zum Hauptinhalt
Kaum auffällig: Der Skoda Octavia 1.6 TDI Green Line zeigt sich nur in Details als Sparmeister.

© promo

Fahrbericht Skoda Octavia 1.6 TDI Greenline: Unauffälliger sparen

Mit dem Octavia Green Line haucht Škoda dem Dreiliterauto neues Leben ein – zumindest fast.

Erinnern Sie sich noch an das Jahr 2001? Sicher, denn es war ja das Jahr des Terroranschlags auf die Türme des World Trade Center in New York; ein Akt, der die Welt verändern sollte. Doch 2001 erschien auch der VW Lupo 3L TDI auf der Autobühne; damals das revolutionäre Dreiliterauto. Mit teuren Magnesiumteilen, aber ohne Klimaanlage, ohne Servolenkung, ja aus Gewichtsgründen sogar ohne Zentralverriegelung und Fensterhebern. Unter der Haube ein Dreizylinder-Rappeldiesel, der aus 1,2 Liter Hubraum 61 PS holte. Der Winzling startete mit einem für damalige Verhältnisse hohen Preis von 27 381,60 DM. Das Auto schaffte 165 km/h nach einigem Anlauf. In damaligen Tests pegelte sich der reale Verbrauch dann auf 3,8 bis 3,9 Liter ein.

13 Jahre später bringt die erfolgreiche VW-Tochter Škoda eine ausgewachsene Limousine für fünf Personen auf den Markt, die bei Bedarf 206 km/h rennt, jede Menge an Komfortausstattung an Bord hat – nur 3,2 Liter Diesel pro 100 Kilometer verbrennen soll und eine rechnerische Reichweite von 1653 Kilometern hat. Es ist der Škoda Octavia 1.6 TDI Greenline. Als Limousine sofort lieferbar zu einem Preis ab 23 690 Euro. Die Kombiversion folgt noch in diesem Jahr. Der Sparer kommt mit einem 1,6 Liter großen Selbstzünder unter der Haube. Der leistet 110 PS bei 3250 bis 4000 Umdrehungen pro Minute und bietet zwischen 1500 und 3000 Touren ein Drehmoment von 250 Newtonmetern an. Von außen erkennt man das Ökomobil kaum, das seine Sparsamkeit aus einem ganzen Bündel einzelner Maßnahmen holt: Start-Stopp-Automatik, Bremsenergierückgewinnung, niedrigeres Gewicht, angepasste Motorsteuerung, spezielle Getriebeübersetzung, Schaltempfehlung im Display, Leichtlaufreifen, Unterbodenverkleidung, Front- und Heckspoiler, tiefer gelegte Karosserie.

Skoda Octavia Green Line kommt auf gerade mal 1,28 Tonnen

Beim Start meldet sich der TDI zunächst dieseltypisch vernehmlich, um dann nach etlichen Kilometern im warmen Betriebszustand in ein Grummeln zu verfallen, das zwar stets präsent, aber nie lästig ist. Schon nach kurzer Zeit lässt man sich auf die Besonderheit dieses Motors mit seinem besonderen Sparregime ein: Keine Angst vor niedrigen Drehzahlen! Öfter geht der Blick zum Drehzahlmesser sowie zum Mitteldisplay zwischen Tacho und Drehzahlmesser, welches den Durchschnittsverbrauch anzeigt. Der durchzugskräftige Diesel erlaubt sehr frühes Hochschalten. Zumeist dreht sich die Kurbelwelle des kleinen Dieselmotors nur 1500 Mal in der Minute – fast wie im Lkw. Und dennoch hat man nie das Gefühl, den Vierzylinder damit zu quälen oder zur Schnecke zu werden. Tempo 50 in der Stadt im sechsten Gang? Kein Problem.

Beim Schalten wird an den Spargedanken erinnert. Die Mittelkonsole ist ansonsten erfreulich aufgeräumt.
Beim Schalten wird an den Spargedanken erinnert. Die Mittelkonsole ist ansonsten erfreulich aufgeräumt.

© promo

Nach gut einer Stunde Fahrzeit zeigt der Bordcomputer 4,4 Liter als Durchschnittsverbrauch an. Rauf auf die Autobahn. Zügig beschleunigt der 1,28 Tonnen leichte Wagen. Bei Tempo 140 zeigt der Drehzahlmesser nur 2200 Umdrehungen pro Minute im lang übersetzten sechsten Gang an. Zufrieden schnurrt der Diesel und ist kaum zu hören. Runterschalten und aufs Gas, recht rasch nähert sich die Tachonadel der 190er Marke. Vom Diesel ist noch immer wenig zu hören. Dieser Sparer entpuppt sich als nahezu optimales Autobahnauto für lange Strecken. Die sehr guten Sitze bestärken dieses Gefühl. Runter von der Autobahn. Sofort kommt man wieder in den entspannten Niedrigdrehzahlrhythmus, ohne zum Verkehrshindernis zu werden. Klar, wer sich so ein Auto kauft, will keine Rennen fahren, sondern sparen. Und da helfen eben nicht nur spezielle Technik, sondern auch ein kühler Kopf und ein gefühlvoller rechter Fuß. Am Ende der recht ausgedehnten Testfahrt meldet der Bordcomputer 4,7 Liter. Das sind zwar 1,5 Liter mehr als die 3,2 Liter Normverbrauch, die nach einem völlig unrealistischen Messzyklus vom Werk ermittelt worden sind, aber das ist dennoch ein Klassewert für solch ein großes Auto.

Sparen ohne Verzicht

Was vor elf Jahren der Lupo von VW noch nicht konnte, präsentiert heute also der Octavia von Škoda in überzeugender Manier: Sparen ohne Verzicht. Man muss keine Schleichfahrtrekorde brechen, um auf der Landstraße und vor allem in der Stadt locker unter fünf Liter zu fahren, und man muss auf der Autobahn keine Angst haben, das Gaspedal mal etwas kräftiger gen Bodenblech zu drücken. Denn dieser Vier-Liter-Octavia dürfte auch eilige Gemüter nicht ungeduldig werden lassen – und selbst bei knapp 200 km/h zeigt der Bordcomputer nur eine neun vorn an. So gesehen grenzt es schon fast an ein Wunder, dass nicht mal fünf Prozent aller hierzulande verkauften Škodas extrem sparsame Greenline-Modelle sind.

Ein neuer Sparer von Škoda wird im Mai erstmals auf der Leipziger Automesse AMI zu sehen und ab Mitte des Jahres bestellbar sein. Quasi der Ökobruder des Octavia Greenline. Es ist der Octavia G-Tec. Er besitzt einen 1,4 Liter großen Direkteinspritzerturbobenziner mit 110 PS, der wahlweise mit Erdgas oder Super betrieben werden kann. Im reinen Erdgasbetrieb soll er 410 Kilometer weit kommen. Sind die Gasbehälter aus leichtem Verbundmaterial leer, schaltet die Motorelektronik automatisch auf Benzinbetrieb um, mit dem dieser Octavia dann weitere 920 Kilometer weit kommen soll. Der Kohlendioxidausstoß liegt bei 97 Gramm. Preise nennt Škoda derzeit noch nicht.

Zur Startseite