagierenden Touchscreen. Der Grundpreis unseres Testwagens ist mit knapp 25 000 Euro jetzt nicht zu defensiv angesiedelt. Angesichts der umfangreichen Serienausstattung dieses Autos (gibt es nur als Allure) geht aber selbst das noch in Ordnung.
Im Grunde sollte Peugeot mit diesem Auto nicht bange sein. Wie sein Kombi-Bruder, der Peugeot 308 SW, den es seit diesem Frühjahr gibt, hat auch die Fließheckvariante durchaus ein paar gute Argumente auf ihrer Seite. Da könnten sich doch noch einige Kunden für diesen Kompakten erwärmen können.
Stärken
Gute Kombination Motor/Fahrwerk/Getriebe
Umfangreiche Serienausstattung
Ladevolumen und Platzangebot vorne
Schwächen
Gewöhnungsbedürftige Bedienung
Geringe Variabilität im Kofferraum
Viel Hartplastik im Innenraum
Die Konkurrenz
VW Golf
Ford Focus
Opel Astra
Technische Daten | Peugeot 308 1.6 THP 155 Allure |
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Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,25/1,80/1,45 Meter |
Leergewicht | 1375 Kilogramm |
Kofferraumvolumen / umgelegte Rückbank | 420 / 1309 Liter |
Maximale Zuladung | 395 Kilogramm |
Sitzplätze | 5 |
Tankvolumen | 53 Liter |
Motor | Reihen-Vierzylinder-Otto-Motor mit Direkteinspritzung und Abgasturbolader |
undraum | 1598 Kubikzentimeter |
Getriebe | 6-Gang-Schaltgetriebe |
Leistung (kW/PS) | 115 / 156 |
Drehmoment | 240 Newtonmeter bei 1400 Umdrehungen/Minute |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 9,3 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 213 km/h |
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) | 7,8 / 4,6 / 5,8 Liter |
Verbrauch im Test | 8,7 Liter |
CO2-Emissionen / Effizienzklasse | 134 g/km / C |
Typklassen (KH/VK/TK) | 17 / 20 / 21 |
Preis als Basisfahrzeug | 24 300 Euro |
Preis des Testwagens | 27 719 Euro |