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Bei der Überarbeitung des Volvo XC 60 sind die Schweden sehr behutsam vorgegangen. Die Revolution steckt unter der Haube.

© Markus Mechnich

Fahrbericht Volvo XC60 T5: Vier gewinnt

Auch bei Volvo setzt man auf eine Zukunft mit vier Zylindern. Romantiker werden das nicht so gut finden, denn der Fünfzylinder hat bei den Schweden eine lange Tradition. Doch der neue Volvo XC 60 zeigt, dass der Verlust eines Topfes keineswegs tragisch ist.

Der Trend mit den SUVs ist bei Volvo recht spät angekommen. 2002 hat man sich mit dem großen XC90 erstmals auf das Terrain getraut, erst 2008 kam der kleinere und natürlich auch günstigere XC60 auf den Markt. Und der wurde schon mit der ersten Auflage ein Erfolg. Im vergangenen Jahr stellte das Kompakt-SUV fast eine Drittel der Neuzulassungen auf dem deutschen Markt. Damit ist das Modell der meistverkaufte Volvo hierzulande.

Kein schlechter Zug also sich in diesem Segment zu positionieren. Das liegt natürlich auch daran, dass der Volvo XC 60 seine Sache schon ziemlich gut macht. Das Modell wurde als Crossover zwischen SUV und Kombi positioniert, bietet also recht viel Laderaum bei der bekannten und bei der Kundschaft so beliebten Hochsitzigkeit. Gute Gründe mal genauer hinzuschauen, was sich mit dem Facelift Mitte letzten Jahres so getan hat. Und vor allem: Wie schlägt sich der neue Vierzylinder-Benziner, den Volvo nun erstmals selbst entwickelt hat. Bisher kamen die Motoren mit den vier Töpfen von Ford, doch die Kooperation läuft 2016 aus. Der T5 im XC60 ist eines der ersten Kinder der Motorenneuentwicklung der Schweden.

Außen und Innen

Eine optische Revolution war die Überarbeitung im vergangenen Jahr sicher nicht. Muss auch nicht, denn die Optik hat bei den Kunden ja guten Anklang gefunden. So ist es auch bei den dezenten Retuschen geblieben. Die Haube wurde stärker konturiert, der Kühlergrill ist breiter geworden und die LED-Tagfahrleuchten sind nun in den unteren Teil der Frontschürze gewandert. Und es gibt nun auch Leichtmetallfelgen im Format 20 Zoll für den Volvo XC60. Alles in allem bleibt es aber bei überschaubaren Retuschen, die eher dem Kenner als dem normalen Passanten ins Auge springen werden. Im Innenraum hat es Volvo bei ein paar neuen Mustern und Farben belassen. Aber Moment: Im Cockpit gab es eine kleine Revolution, denn hier findet sich die digitale Instrumenteneinheit, die bereits im V40 Einzug hielt.

Sitzen und Laden

Bequem geht es rein in den XC60. Der SUV-typische nette Einstieg endet auf neuen Sportsitzen, die Volvo mit dem Facelift eingeführt hat und die den Passagieren vorne mehr Seitenhalt bieten sollen. Die erweisen sich auch sonst als bequeme Begleiter für die Insassen, sind sie doch lang genug in der Sitzfläche und bequem genug für lange Fahrten. Das Platzangebot vorne ist selbst für Personen über zwei Meter noch sehr in Ordnung. Hinten finden ebenfalls zwei Erwachsene ausreichend Platz. Keine Frage, der Schwede zeigt sich großzügig, was das Raumangebot angeht.

Vom Waldschart ist der Volvo XC60 T5 weit entfernt. Er gibt eher den Nobel-Offroader für die Stadt. Dementsprechend gibt es auch nur eine Variante mit Allradantrieb.
Vom Waldschart ist der Volvo XC60 T5 weit entfernt. Er gibt eher den Nobel-Offroader für die Stadt. Dementsprechend gibt es auch nur eine Variante mit Allradantrieb.

© Markus Mechnich

Das gilt auch für den Kofferraum, der mit 495 Litern ausreichend groß dimensioniert ist. Wird die asymmetrisch geteilte Rückbank umgelegt, so entstehen maximal 1455 Liter an Stauraum. Die Ladekante befindet sich dazu auf einem noch erträglichen Niveau von etwa 70 Zentimetern. Auch das geht in Ordnung. 

Fahren und Tanken

Nach dem Start des neuen Vierzylinders kehrt erst mal die große Stille ein. Laufkultur hat er schon mal, der downgesizte Frischling, denn auch auf den ersten Metern meldet sich der Antrieb nur kaum hörbar im Innenraum zu Wort. Dafür stellt er sein reichliches Drehmoment von 350 Newtonmetern schon 1800 Umdrehungen zur Verfügung. Das macht den Antrieb aus dem Drehzahlkeller heraus kraftvoll wie ein Diesel. Der Turbotechnik sei Dank. Apropos: Volvo geht hier eigene Wege und baut den Turbolader direkt in den Abgaskrümmer. Diese einfachere Konstruktion ist leichter und günstiger als die konventionelle Bauweise auf der Zylinderbank. Keine schlechte Idee.

So geht es mit dem 245 PS starken Motor auch flott nach vorne. In 7,2 Sekunden soll er die Grenze von 100 Stundenkilometern erreichen. Das wirkt durchaus plausibel, auch wenn der Volvo XC60 sicherlich kein sonderlich sportliches Auto ist. Zwar verspricht das Design der Karosse viel Dynamik, das weiche Fahrwerk und die leicht gefühllose Lenkung setzt dem aber Grenzen. Dennoch schafft er  210 Stundenkilometer Spitze, wenn es sein muss.

Das Interieur ist edel und das Cockpit funktional eingerichtet. Einzig die Mittelkonsole ist etwas überfrachtet.
Das Interieur ist edel und das Cockpit funktional eingerichtet. Einzig die Mittelkonsole ist etwas überfrachtet.

© Markus Mechnich

Solche Ausritte müssen dann aber auch bezahlt werden. Mit beachtlichen 6,7 Litern steht das Schweden-SUV im Datenblatt für die EU-Normrunde. Die Realität bei den Testfahrten sprach hingegen eine andere Sprache. Wenn es flott zur Sache ging, dann fiel auch schnell die Marke von zehn Litern auf dem Bordcomputer, bei der gemäßigteren Runde waren es 9,4 Liter für die 100 Kilometer. Insgesamt jedoch im Vergleich zum Normverbrauch ein beachtlicher Aufschlag.

Erwähnenswert, weil besonders schwedisch ist die umfangreiche Sicherheitsausstattung des XC60. Highlights sind das Notbremssystem mit Fußgängererkennung, ein Müdigkeits- und Auffahrwarner sowie der adaptive Tempomat. Das Notbremssystem gibt es serienmäßig, für die übrigen Assistenten – In der Summe ist der XC60 damit voll auf dem aktuellen Stand der Technik – berechnet Volvo im Paket 2150 Euro extra. Keine Mehrkosten verursacht hingegen die sauber und sanft arbeitende Achtgang-Automatik, die sehr gut mit dem neuen Motor harmoniert.

Hören und Sehen

Design kostet Übersicht – Diese Binsenweisheit des Automobilbaus gilt auch für den XC60. Nach hinten ist das Auto eher unübersichtlich und die Heckscheibe verhältnismäßig klein. Zu den Seiten raus ist die Sicht hingegen etwas besser. Dafür sieht der Fahrer auf der Mittelkonsole eine Menge Schalter und Knöpfe für die Bedienung eines angeschlossenen Telefons, der Klimaanlage und so einige andere Dinge. Das ist in der gewohnten Volvo-Optik gestaltet und geht zwar irgendwie als liebgewonnene Eigenheit durch. Es bleibt aber dennoch etwas unübersichtlich, zumindest für die erste halbe Stunde oder für markenfremde Kunden

Das Display des Navigationssystems darüber ist dagegen gut überschaubar und funktional einwandfrei. Gleiches gilt für die neuen Digitalinstrumente, die Volvo mit der Überarbeitung eingeführt hat. Der aktuelle Fahrmodus bildet sich hier farblich ab. Wird in der Mittelkonsole „Sport“ ausgewählt, dann leuchtet es beispielsweise in feurigem Rot. Alle Informationen sind aber jederzeit leicht einsehbar und die Informationen ausreichend.

Wählen und Zahlen

Dass sich Volvo als Premiumhersteller definiert macht sich durchaus auch bei den Preisen fest. Den günstigsten XC60 gibt es mit dem kleinen Diesel zum fairen Preis von 34 250 Euro. Der neue Benziner ist aber erst ab 40 880 Euro zu haben und in der höchsten Ausstattungslinie Summum kommt er auf einen Basispreis von stattlichen 46 360 Euro. Damit liegt er im Vergleich zu den deutschen Konkurrenten von Audi, BMW und Mercedes durchaus auf Augenhöhe. Zumal auch hier nette Zusätze wie das adaptive Fahrwerk (1250 Euro), das Navigationssystem mit Freisprecheinrichtung (1800 Euro) oder die 20-Zoll-Leichtmetallfelgen (1500 Euro) extra berechnet werden. So entsteht ein beachtlicher Endpreis von mehr als 60 000 Euro für ein Fahrzeug, das dann allerdings auch als Vollausstattung betrachtet werden kann.

Gutes und Schlechtes

Die Kombination von Achtganggetriebe mit dem neuen Vierzylinder-Motor ist überzeugend. Damit wird der XC60 zwar nicht sportlich, lässt sich aber sehr gut bewegen.
Die Kombination von Achtganggetriebe mit dem neuen Vierzylinder-Motor ist überzeugend. Damit wird der XC60 zwar nicht sportlich, lässt sich aber sehr gut bewegen.

© Markus Mechnich

Es wird nur wenige Enthusiasten geben, die den verblichenen Fünfzylinder-Aggregaten viele Tränen nachweinen werden. Uns hat der neue Antrieb, vor allem in Kombination mit dem Achtganggetriebe gut gefallen. Der Motor ist kräftig, unter 5000 Umdrehungen pro Minute sehr leise und er ist auch leidlich sparsam. Zwar ist er nicht so genügsam, wie es das Prospekt verspricht, aber schließlich muss er auch ein Auto von bald 1,9 Tonnen bewegen. Das adaptive Fahrwerk hat uns weniger überzeugt, denn es lässt nur die Wahl zwischen sehr komfortabel, etwas sportlich und fast schon rüpelhaft. Seine Stärken hat der Volvo XC60 auch mit dem Facelift behalten oder sogar ausgebaut. Er bietet reichlich Platz, ein komfortables Fahrgefühl und ein außergewöhnlich hohes Maß an Sicherheit. Nur ein Schnäppchen ist der Schwede nicht unbedingt. Aber da befindet er sich ja letztendlich in guter (Premium-)Gesellschaft.

Stärken:

Kraftvoller Antrieb, viel Platz im Innenraum, solide Verarbeitung

Schwächen:

Gefühllose Lenkung, Spritkonsum bei Last, weiches Fahrwerk

Technische Daten Volvo XC60 T5 Summum
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,64 / 1,89 / 1,71 Meter
Leergewicht 1833 Kilogramm
Kofferraumvolumen normal/Rückbank umgelegt 495 Liter
Maximale Zuladung 497 kg
Sitzplätze 5
Tankvolumen 70 Liter
Motor Reihen-Vierzylinder-Otto-Motor, vorn quer eingebaut, 16 Ventile
Hubraum 1969 Kubikzentimeter
Getriebe Achtgang-Automatikgetriebe mit Geartronic-Funktion
Leistung (kW/PS) 180 / 245
Drehmoment 350 Newtonmeter bei 1500 bis 4800 Umdrehungen/Min.
Beschleunigung 0 - 100 km/h 7,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 210 km/h
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) 8,9/5,5/6,7 Liter
Verbrauch im Test 9,4 Liter
Garantie 2 Jahre
Typklassen (KH/VK/TK) 21 / - / -
Preis als Basisfahrzeug 46 360 Euro
Preis des Testwagens 64 720 Euro

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