zum Hauptinhalt
Mit der neuen Modellreihe des Mazda 6 gibt es nun auch die Kombination Diesel und Allrad - allerdings nur für den Kombi, nicht für die Limousine. Der Sechser will also jetzt im Quattro-Revier räubern.

© Rainer Ruthe

Praxistest Mazda 6 Kombi Skyactiv-D 150 AWD: Quattro auf Japanisch

Hierzulande ist die automobile Mittelklasse fest in der Hand der Deutschen. Doch Mazda lässt sich nicht entmutigen und schickt gegen Passat und Co. einen Neuen ins Rennen – den überarbeiteten Mazda 6.

Nur zwei Jahre nach dem Marktstart wurde der Mazda 6 überarbeitet. Das zeigt die Ambitionen der Japaner, auf dem deutschen Markt mitzumischen und den etablierten Modellen, wie VW Passat und Audi Avant, etwas entgegenzusetzen. Vor allem der Kombi könnte weiter Boden gut machen, denn ihn zeichnet eine Besonderheit aus: Er ist sieben Zentimeter kürzer als die Limousine und besitzt auch einen acht Zentimeter kürzeren Radstand. Dennoch hat er mehr Platz, und er kostet, anders als bei allen anderen Herstellern, keinen einzigen Cent mehr als die Limousine.

Bislang klaffte aber noch eine Lücke im Sechser-Modellprogramm, welche mit der jüngsten Überarbeitung nun geschlossen wird: Jetzt gibt es die Kombination Kombi, Diesel auch mit Allradantrieb für 2000 Euro Aufpreis. Allerdings nicht für die Limousine. Der Sechser Kombi will also jetzt im Quattro-Revier räubern. Ob sich die 2000 Euro am Ende des Tages lohnen, klärt unser Praxistest mit dem Mazda 6 Kombi Skyactiv-D150 AWD Exklusive-Line, der mit immerhin 35.190 Euro in der Preisliste steht.

Außen und Innen

Schöne Kombis heißen Avant, heißt es bei Audi. Schönere Kombis heißen Mazda 6, sagen wir einmal kühn. Die gegenüber dem Deutschen deutlich schwungvolleren Linien dieses Asia-Avant kaschieren geschickt seine stattliche Länge von 4,81 Meter. Das sind zehn Zentimeter mehr als beim Audi A4 Avant. Die äußere Überarbeitung des Japaners ist recht sparsam ausgefallen: neuer Grill, LED-Scheinwerfer in den besseren Ausstattungen. Doch man muss einen vom Design her stimmigen Kombi ja auch nicht auf-Teufel-komm-raus verbessern. Dennoch verschafft die neue Front dem Mazda einen solchen Respekt wie den Audis mit ihren Monster-Grills.

Kratzt schon an der Premiumklasse: Im Innenraum haben die Mazda-Leute ordentlich Hand angelegt und nicht mit Leder- und Chromapplikationen gespart. Auch austattungstechnisch ist der Mazda 6 auf Topniveau.
Kratzt schon an der Premiumklasse: Im Innenraum haben die Mazda-Leute ordentlich Hand angelegt und nicht mit Leder- und Chromapplikationen gespart. Auch austattungstechnisch ist der Mazda 6 auf Topniveau.

© Rainer Ruthe

Im Innenraum haben die Mazda-Leute mehr Hand angelegt. Hier wurden Instrumententräger, Mittelkonsole und kleinere Chromapplikationen neu gestaltet, und der Instrumententräger ist teils sogar lederummantelt. Neu sind zudem eine elektrische Parkbremse sowie der frei stehende hochauflösende Siebenzoll-Multifunktionsbildschirm für die Bedienung von Navigation, Fahrzeugfunktionen und Soundsystem, so wie bei Audi. Das geht auch über den so genannten Multi Commander, der hinter dem Schalthebel sitzt und der so ähnlich wie bei BMW funktioniert. Die satt rastenden Rändelräder fassen sich ebenso gut an wie das Lederlenkrad mit seinem die Hand schmeichelnden Bezug. Damit klopft Mazda an die Tür zur Premium-Klasse, auch wenn diese derzeit erst einen Spalt geöffnet ist. Schade, dass die Mittelarmlehne nicht weit genug nach vorn reicht, um den Ellenbogen richtig zu stützen.

Sitzen und Laden

Die Seriensitze in der ersten Reihe verdienen ein dickes Plus. Sie gefallen mit ihrer langen Schenkelauflage und dem guten Seitenhalt. Dank fester, aber keineswegs harter Polsterung erfreuen sie auch nach stundenlanger Fahrt noch den Allerwertesten. Das findet man in dieser Klasse auch nicht oft. Kleiner Wermutstropfen ist die ungenaue Verstellung der Vordersitzlehne mit einer Ratsche. Aber wie oft stellt man „seinen“ Sitz schon ein? Eigentlich nur einmal. Auch in der zweiten Reihe reisen zwei Erwachsene sehr bequem mit guter Beinfreiheit und mehr Kopffreiheit als in der coupéhaften Limousine.

Dieser flott gestylte Lademeister ist trotz des schrägen Hecks mit seinem flachen, aber tiefen Kofferraum jederzeit Herr der Gepäcklage. Immerhin 522 bis 1648 Liter passen rein, und dank sehr niedriger Ladekante von nur 61 Zentimetern sowie hoch aufschwingender Klappe ist der Ladevorgang ein Kinderspiel. Per Hebelzug im Kofferraum klappen die Rücksitzlehnen automatisch um, und es ergibt sich eine nahezu ebene Ladefläche von 1,90 mal 1,02 Meter.

Großer Lademeister: Trotz des schrägen Hecks mit seinem flachen, aber tiefen Kofferraum ist der Mazda 6 jederzeit Herr der Gepäcklage. Immerhin 522 bis 1648 Liter passen rein.
Großer Lademeister: Trotz des schrägen Hecks mit seinem flachen, aber tiefen Kofferraum ist der Mazda 6 jederzeit Herr der Gepäcklage. Immerhin 522 bis 1648 Liter passen rein.

© Rainer Ruthe

Als klasse Idee erweist sich der Umstand, dass die Laderaumabdeckung bündig im Kofferraum-Unterboden verstauen werden kann und so beim Einladen großer Gegenstände nicht stört. Die maximale Zuladung von 665 Kilogramm liegt weit über dem Klassendurchschnitt. Das einzige Komfortextra, das deutsche Kombifahrer möglicherweise in der Preisliste suchen könnten, ist eine elektrisch öffnende und schließende Heckklappe. Die ist nicht im Angebot, wurde vom Autor allerdings auch nicht vermisst.

Fahren und Tanken

Erstmals ist also der Kombi in den beiden Dieselversionen 150 und 175 PS auch mit einem Allradantrieb lieferbar, welcher aus dem SUV Mazda CX-5 stammt. Es handelt sich um den Torque-Split-Allradantrieb der neuesten Generation. Das System überwacht mittels 27 Sensoren kontinuierlich die jeweiligen Fahrbahnbedingungen, das Verhalten des Fahrers und leitet selbst bei schnell wechselnden Bedingungen die Antriebskraft an jene Räder weiter, welche aktuell die bestmögliche Traktion gewährleisten. Eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung vor dem Hinterachsdifferenzial verschafft dem Fahrer nicht nur bei Eis und Schnee ein gutes Gefühl der Sicherheit, wenn sie je nach Bedarf bis zu 50 Prozent der Antriebskraft an die Hinterräder leitet.

Schon in den ersten, etwas flotter gefahrenen Kurven auf trockener Piste spürt man das bessere Handling, weil man später bremsen, schneller an den Scheitelpunkt fahren und früher wieder beschleunigen kann. Dabei beeindruckt vor allem die Richtungsstabilität und das geradezu stoische Beharren des Autos auf der gewählten Linie. So fahraktiv wie dieser Allrad-Mazda 6 sind nur wenige Kombis in der Mittelklasse. Die sehr direkte Lenkung und das stramme, aber keineswegs zu straffe Fahrwerk machen ihre Sache sowohl auf kurvigen Landstraßen als auch auf Autobahnen gleichermaßen gut. Verstelldämpfer für mehr Komfort inklusive verschiedener Fahrprogramme? Die vermisst man hier nicht, so gelungen ist die Abstimmung. Der 2,2-Liter-Diesel hat Bums und Manieren. Dank einer Ausgleichswelle läuft er sehr kultiviert, ist bei Reisegeschwindigkeit 150 kaum noch als Selbstzünder wahrzunehmen. Und dank seiner für einen Diesel ungewöhnlich niedrigen Verdichtung von 14:1 erfüllt er die Euro-6-Abgasnorm auch ohne aufwendige zusätzliche Harnstoffeinspritzung. Der sechste Gang ist Kraftstoff sparend lang übersetzt, so dass die Kurbelwelle des Selbstzünders bei Tempo 150 ganze 2800 Mal pro Minute rotiert.

So fahraktiv wie der Allrad-Mazda 6 sind nur wenige Kombis in der Mittelklasse. Die sehr direkte Lenkung und das stramme, aber keineswegs zu straffe Fahrwerk machen ihre Sache sowohl auf kurvigen Landstraßen als auch auf Autobahnen gleichermaßen gut.
So fahraktiv wie der Allrad-Mazda 6 sind nur wenige Kombis in der Mittelklasse. Die sehr direkte Lenkung und das stramme, aber keineswegs zu straffe Fahrwerk machen ihre Sache sowohl auf kurvigen Landstraßen als auch auf Autobahnen gleichermaßen gut.

© Rainer Ruthe

Das zahlt sich an der Zapfsäule aus. Zwischen 5,2 (bewusste Sparfahrt) und 8,3 Liter (sehr flotte Autobahnfahrt) schwankte der Testverbrauch auf den gut 2100 Kilometern Testfahrt. Im Durchschnitt flossen lediglich 5,9 Liter Diesel pro 100 Kilometer aus dem Tank, nur 0,9 Liter mehr als der Normverbrauch. Und das mit schwer schuftender Klimaautomatik bei Außentemperaturen um die 30 Grad. Also ein sehr guter Wert für einen Allrad-Kombi dieser Leistungsklasse – und ein klares Ja zur Kombination Kombi, Diesel und Allrad. Allerdings passt der von 62 auf 52 Liter verkleinerte Tank nicht zu recht zu einem eigentlich optimalen Langestrecken-Auto. Dennoch kommt man mit einer Tankfüllung knapp 800 Kilometer weit. Die von 210 auf 201 km/h verringerte Höchstgeschwindigkeit fällt unter die Rubrik gut zu wissen, aber im Alltag nicht weiter auf.

Hören und Sehen

Der 6er Kombi ist dank besserer Dämmung auch als Diesel freundlich zu den Ohren. Nur die an unserem Testwagen montierten 17-Zöller drängen sich mit ihren Abrollgeräuschen akustisch in den Vordergrund, doch damit kann man leben. Zumal die Arbeits- und Fahrgeräusche ansonsten sehr moderat ausfallen, womit sich dieser Sechser bestens als Autobahn-Langstreckenauto empfiehlt. Und auch für nächtliche Fahrten, denn die bei unserem Exklusive-Line-Modell serienmäßigen LED-Scheinwerfer leuchten die Fahrbahn mit ihrem grellen Licht sehr gut aus. Erfreulich ist auch das flach bauende Cockpit mit der guten Sicht nach vorn. In Verbindung mit der sportlichen Sitzposition hat man auf der Autobahn das Gefühl, in einem dynamischen Sportwagen und nicht in einem profanen Kombi zu sitzen. Natürlich nur, wenn man nicht nach hinten schaut und dann das Höhlen-Heckfenster mit der entsprechend mäßigen Sicht erblickt. Gut, dass vordere und hintere Parksensoren beim Exklusive-Line-Modell serienmäßig sind.

Wählen und Zahlen

Hier liegen Licht und Schatten beieinander. Unser Testwagen steht mit vergleichsweise moderaten 35190 Euro in der Preisliste, das ist günstig im Wettbewerbsumfeld. Zu diesem Grundpreis kommt die Sonderfarbe Rubinrot Metallic hinzu, welche 750 Euro Aufpreis kostet, damit 200 Euro mehr als eine normale Metallic-Lackierung. Doch genau diese Farbe passt zu diesem emotionalen Kombi, der auch jede Menge Fahrspaß transportieren kann. Und anders als sonst üblich, gibt's die roten Autos bei Mazda nicht nur auf den Werbefotos. Sie werden tatsächlich gekauft. Während unter den Käufern von VW Passat und Co. nur jeder Zwanzigste ein rotes Auto bestellt, ist es beim Mazda 6 jeder Fünfte. Empfehlenswert ist das für 600 Euro ebenfalls günstige SD-Navigationssystem mit hochauflösender 3D-Kartendarstellung, das sich als verlässlicher und auch recht flotter Streckenführer erwies.

So geschickt die schwungvolle Karosserie die Länge des Autos von 4,81 Metern auch kaschieren mag, beim Rangieren in der Stadt kann der extrem große Wendekreis von 11,8 Metern sicher stören. Der Mazda 6 Kombi ist eben ein Auto für die Langstrecke auf breiten Straßen. Dort macht er richtig Spaß.
So geschickt die schwungvolle Karosserie die Länge des Autos von 4,81 Metern auch kaschieren mag, beim Rangieren in der Stadt kann der extrem große Wendekreis von 11,8 Metern sicher stören. Der Mazda 6 Kombi ist eben ein Auto für die Langstrecke auf breiten Straßen. Dort macht er richtig Spaß.

© Rainer Ruthe

Auch wenn sich die Sechsganghandschaltung mit dem kurzen Hebel sehr knackig aus dem Handgelenk betätigen lässt, wäre eine bequeme Automatik für diesen oder jenen ein Komfortgewinn, für den er sicher die branchenüblichen knapp 2000 Euro zahlen würde. Doch beim Mazda 6 Kombi mit Allrad und der 150-PS-Maschine liegt der Aufpreis für eine Automatik bei horrenden 7400 Euro! Die Sechsstufenautomatik gibt es nämlich nur für die Top-Version Sports-Line und auch nur in Verbindung mit dem 175-PS-Diesel. Das ist ebenso wenig schön wie die Tatsache, dass es die neuen Fahrerassistenzsysteme wie Abstandsradar, Spurhalteassistent, Müdigkeitserkennung zwar gegen einen sehr moderaten Aufpreis von 650 Euro geordert werden können – aber ebenfalls nur für das Top-Modell Sports-Line mit dem 175-PS-Diesel. Und für das sind mindestens 42.590 Euro zu zahlen.

Gutes und Schlechtes

Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage lautet klar: Der variable Allradantrieb ist für den Sechser Kombi ein echter Gewinn. Selbst auf trockenen Straßen ist dieser elektronisch gesteuerte Allradantrieb, der insgesamt nur 60 Kilogramm wiegt, mehr wert als die 2000 Euro Aufpreis und die theoretisch 0,8 Liter Sprit Mehrverbrauch pro 100 Kilometer. In gegenwärtigen Zeiten, wo nahezu alle ein modisches hoch bauendes SUV haben möchten, ist ein unauffälliger niedriger Kombi mit Allradantrieb doch eine echte Alternative. Er ist sportlicher, sparsamer und dank vier angetriebener Räder ohnehin sicher. Unser Wunsch? Eine Automatikversion auch für den 150-PS-Diesel, der kaum schlechter ist als die 175-PS-Maschine.

So geschickt die schwungvolle Karosserie die Länge des Autos von 4,81 Metern auch kaschieren mag, beim Rangieren in der Stadt stört der extrem große Wendekreis von 11,8 Metern. Das ist ebenso viel wie beim immerhin 5,21 Meter langen Pick-up Mitsubishi L200. Der Mazda 6 Kombi ist eben ein Auto für die Langstrecke auf breiten Straßen. Dort macht er auch den Spaß, den seine flott gezeichnete Karosserie verspricht.

Stärken

Individueller Auftritt

Sehr gute Fahrstabilität

Großer Spaßfaktor

Schwächen

Keine Automatik lieferbar

Kleiner Tank

Großer Wendekreis

Konkurrenz

Audi A4 Avant quattro

VW Passat Variant 4Motion

BMW 3er Touring xDrive

Technische Daten Mazda6 Kombi Skyactiv-D150 AWD Exklusive-Line
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,81/1,84/1,48 Meter
Leergewicht 1545 Kilogramm
Kofferraumvolumen / Rückbank umgelegt 522 /1648 Liter
Maximale Zuladung 665 Kilogramm
Sitzplätze 5
Tankvolumen 52 Liter
Motor Reihen-Vierzylinder-Diesel-Motor mit Direkteinspritzung und zweistufiger Abgasturboaufladung, zwei oben liegende Nockenwellen, Ausgleichswelle 
Hubraum 2191 Kubikzentimeter
Getriebe 6-Gang-Handschaltgetriebe
Leistung (kW/PS) 110/150
Drehmoment 380 Newtonmeter bei 1800 Umdrehungen/Min
Beschleunigung 0 - 100 km/h 9,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 201 km/h
Verbrauch laut Hersteller (innerorts/außerorts/kombiniert) 6,1/4,4/5,0 Liter
Verbrauch im Test 5,9 Liter
CO2-Emissionen / Effizienzklasse 132 g/km / A
Typklassen (KH/VK/TK) 17/25/23
Preis als Basisfahrzeug 35.190 Euro
Preis des Testwagens 36.540 Euro

Zur Startseite