zum Hauptinhalt
Der Peugeot 508 SW ist von seinem Grundkonzept her eher auf Komfort, denn auf sportliche Ambitionen ausgelegt.

© Hersteller

Fahrbericht Peugeot 508 SW BlueHDi: Rein und fein

Selbstbewusster Auftritt, selbstbewusster Preis: Der Peugeot 508 SW BlueHDi überzeugt mit hochwertiger Verarbeitung und einem sparsamen, starken Antrieb - von dem der Fahrer kaum etwas mitbekommt.

Fangen wir dieses Mal, untypisch, mit einer Warnung an: Wer jetzt noch ein neues Auto mit einem Selbstzünder kauft, welcher nur die Euro-5-Abgasnorm erfüllt, macht einen Fehler, der sich später bei der Kfz-Steuer oder beim Wiederverkauf rächen könnte. Ab 1. September gilt nämlich die strenge Euro-6-Abgasnorm für alle Neufahrzeuge; also auch für jene mit Dieselmotoren – und da wird es für die kompliziert. Um bei Selbstzündern die Stickoxidanteile (NOx) auf die geforderten 80 mg/km zu reduzieren, ist ein großer Aufwand nötig.

Beim gesetzlich vorgeschriebenen Reinheitsgebot für Dieselmotoren zählt Peugeot übrigens seit vielen Jahren zu den Vorreitern. Bereits im Jahr 2000 setzten die Franzosen erstmals das Rußpartikelfiltersystem FAP ein,  um die damaligen Grenzwerte zu erfüllen. Seit Ende 2013 verfügt Peugeot über die BlueHDi-Technologie mit einem neuartigen Ansatz, um die NOx-Emissionen um bis zu 90 Prozent zu verringern, 99 Prozent der Rußpartikel abzubauen – und gleichzeitig den Verbrauch zu verringern. Die Quadratur des Kreises? Wir werden sehen.

Überraschung beim Einsteigen

Fakt ist, dass die SCR-Technik – also der Einsatz einer wässrigen Harnstofflösung sowie eines zusätzlichen Katalysators –  Vorteile bringt. Peugeot hat das SCR-System, anders als andere Hersteller, vor dem Rußpartikelfilter platziert, wodurch das System früher und effektiver reinigt. Auf diese Weise lässt sogar der Verbrauch optimieren.

Schluß mit der Theorie. Wir konnten den neuen 180 PS starken Zweilliter-BlueHDi-Diesel im 508 SW fahren. Dafür rufen die Franzosen einen selbstbewussten Preis auf: mindestens 38 000 Euro, denn diesen Saubermann gibt es lediglich in der höchsten Ausstattung Allure und nur in Verbindung mit einer neuen Sechsstufenautomatik. Zum Vergleich: Der 508 SW mit dem 150 PS starken BlueHDi ist als Schalter bereits ab 35 500 Euro zu haben.

Das saubere Topmodell wartet bereits nach dem recht bequemen Einsteigen mit einer Überraschung auf: Das geschmackvolle Interieur ist so penibel verarbeitet wie das in einem Audi. Respekt. Die klassischen und klar gezeichneten Rundinstrumente outen den 508 als älteres Modell in der Peugeot-Palette – also noch vor der Zeit des jetzt tief stehenden kleinen Lenkrads und der hoch gesetzten Armaturen.

Kein Sprinter, eher ein Gleiter

Im 508 fühlt man sich gleich zu Hause. Die mit Leder bezogenen Sitze mit der ausziehbaren Schenkelauflage erweisen sich auf der Testfahrt als exzellentes Gestühl. Die nahezu komplette Ausstattung inklusive Navigationssystem und großem Panorama-Glasdach ist vom Feinsten. Auch der Diesel hält sich vornehm im Hintergrund; das bei der Automatik nun serienmäßige Start-Stopp-System arbeitet angenehm unauffällig, nicht so ruppig wie das bei VW-Selbstzündern.

Schon nach gut einer Stunde wird klar: Dieser Peugeot 508 SW ist trotz des 180 PS starken Dieselmotors mit seinen strammen 400 Newtonmeter Drehmoment bei 2000 Touren von eher zurückhaltender Natur. Kein Sprinter, eher ein Gleiter für lange entspannte Touren. Sparen und spurten passen bei dieser Kombination nicht so recht zusammen. Denn die neue Sechsstufenautomatik EAT6 vom japanischen Spezialisten Aisin ist eindeutig auf Effizienz und Komfort getrimmt, nicht auf Sport. Der Automat benötigt im Vergleich zu einem Handschaltgetriebe nur 0,1 Liter pro 100 Kilometer mehr.

Beim Peugeot 508 SW sitzt der Harnstoffkatalysator vor dem dem Rußpartikelfilter und ermöglicht so eine effektivere Reinigung.
Beim Peugeot 508 SW sitzt der Harnstoffkatalysator vor dem dem Rußpartikelfilter und ermöglicht so eine effektivere Reinigung.

© Hersteller

Die verbrauchsoptimierte Automatik schaltet weich und früh hoch; der Vierzylinder dreht oft im Bereich von 1500 Touren. Bei Tempo 70 in der Stufe D5 zeigt der Drehzahlmesser moderate 1300 Umdrehungen pro Minute an. Dennoch ist man nicht langsam unterwegs; bei Bedarf rennt der 508 SW mit etwas Anlauf 226 km/h. Wer unbedingt flott fahren und natürlich mehr verbrauchen will, wählt das Sportprogramm, in dem die Maschine generell höher dreht. Am Ende des Tages zeigt der Bordcomputer 6,0 Liter an; für den leer 1,76 Tonnen schweren Kombi ein sehr guter Wert. Wer schnell fährt, muss mindestens mit einer Sieben vor dem Komma rechnen. Die theoretischen 4,6 Liter sind ohnehin nur ein Phantasiewert. Zum Vergleich:  VW gibt für den 177 PS starken Passat Variant TDI einen Normverbrauch von 5,2 Liter an.

Sauber und sparsam

Das Beste: Vom Wirken der Chemiefabrik unter dem Fahrzeugboden bekommt der Fahrer nichts mit. Ja, er muss sich beim 508 SW nicht einmal um das Auffüllen des 17 Liter fassenden Zusatztanks für die Harnstofflösung Adblue kümmern. Das tut die Werkstatt bei den Inspektionsintervallen. Wie man es nicht machen sollte, zeigt Mercedes bei der neuen C-Klasse: Dort ist der serienmäßige Zusatztank so klein, dass der Besitzer selbst an die Lkw-Säule mit der Adblue-Zapfsäule fahren muss; oder er zahlt 60 Euro Aufpreis für einen größeren Tank!

Der Peugeot 508 SW ist mit diesem  sparsamen, dennoch bei Bedarf starken Antrieb ein sehr guter Reisewagen für lange Touren. Lediglich die für nur 450 Euro extra montierten 18-Zoll-Räder sorgten auf Flickenteppichen gelegentlich für hölzernes Abrollen und unschönes Poltern. Ein Raumwunder ist der 4,81 Meter lange 508 SW jedoch nicht; der 23 Zentimeter kürzere und modernere 308 SW bietet rund 60 Liter Mehr Kofferraumvolumen.

PS: Diese neue BlueHDi-Technologie wird Peugeot Schritt für Schritt auf die komplette Dieselpalette der Marke ausweiteten. Nach den Zweiliter-Dieselversionen mit 180 und 150 PS beim 508 kommt diese Technologie auch im neuen 308 zum Einsatz: In einer 1,6-Liter-BlueHDi-Version mit 120 PS und einem Normverbrauch von nur 3,1 Litern sowie später auch mit 99 PS. Weitere saubere und sparsame Modelle sollen folgen. Peugeot hat derzeit die meisten Euro-6-Diesel im Angebot. Das tiefe Tal der tränenreichen Vergangenheit scheint offenbar durchschritten zu sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false