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Ganz so knuddelig wie das Original ist der Fiat 500X Cross nicht mehr. Er wirkt etwas aufgeblasen.

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Praxistest Fiat 500X Cross 1.4 Multiair: Ein bisschen Spaß darfs sein

EIn Cinquecento fürs Gelände: Der Fiat 500X Cross bietet dafür etwas mehr als nur eine hochgesetzte Karosse. Auch neben seinen Offroad-Qualitäten kann das Cinquecento-SUV überzeugen, nur an einer Stelle nicht.

Der vor sieben Jahren wieder belebte Fiat 500 ist ein Absatzgarant für die Italiener. Kein Wunder, dass man in Turin aus dem Kleinwagen mittlerweile eine Allzweckwaffe gebastelt hat. Der Cinquecento ist Van geworden, gibt sich als Cabrio, als Offroader und nun sogar als SUV. Der jüngste Spross, der Fiat 500X, soll seit Februar auch auf der SUV-Welle mitschwimmen. Kann er das? Wieviel SUV steckt in Fiats Bestseller? Wir haben den Fiat 500X zum Praxistest bestellt.

Außen und Innen

Ganz schön dicke kommt dieser Cinquecento daher. Die Basis teilt sich der Fiat 500X mit dem Konzernbruder Jeep Renegade und das sieht man ihm auch an. Lächelt vorne noch das sympathische Gesicht seiner (kleinen) Brüder, so lässt er schon ab den Kotflügeln die (Plastik-)Muskeln spielen. Der Fiat 500X ist beplankt wie ein richtiger Abenteurer. Radläufe, Schweller und der hintere Stoßfänger sind gegen Steinchen und anderes Unbill geschützt. Das hilft auch auf dem Supermarktparkplatz gegen Rempler. Allerdings nicht gegen unachtsam geöffnete Türen, denn seitlich wird der wertvolle Lack nur im unteren Bereich geschützt. Schade eigentlich.

Innen bleibt sich der Fiat 500X treu und ist so stylisch wie seine tiefer liegenden Kumpels. Die Abdeckung des Armaturenträgers ist in Wagenfarbe gehalten, rechts prangt groß ein Markenschriftzug und in der Mitte thront ein 6,5 Zoll großes Display (optional, Serie 5 Zoll) für das Infotainment. Der Rest zeigt sich ziemlich aufgeräumt. Bei den Materialien ist Plastik die erste Wahl, aber immerhin gut gemacht. Die Verarbeitung bietet nur wenig Grund zum Tadel. Vielleicht mal eine schwächere Entgratung des Kunststoffs oder ein nicht akkurates Spaltmaß. Alles in allem aber geht das in Ordnung.

Sitzen und Laden

Oft besprochen zeigt auch der Fiat 500X, warum SUVs so beliebt sind. Der Einstieg ist ein Kinderspiel, die hohe Sitzposition ein Gewinn an Überblick und das Platzangebot ist fast dem siebensitzigen 500L Living ebenbürtig. Ein Blick auf die Abmessungen zeigt schnell warum. Mit 4,25 Metern Länge überragt er einen normalen, viersitzigen Cinquecento um fast 60 Zentimeter. Kein Wunder, dass es vorne sehr geräumig zugeht und auch im Heck finden selbst größere Passagiere ausreichend Platz. In der Breite hat der Fiat 500X dann aber weniger zu bieten. Mit zwei Kindersitzen ist hinten voll, der Sitz in der Mitte taugt auch nicht mehr für Kinder. Ansonsten können auf dem fünften Platz zumindest Kinder kürzere Strecken relativ angenehm mitfahren.

Einfach, aber praktisch und schick ist das Motto im Innenraum des Fiat 500X Cross. Mit Dekoreinlagen in Wagenfarbe ist auch was Ästeten dabei.
Einfach, aber praktisch und schick ist das Motto im Innenraum des Fiat 500X Cross. Mit Dekoreinlagen in Wagenfarbe ist auch was Ästeten dabei.

© Hersteller

Bei viel Raum passt auch viel ins Heck – sollte man meinen. Das trifft beim Fiat 500X nur bedingt zu. Erst mal muss eine Ladekante mit einer Höhe von 76 Zentimetern überwunden werden. Ebenfalls typisch für diese SUVs. Hinter der knapp ein Meter breiten Öffnung finden sich dann maximal 350 Liter an Laderaum. Aber nur, wenn auf ein echtes Reserverad verzichtet wird. Ansonsten werden daraus bescheidene 240 Liter. Großzügiger geht es da schon zu, wenn di Rückbank umgelegt wird. 990 Liter bietet das Cinquecento-SUV. Die Ladefläche wird ziemlich eben bis über die Rückbank und es stehen keine Radausbuchtungen oder Ähnliches sperrigem Ladegut entgegen. Dafür ist es aber ziemlich duster da hinten. In der Dunkelheit versucht sich ein funzeliges Lämpchen daran Erhellung zu bringen. Weitgehend vergebens.

Fahren und Tanken

In unserem Fiat 500X Cross arbeitet ein 1,4 Liter großer Otto-Motor am Vortrieb. Und das macht er ziemlich gut. Mit seinen 170 PS ist das Kompakt-SUV ordentlich motorisiert. Und vor allem ist er relativ sparsam unterwegs. Unsere Testfahrten sind zu Beginn ziemlich stadtlastig. Und da sehen wir auf dem Bordcomputer Verbrauchsangaben von rund 7,5 Liter. Das ist erst mal nicht mal ein Liter mehr als der Normverbrauch von 6,7 Liter im unrealistischen Euro-Norm-Zyklus. Das Verhalten in der Stadt ist tadellos. Die 250 Newtonmeter schieben den Fiat 500X ordentlich an und bringen ihn auf Touren. Das subjektive Gefühl wird vom Beschleunigungswert bestätigt. In 8,6 Sekunden soll das Cinquecento-SUV Landstraßentempo erreichen, was nach den ersten Fahreindrücken durchaus glaubhaft ist.

Allerdings reagiert dieser italienische Bursche ziemlich ruppig auf das Berliner Kopfsteinpflaster. Die Dauerbaustelle Mehringdamm mit ihren kurzen Absätzen hat das Fahrwerk ja noch ganz komfortabel weggeschluckt. Aber Pflasterbelag mögen die Dämpfer gar nicht. Das Fahrwerk wird stößig und laut. Madonna, wer wird denn so sensibel sein? Besser macht es der Fiat 500X auf der Landstraße. Lange Wellen führen zu leichtem Nachschwingen, aber ansonsten absorbiert er deutlich besser. Nur zeigt der Italiener hier eine Allergie gegen flottere Kurven. Schon mit der ersten Lenkbewegung taucht er tief in die Dämpfer, bekommt erst mit nachhaltigem Gasdruck mehr Linie und untersteuert schließlich brav und unproblematisch. Das Wegnehmen von Gas führt schnell zu einer gewissen Hecklastigkeit, die aber kontrollierbar bleibt. So oder so, der 500X wankt dazu mit seiner doch nur 1,62 Meter hohen Karosserie dazu, dass die Besatzung schnell mal seekrank werden könnte. Insgesamt findet die Fahrwerksabstimmung bei uns nicht allzuviel Zustimmung.

Der Fiat 500X 1.4 Multiair ist mit seinen knapp 1,6 Tonnen kein Leichtgewicht. Dank des starken Benziners ist davon aber auf der Straße wenig zu spüren.
Der Fiat 500X 1.4 Multiair ist mit seinen knapp 1,6 Tonnen kein Leichtgewicht. Dank des starken Benziners ist davon aber auf der Straße wenig zu spüren.

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Das ist schade, denn der Antrieb weiß ansonsten zu überzeugen. Fiat hat es mit dem nur 1,4 Liter großen Motor geschafft das Cinquecento-SUV flott zu machen, aber relativ ökonomisch fahren zu lassen. Selbst die Elastizität auf der Landstraße ist ansprechend. Und der D-Zug-Aufschlag auf der Autobahn – die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h – hält sich auch in Grenzen. Insgesamt haben wir einen Verbrauch von 7,4 Liter gemessen. Das ist erfreulich nah am Normverbrauch und besser als viele Turbobenziner in der Praxis. Ihren Beitrag dazu leistet sicher auch die feine Neungangautomatik, die sauber ihre Gänge durchschaltet und dabei je nach Leistungsanforderung den passenden Gang zur Verfügung stellt.

Und Gelände? Den Allradantrieb hat der Fiat 500X Cross aus dem Jeep Renegade geerbt. Das sind schon mal gute Voraussetzungen. Das Auto verfügt über ein Programm namens "Traction+", das elektronisch das Drehmoment variabel über die Achsen verteilt. Im Normalfall rollt der Fiat 500X als Fronttriebler durch die Gegend. Für den Offroad-Betrieb gibt es einen Traction-Mode. Dann schaltet das Getriebe in den ersten Gang und je nach Anforderung an den Reifen geht es allen vieren oder nur mit zwei Rädern vorwärts. Außer ein paar hundert Meter Feldweg haben wir den Offroadbetrieb nicht weiter geprüft. Aber mit der Technik erfüllt der Fiat 500X mehr die optische Offroad-Attitüde als die meisten anderen SUV.

Hören und Sehen

Die Rundumsicht ist beim Fiat 500X weitgehend ohne Tadel. Lediglich nach hinten wird es eng und nach hinten seitlich stehen die breite C-Säule und die hohen Unterkanten der Seitenfenster im Wege. Dass man keinerlei Relation zum hinteren Stoßfänger mehr hat, ist ein typisches Charakteristikum von SUVs und daher kreiden wir es diesem Modell speziell auch nicht an. Dafür gibt es Parksensoren, allerdings nur gegen Aufpreis.

Die Ladefläche des Fiat 500X ist bei umgelegter Rückbank fast eben und fasst 1000 Liter.
Die Ladefläche des Fiat 500X ist bei umgelegter Rückbank fast eben und fasst 1000 Liter.

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Im Vergleich zu seinen kleineren Brüder hat der Fiat 500X technisch recht viel zu bieten. Der Totwinkel-Assistent arbeitet sehr gut und unaufgeregt, wie man es sich manchen anderen seiner Art oft wünschen würde. Das Notbremssystem ist mehrstufig ausgelegt, warnt optisch und akustisch, und sogar mit einem Bremsruck, wenn es richtig eng wird. Bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h kann das Auto einen Unfall gar verhindern oder die Folgen durch einen selbsttätigen Bremseingriff zumindest stark mildern. Auch Komfortfeatures, wie Tempomat oder Regen- und Lichtsensoren hat der Fiat 500X zu bieten. In der Summe ist der robuste Italiener damit auf der Höhe der Zeit.

Wählen und Zahlen

Ein billiges Vergnügen ist der Fiat 500X Cross 1.4 Multiair sicher nicht. Wer den Italiener als Cross mit Allradantrieb und dem kleinen, aber starken Benziner wählt, der ist mit einem Grundpreis von 27 950 Euro dabei. Viel Geld für ein Auto dieser Klasse. Zumindest ist der Fiat 500X dann aber auch sehr umfangreich ausgestattet. Automatik ist für diese Variante kein Thema, weil nicht im Angebot (1900 Euro für 2.0 Multijet-Diesel). Als Cross Plus ist die Liste der Sonderausstattungen tatsächlich weitgehen leergefegt, aber der Grundpreis steigt gar auf 30 700 Euro. Dazu lohnt sich vor allem das Fahrassistenz-Paket Plus für 790 Euro, bei dem Totwinkel-Warner, Rückfahrkamera, Notbremssystem und aktiver Spurhalteassistent zusammengefasst sind. Wer den dicken Bass braucht, der kann sich noch das Hifi-System Beats Audio von Dr. Der für 590 Euro zu der serienmäßigen Navigation dazu holen.

Mit seinen 175 PS ist der Fiat 500X recht flott unterwegs. Wenn es sein muss geht es bis 200 km/h.
Mit seinen 175 PS ist der Fiat 500X recht flott unterwegs. Wenn es sein muss geht es bis 200 km/h.

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Wer auf Allrad verzichten mag, der kommt natürlich deutlich billiger davon Der Einstieg mit dem 1,4 Liter großen Benziner, der dann allerdings nur 140 PS hat, kommt auf 21 450 Euro. Dann ist das Auto allerdings wiederum ziemlich nackt und all die nette Kleinigkeiten müssen einzeln oder über Pakete gegen Aufpreis hinzugebucht werden.

Gutes und Schlechtes

Der kann überraschen, dieser Fiat 500X Cross 1.4 Multiair. Mit seiner Optik und dem erweiterten Platzangebot dürfte das Cinquecento-SUV den Nerv der Zeit treffen und so einigen potentiellen Kunden gefallen. Vor allem überzeugt die Kombination mit dem starken Benziner, der sich im Test dazu noch als recht sparsam erwiesen hat. Der hohe Preis ist dabei allerding sicher ein Manko.

Die größte Schwäche ist wohl das unrunde Fahrwerk, das den Fiat 500X desöfteren in Schwierigkeiten bringt. Unsicher ist das Auto deswegen nicht, aber die Abstimmung ist nicht ausgereift, das Auto kommt zu stark in Wankbewegungen. An der Stelle sollte der Hersteller nachbessern. In der Summe aber ein gutes Auto, dieser Fiat 500X Cross, der sicherlich seine Kunden finden wird. Und die werden zwar kein billiges, aber ansonsten großes Vergnügen mit rustikalsten aller Cinquecentos haben.

Stärken

Freundliche Optik

Sparsamer Benziner

Zahlreiche Assistenten

Schwächen

Unausgewogenes Fahrwerk

Hoher Preis

Recht großer Wendekreis

Konkurrenz

Opel Mokka

Mazda CX-3

Peugeot 2008

Technische Daten Fiat 500X Cross 1.4 Multiair
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,25 / 1,80 / 1,62 Meter
Leergewicht 1595 Kilogramm
Kofferraumvolumen/Rückbank umgelegt 245/1000 Liter
Maximale Zuladung 480 Kilogramm
Sitzplätze 5
Tankvolumen 48 Liter
Motor Vierzylinder-Ottomotor mit Direkteinspritzung und Turboaufladung, eine obenliegende Nockenwelle und Zahnriemenantrieb
Hubraum 1368 Kubikzentimeter
Getriebe 9-Gang-Automatikgetriebe
Leistung 125 kW/170 PS
Drehmoment 250 Newtonmeter bei 1750 Umdrehungen/Min
Beschleunigung 0 - 100 km/h 8,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 200 km/h
Verbrauch laut Hersteller (innerorts/außerorts/kombiniert) 8,5/5,7/6,7 Liter
Verbrauch im Test 7,4 Liter
CO2-Emissionen / Effizienzklasse 157 g/km / B
Typklassen (KH/VK/TK) 18/19/22
Preis als Basisfahrzeug 27 950 Euro
Preis des Testwagens ca. 32 000 Euro

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