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Sportlich und dynamisch: Als Nachfolger des weltweit erfolgreichsten, mehr als 130 000-mal verkauften 1er Cabrios muss sich das neue 2er BMW 228i Cabriolet an hohen Maßstäben messen lassen.

© BMW

Praxistest BMW 228i Cabriolet: Ruhe und Kraft

Pünktlich zum Frühlingsauftakt ist es soweit: BMW bringt sein neues 2er Cabriolet auf den Markt. Was sich getan hat im Vergleich zum erfolgsverwöhnten 1er Modell und ob sich der variable Sportflitzer gegenüber dem 4er Cabrio behaupten kann, wollten wir uns doch gerne mal aus der Nähe anschauen...

Zuweilen hilft einem der Wettergott, das Wesentliche schneller zu erkennen. Ein Cabrio fährt man ja am liebsten offen, auch wenn es wie in unserem Falle nur um die fünf Grad „warm“ ist. Die Klimaautomatik erkennt, dass man offen fährt und regelt den Luftstrom entsprechend. Dazu die Sitzheizung (330 Euro extra) auf Stufe drei, Seitenscheiben hoch und das sehr effektive Windschott (330 Euro extra) aufgestellt – schon macht es offen Spaß auch bei solchem Hundewetter.

Doch plötzlich beginnt es zu regnen. Auch das noch. Also runter mit dem Tempo, denn bis 50 km/h öffnet und schließt das Stoffdach auch ohne Anhalten. Und im fahrenden Auto ist das schon ein Schauspiel. Dafür muss jetzt nur noch ein Schalter zwischen den Sitzen betätigt werden; zuvor waren es zwei Schalter in der Mittelkonsole. Das Ganze dauert nur 20 Sekunden. Dann herrscht auf einmal eine Ruhe im Auto, welche ihren besonderen Reiz auf einen ausübt. Der Trick ist die aufwendige Dämmung. Insgesamt fünf Lagen sorgen dafür, dass fünf Dezibel weniger Geräusch in den Innenraum dringt. Was heißt das? Der Geräuschpegel sinkt auf ein Viertel; man kann sich also auch bei 160 km/h noch unterhalten, ohne schreien zu müssen. Beeindruckend. Dafür nimmt man auch in Kauf, dass das geschlossene Dach (für 150 Euro extra auch in Anthrazit Silbereffekt oder in Braun Silbereffekt zu haben) die weichen Materialien seiner fünf Lagen nicht kaschiert. Man sieht deutlich, dass es von Spriegeln gespannt wird.

Ein Knopfdruck genügt: Auch während der Fahrt (bei 50 kmh) lässt sich das Stoffdach öffnen und - vielleicht noch wichtiger - bei einem plötzlichen Regenschauer wieder zuklappen.
Ein Knopfdruck genügt: Auch während der Fahrt (bei 50 kmh) lässt sich das Stoffdach öffnen und - vielleicht noch wichtiger - bei einem plötzlichen Regenschauer wieder zuklappen.

© BMW

Stark beim Cruisen und Spurten

Gespannt gibt sich auch das Auto an sich. Das BMW 2er Cabrio zittert nicht wie sein Vorgänger schon bei leichten Straßenunebenheiten. Dank eines höheren Anteils hochfester Karosseriestähle schüttelt es sich selbst auf üblen Pisten nicht. Auch da ist wieder dieses Gefühl, zwei Autos in einem zu besitzen. Offen wie geschlossen wirkt das 2er Cabrio wie eine feste Burg. Zusammen mit der idealen Achslastverteilung von 50:50 und der blitzsauberen Abstimmung des Adaptivfahrwerks (1100 Euro extra) ergibt sich daraus ein befreiendes Offenfahrgefühl in dem 1,6-Tonner, zu dem der 245 PS starke und kultivierte Vierzylinder-Turbo unseres Testwagens 228i optimal passt, der sehr gut mit der famosen Achtgangautomatik (2250 Euro Aufpreis) harmoniert. Cruisen und spurten. Beides kann dieser Antrieb nahezu perfekt und beides erzeugt ein Kribbeln im Bauch. Dazu tragen auch die präzise Lenkung und das super ausbalancierte Fahrwerk bei, die dem Cabriolet eine Kurvengier verleihen, welche man so nicht erwartet hat. Das BMW 2er Cabrio kann auch Sport Plus!

Während die Ingolstädter erst mit dem A3 Cabrio der aktuellen Generation (ab März 2014) zu stilistischer Eleganz und somit zum Erfolg gefunden haben, traf BMW den Geschmack der Kunden bereits mit dem offenen 1er. Allerdings kam das Cabrio erst vier Jahre nach der Limousine auf den Markt. Seit Frühjahr 2008 wurden rund 130000 Cabrios der 1er-Reihe verkauft, davon allein 42000 Stück in Deutschland, was im insgesamt schrumpfenden Cabrio-Markt eine beachtliche Leistung darstellt. Als im Oktober 2013 das letzte 1er Cabrio vom Band lief, endete für BMW eine äußerst erfolgreiche Ära. Der offene 2er soll an diesen Erfolg des offenen 1er nicht nur anknüpfen, sondern ihn übertreffen. Und dieses Mal hat es nur zehn Monate gedauert, bis die Cabrioversion des BMW 2er Coupés auf der Bildfläche erscheint.

Der Gepäckraum bietet jetzt 30 Liter mehr Volumen bei geschlossenem, beziehungsweise 20 Liter mehr bei offenem Verdeck. Die Ladeöffnung wurde gleichzeitig um 35 mm vergrößert.
Der Gepäckraum bietet jetzt 30 Liter mehr Volumen bei geschlossenem, beziehungsweise 20 Liter mehr bei offenem Verdeck. Die Ladeöffnung wurde gleichzeitig um 35 mm vergrößert.

© BMW

Mehr Platz für Fahrer und Gepäck

Die neue Generation wirkt optisch fast wie eine Nummer größer. Zwar sind es lediglich sieben Zentimeter in der Länge und drei in der Breite, die das Zweier-Cabrio gewachsen ist, doch wirkt der Blechkörper irgendwie viel gestreckter als die Zahlen es vermuten lassen. BMW entspricht damit in erster Linie dem Wunsch amerikanischer Kunden, wo die meisten Autos verkauft werden. Innen gibt es deutlich mehr Platz als zuvor. Selbst 1,90-Meter-Hünen stoßen mit dem Kopf nicht ans Stoffdach. Und im Fond reisen auf kurzen Strecken auch Erwachsene manierlich.

Das Cockpit ist im BMW typischen Bootsdeck-Charakter gehalten und glänzt durch hochwertige Materialen, fließende Formen und durchdachte Ergonomie.
Das Cockpit ist im BMW typischen Bootsdeck-Charakter gehalten und glänzt durch hochwertige Materialen, fließende Formen und durchdachte Ergonomie.

© BMW

Das Armaturenbrett entspricht dem des BMW 2er Coupés. Das große Display oben im Armaturenbrett gehört zur Basisausstattung. Der Kofferraum wuchs um zehn Prozent auf maximal 335 Liter. Neu ist das Durchladesystem (200 Euro Aufpreis) mit klappbarer Rücksitzlehne und Durchladeöffnung, welche nun 45 Zentimeter breit ist. Damit können jetzt laut BMW zwei Golftaschen durchgeschoben werden. Bisher gab es nur eine Durchladeöffnung mit integriertem Transportsack, für die BMW damals 260 Euro verlangte.

Mehr Fahrspaß bei weniger Sprit

Mit seiner dicken Stoffmütze ist das nun zitterfreie 2er Cabrio tatsächlich zwei Autos in einem geworden: Offen für die schönen Tage des Jahres. Geschlossen für die nasskalten Wintertage mit einem Geräuschkomfort, der dem des Blechdach-Coupés kaum nachsteht. Dafür fordert BMW allerdings auch einen satten Aufpreis von gut 5000 Euro gegenüber dem 2er Coupé ein. Ein teures Ticket für den Eintritt in die Welt der Ruhe und der Kraft, je nach Gusto. Dennoch werden es viele lösen, um dieses Event zu genießen. Denn das 2er Cabrio ist eine Klasse besser als das 1er Cabrio. Und das war ja schon ganz gut. Ja, selbst Interessenten des 4er Blechdach-Cabrios könnten nun ins Grübeln kommen, ob das mit einer dicken Stoffmütze ausgerüstete 2er Cabrio nicht vielleicht die bessere Wahl ist.

Wenn das Zweier-Cabrio von BMW am 28. Februar beim Händler steht, kann der Interessent vorerst unter fünf Motoren auswählen. Darunter sind die vier Benziner 218i mit 136 PS, 220i mit 184 PS. 228i mit 245 PS, der M235i mit 326 PS und der Diesel 220d mit 190 PS. Im Sommer soll ein 218d mit 150 PS und einem Normverbrauch von knapp über vier Litern kommen. Bei diesem Triebwerk wurde der Verbrauch um ein Viertel gesenkt und die Leistung um fünf Prozent angehoben. Der stärkste Diesel 225d mit 224 PS folgt ebenfalls erst im Sommer. Der Basismotor im 218i ist jener Dreizylinder mit 1,5 Liter Hubraum, den BMW auch im überarbeiteten 118i einsetzt. Er leistet 136 PS und bietet ein Drehmoment von 220 Newtonmetern. Bei diesem Dreizylinder fällt der Normverbrauch um elf Prozent niedriger aus bei acht Prozent höherer Leistung. Der Vierzylinder des 220i ist aus dem 320i bekannt und hat nach wie vor 184 PS sowie 270 Newtonmeter Drehmoment.

Gutes hat seinen Preis

BMW langt beim neuen 2er Cabrio kräftig zu. Kostete das 1er Cabrio zum Produktionsende im Oktober 2013 als 118i mit 143 PS mindestens 29950 Euro, so werden es beim 150 PS starken Nachfolger 218i schon 32.200 Euro sein, allerdings bei etwas besserer Ausstattung. Und da ist noch lange nicht Schluss, denn erfahrungsgemäß werden die meisten zumindest die Ausstattungslinie Advantage für zusätzliche 1100 Euro wählen, welche Tempomat, Multifunktionslenkrad, Nebelscheinwerfer sowie eine hintere Einparkhilfe umfasst. Kommen dann noch Metalliclack und 17-Zoll-Aluräder hinzu, kostet dann schon das Basismodell fast 35000 Euro. Das von uns gefahrene BMW 228i Cabrio mit Automatik kostet bereits 41.650 Euro – ohne Extras.

Unser opulent ausgestatteter Testwagen lag deutlich über der 55000-Euro-Marke. Und wer noch auf den klassischen Reihensechser im letzten kleinen BMW-Cabrio mit klassischem Heckantrieb steht, muss ganz tief in die Tasche greifen: Der M235i mit 326 PS kostet mindestens 49.100 Euro – und mit den vielen teuren Extras, welche das Auto erst richtig reizvoll machen, ist sogar die 65000er Schwelle rasch erreicht.

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