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Mini-Kombi? Oder Kompakter zum Kleinwagenpreis? Der Skoda Fabia Combi lässt sich schwer einordnen, er steht etwas zwischen den Stühlen, doch der Mix ist gelungen.

© Rainer Ruthe

Praxistest Skoda Fabia Combi Style 1.2 TSI: Die Klassenfrage

Als Kombi unter den Kleinwagen ist der Skoda Fabia eher ein Exot. Es gibt nur zwei Konkurrenten und die bieten deutlich weniger Nutzwert. Aber ist das alles? Der Praxistest zeigt, wie nah der Tscheche an den Kompakten dran ist.

Kleinwagen im Kombiformat sind hierzulande eher selten. Und der Skoda Fabia Combi ist sogar so etwas wie ein Exot. Denn eigentlich hat er keinen direkten Konkurrenten. Nur die Konzern-Schwester Seat und der Importeur Renault bieten noch vergleichbare Kleinwagen-Kombis an. Doch die können dem cleveren Skoda nicht das Wasser reichen. Der Ibiza ST offeriert ein Gepäckabteil von 430 bis 1164 Liter, der Renault Grandtour von 430 bis 1380 Liter. Für sich genommen sind das anständige Werte. Doch Skodas Fabia Combi ist eine halbe Klasse besser: 530 bis 1395 Liter. Das bietet mancher Kompaktkombi nicht.

Und so stellt der Tscheche die Klassefrage: Kompaktwagen zum Kleinwagenpreis? Oder schon seiner Klasse entwachsen? Wo ist dann der Haken? Wir suchen die Antworten in unserem Praxistest mit dem Tschechen-Kombi aus der goldenen Mitte, einem 90 PS starken Fabia Combi 1.2 TSI Style für 21.547 Euro, inklusive vieler nützlicher Extras.

Außen und Innen

Trotz des um 25,8 Zentimeter verlängerten hinteren Überhangs stimmen die Proportionen des Fabia Combi. Das Kombiheck sieht nicht aus wie nachträglich angeklebt. Dazu trägt neben der neuen Kantigkeit, die dem Auto richtig gut steht, auch der gegenüber der Limousine um 1,5 Zentimeter gestreckte Radstand bei, welcher nun bei 2,47 Meter liegt. Viel für einen Kleinwagen. Der zusätzliche Raum beschert dem 4,26 Meter langen Fabia Combi, der damit exakt so lang ist wie ein VW Golf, immerhin 200 Liter mehr Volumen als bei der fünftürigen Limousine. So gesehen, ist der kleine Tscheche größentechnisch seiner Kleinwagen-Klasse schon entwachsen.

Trotz des verlängerten Überhangs stimmen die Proportionen des Skoda Fabia Combi. Das Kombiheck sieht nicht aus wie nachträglich angeklebt.
Trotz des verlängerten Überhangs stimmen die Proportionen des Skoda Fabia Combi. Das Kombiheck sieht nicht aus wie nachträglich angeklebt.

© Rainer Ruthe

Nicht ganz trifft das für den Innenraum zu. Hier kommt doch noch Kleinwagen-Flair durch. Das Cockpit besteht fast nur aus Hartplastik; gepolsterte Oberflächen am Armaturenbrett oder in den Türverkleidungen sucht man vergebens. Dennoch kommt kein Gefühl von Kargheit auf; die von uns gefahrene Style-Version erfreut mit klar gezeichneten Instrumenten und einer Alu-farbenen Blende – sowie einer Überraschung: Wer will, kann sich und seine Lieben fotografieren und gegen kleines Geld auf eine Folie bringen und im Cockpit auf der Blende verewigen lassen. Der Praktiker wird zum Lifestyler. Wer hätte das vor diesem neuen Modell von einem Skoda gedacht? Und das edle, mit weichem Leder bezogene Lenkrad des Fabia Style (Serie) mit den logisch zu bedienenden Tasten und Rändelrädern ziert auch Skodas neues Flaggschiff Superb.

Sitzen und Laden

Dass man in einem Skoda gut sitzt, ist kein Geheimnis. Aber dass man aus einem Kleinwagen selbst nach stundenlanger Fahrt nicht gerädert aussteigt, ist neu. Der Sitzkomfort reicht schon in die Kompaktklasse rein, vor allem, wenn man für 190 Euro die absolut empfehlenswerten Sportsitze geordert hat. Die Mitfahrer im Fond freuen sich über bequem gepolsterte und körpergerecht geformte Sitze, ausreichend Kopf- und Beinfreiheit sowie große Ablagen in allen vier Türen. Auch keine Selbstverständlichkeit bei Kleinwagen.

Im Innenraum kommt Kleinwagen-Flair auf: Das Cockpit besteht fast nur aus Hartplastik; gepolsterte Oberflächen am Armaturenbrett oder in den Türverkleidungen sucht man vergebens.
Im Innenraum kommt Kleinwagen-Flair auf: Das Cockpit besteht fast nur aus Hartplastik; gepolsterte Oberflächen am Armaturenbrett oder in den Türverkleidungen sucht man vergebens.

© Hersteller

Bei der Ladekapazität stellt der Fabia Combi dann endgültig die Klassenfrage, denn mit seinen 530 bis 1395 Litern Kofferraumvolumen schluckt der Kleinwagen-Kombi mehr Gepäck als manch ein Kompaktklasse-Kollege. Wird dann noch die Rückbank flach gelegt, entsteht ein bis zu 1,71 Meter langer und 95 Zentimeter breiter Laderaum mit nahezu ebenem Boden. Allerdings muss dafür die Sitzfläche hochgestellt werden, bevor sich die Lehne ganz flach legt. Leider entblößt der Fabia Combi dann seine unschöne Seite – mit unverkleideten Schaumstoffpolstern und nachlässiger Verkleidung. Ohne diese etwas umständliche Umklappprozedur entsteht eine acht Zentimeter hohe Stufe. Wer für 140 Euro den doppelten Ladeboden ordert, bekommt nicht nur die ebene Ladefläche, sondern auch im Untergeschoss einen Zusatzraum, wo Kleinkram unauffällig verschwindet. Zudem ist die Ladekante eine der niedrigsten im Segment, rückenfreundliche 62 Zentimeter. Einfach ein Muss ist das Ablagenpaket für nur 55 Euro mit flexibler Korbhalterung und Gepäcknetzen sowie einem Abfallbehälter. Das ist „simply clever“.

Fahren und Tanken

Weil der Fabia als erster Kleinwagen im VW-Konzern bereits Elemente der neuen Technikarchitektur des Modularen Querbaukastens nutzen konnte, hatten die tschechischen Entwickler einen größeren Spielraum gehabt – und ihn genutzt. Vor allem die neun Zentimeter mehr Breite haben nicht nur die Gesamtproportionen im Vergleich zum hochbeinigen Vorgänger positiv verändert, sondern auch Einfluss auf das Fahrverhalten genommen: Die Spur konnte vorn um 2,7 Zentimeter und hinten um 3,1 Zentimeter verbreitert werden. Der Fabia steht nun nicht nur satter auf der Straße, sondern stützt sich in Kurven auch besser ab. Er lässt sich je nach Verfassung sogar richtig sportlich fahren, durchwedelt Biegungen ebenso leichtfüßig wie neutral.

Bei der Ladekapazität stellt der Fabia Combi endgültig die Klassenfrage: Mit 530 bis 1395 Litern Kofferraumvolumen schluckt der Kleinwagen-Kombi mehr Gepäck als manch ein Kompaktklasse-Kollege.
Bei der Ladekapazität stellt der Fabia Combi endgültig die Klassenfrage: Mit 530 bis 1395 Litern Kofferraumvolumen schluckt der Kleinwagen-Kombi mehr Gepäck als manch ein Kompaktklasse-Kollege.

© Rainer Ruthe

Großen Anteil daran hat die neue elektromechanische Lenkung, die hoch präzise reagiert und guten Fahrbahnkontakt vermittelt. Kleinwagen? Der Fabia Combi fährt sich im Grunde seines Wesens nicht mehr wie ein Kleinwagen. Da er gegenüber dem Vorgänger um bis zu 60 Kilogramm abgespeckte, hat der kultivierte 1,2-Liter-Benzindirekteinspritzer leichtes Spiel mit dem nur 1133 Kilogramm schweren Auto. Nun könnte man klagen, dass der 90-PS-TSI im Gegensatz zum 950 Euro teureren 110-PS-TSI nur mit einem Fünfgang-Getriebe klar kommen muss. Doch in der Praxis erweist sich das als gar nicht so großer Nachteil, denn die Gänge vier und fünf sind zwar sehr lang übersetzt, aber wer keine Rennen fahren will, kommt mit dieser Abstufung gut zurecht.

Der Vorteil: Bei Tempo 120 rotiert die Kurbelwelle nur 2300 Mal in der Minute, bei Tempo 140 sind es 3200 Umdrehungen pro Minute. Und bei 150 km/h auf der Autobahn werden es nicht mehr als 3500 Touren. Das schont Technik und Geldbeutel. Bei nicht überkandidelter Geschwindigkeit auf der Autobahn bleibt der reale Verbrauch noch unter der Sieben-Liter-Marke. Topp! Wir kamen da auf 6,7 Liter. Und im Schnitt der insgesamt 1900 Testkilometer waren es nur 5,4 Liter pro 100 Kilometer, lediglich 0,7 Liter über dem Normverbrauch. Das ist sehr gut. Nur wer häufig lange Strecken auf Autobahnen fährt, sollte sich überlegen, die 950 Euro Aufpreis für den 20 PS stärkeren Motor und den sechsten Gang zu investieren. Erfreulicherweise hat sich Skoda von der sehr straffen Fahrwerksauslegung des Vorgängers verabschiedet. Und hinzu kommt außerdem, dass der Kombi dank seines längeren Radstandes harmonischer federt als die Limousine.

Hören und Sehen

Der Vierzylinder klingt zwar etwas rau, doch irgendwie wirkt dieser Grundton sympathisch. Auch die Abrollgeräusche fallen nicht aus dem Rahmen, so dass der Fabia Combi in Verbindung mit dem guten Geradeauslauf sowie dem insgesamt niedrigen Geräuschniveau mit einem Gesamtkomfort überzeugt, der am oberen Rand der Kleinwagen-Klasse liegt und damit bereits Kompaktklasse-Autos Konkurrenz macht.

Der Skoda Fabia Combi bietet guten Reisekomfort. Ein Novum in der Kleinwagenklasse. Vor allem die Sportsitze (190 Euro extra) sind für Vielfahrer empfehlenswert.
Der Skoda Fabia Combi bietet guten Reisekomfort. Ein Novum in der Kleinwagenklasse. Vor allem die Sportsitze (190 Euro extra) sind für Vielfahrer empfehlenswert.

© Hersteller

Ohne Zuzahlung bietet der kantige Kombi aus Tschechien mit seinen schlanken Säulen und der großen Heckscheibe eine sehr gute Rundumsicht. Nicht alltäglich bei einem modernen Auto. Danke an Skoda. So sind Parkpiepser wie bei einem Renault Clio Grandtour im Fabia Combi eigentlich gar nicht nötig.

Wählen und Zahlen

Los geht es beim geräumigen Fabia Combi bereits bei 13.090 Euro für das Basismodell Active mit 75 PS, dazu noch Klimaanlage und Radio im Paket für 910 Euro. Macht glatte 14.000 Euro. Damit kostet er zum Beispiel nur 755 Euro mehr als ein vergleichbarer 75 PS starker Kleinstwagen VW Up! mit vier Türen, Klima und Radio, aber Mini-Kofferraum und schlechterer Serienausstattung. Zwischen beiden Autos liegen aber Welten! Doch der kleinste Einliter-Motor ist im große Fabia nicht die cleverste Wahl. Als goldene Mitte erweist sich der von uns im Praxistest gefahrene 90 PS starke 1,2-Liter-TSI, der zwar 1250 Euro mehr kostet, aber das deutlich modernere Triebwerk ist, welches im Alltag auch mehr Freude bereitet. Wer allerdings schalten lassen will, muss beim Fabia überdurchschnittlich tief in die Tasche greifen, weil er für die Doppelkupplungsautomatik zur 110-PS-Version greifen muss: 2350 Euro Aufschlag sind in dieser Klasse eine Menge Geld. Doch auch mit den 90 PS und den fünf handgeschalten Gängen ist man in diesem Fabia gut und entspannt unterwegs. Da Skoda jede Menge Extras wie Panorama-Glasdach (890 Euro), Parkpiepser vorn und hinten oder schlüsselloses Zugangssystem anbietet, lässt sich der Preis leicht über die 20.000-Euro-Schwelle heben.

Gutes und Schlechtes

Die 600 Euro Aufschlag für das Kombi-Heck sind sehr günstig und richtig gut angelegtes Geld. Dieser Kombi ist im Grunde genommen konkurrenzlos und reicht in vielen Belangen bereits über die Kleinwagen-Klasse hinaus – beim Raumangebot, bei den Motoren und auch beim Fahren. Weniger gut allerdings: Vielen Kunden gefiel nicht, dass das fest eingebaute Navigationssystem zugunsten einer Smartphone-Anbindung gestrichen wurde. Außerdem unterstützt die Mirrorlink-Schnittstelle nur wenige Telefone. Zwar sollen im Laufe des Jahres noch Apple Carplay und Android Auto hinzukommen. Da dennoch nicht jeder sein Handy im Auto benutzen möchte, wird Skoda ab Sommer für alle Fabia wieder das bewährte Navisystem Amundsen anbieten. Manchmal sind die Kunden eben doch eine Macht.

Stärken
Sehr großer Laderaum
Sehr gutes Fahrwerk
Sparsamer Motor

Schwächen
DSG nur für 110-PS-TSI
Veraltete Smartphone-Anbindung
Nur Fünfgang-Getriebe

Konkurrenz
Renault Clio Grandtour
Seat Ibiza ST
Peugeot 2008

Technische Daten Skoda Fabia Combi Style 1.2 TSI
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,26/1,73/1,49 Meter
Leergewicht 1133 Kilogramm
Kofferraumvolumen 530 Liter
Maximale Zuladung 530 Kilogramm
Sitzplätze 5
Tankvolumen 45 Liter
Motor Reihen-Vierzylinder-Otto-Motor mit Direkteinspritzung und Abgasturbolader, zwei oben liegende Nockenwellen, Start-Stopp-Automatik
Hubraum 1197 Kubikzentimeter
Getriebe 5-Gang-Handschaltgetriebe
Leistung (kW/PS) 66/90
Drehmoment 160 Newtonmeter bei 1400 Umdrehungen/Min
Beschleunigung 0 - 100 km/h 11 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 185 km/h
Verbrauch laut Hersteller (innerorts/außerorts/kombiniert) 6,0/4,0/4,7 Liter
Verbrauch im Test 5,4 Liter
CO2-Emissionen / Effizienzklasse 107 g/km / B
Typklassen (KH/VK/TK) 14/18/16
Preis als Basisfahrzeug 17.520 Euro
Preis des Testwagens 21.547 Euro

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