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Hat da jemand Kleinwagen gesagt? Der Skoda Fabia und der Opel Corsa sind beide ihrer Klasse schon fast entwachsen. Sie bieten Komfort und selbst Raum fast wie die Großen.

© Rainer Ruthe

Vergleichstest Opel Corsa vs. Skoda Fabia: Kleinwagen? Von wegen!

Tschechien gegen Deutschland ist ein Klassiker im Fußball. Aber nicht nur da, denn auch auf dem Automarkt treten beide Länder schon traditionell gegeneinander an. Der Opel Corsa und der Skoda Fabia sind beides Klassiker. Und beide sind kürzlich neu auf den Markt gekommen. Aber wer ist der Bessere von den Kleinen. Ein Vergleichstest.

Vor exakt 40 Jahren startete ein Auto, das in der Folge eine völlig neue Gattung schaffen sollte, die heute Kult ist. Es war der VW Golf GTI. Ganze 3,70 Meter lang, nur 810 Kilogramm schwer, 110 PS stark – und für damalige Verhältnisse sauschnell: Aus dem Stand in 9,2 Sekunden auf Tempo 100 und erst bei 182 km/h war Schluss. Und heute? Lächeln Besitzer sogenannter Kleinwagen angesichts solcher Werte, denn ihre Schätzchen sind mittlerweile schwerer, größer, stärker, schneller und erwachsener geworden. Kleinwagen? Von wegen! Wie die zwei, die in dieser Liga nicht mehr wegzudenken sind: Zum einen der Opel Corsa, mittlerweile in der fünften Generation. Kein neues Auto, jedoch tiefgreifend überarbeitet, und Hoffungsträger der Rüsselsheimer. Zum anderen der Skoda Fabia, nun auch schon in der dritten Generation. Ein brandneues Auto, das als erstes im VW-Konzern auf dem Modularen Querbaukasten für Fronttriebler steht und das den Erfolg seines Vorgängers noch ausbauen soll. Der Opel mit 115-PS-Turbo-Dreizylinder sowie Sechsgang-Handschaltung und der Skoda mit 110-PS-Turbo-Vierzlinder und Siebengang-Doppelkupplungsautomatik. Beide kratzen an der 200-km/h-Marke. Und beide kosten mit vielen Extras jeweils gut 20000 Euro. Wer mehr für das viele Geld bietet, klärt unser Vergleich.

Außen und innen

Beide sind moderne Kleinwagen der Vier-Meter-Klasse, der Opel minimal größer. Hier die Maße für die Genauen. Opel: Länge 4,02 m, Breite 1,74 m, Höhe 1,48 m. Skoda: Länge 3,99 m, Breite, 1,73 m, Höhe 1,47 m. Der Corsa bietet mit 2,51 Metern vier Zentimeter mehr Radstand als der Fabia, den es im Gegensatz zum Corsa nur als Fünftürer gibt. Dass der Opel kein neues Auto ist, erkennt man an der nahezu gleichen Grundform. Dennoch ist es den Opel-Designern gelungen, den um 2,2 Zentimeter längeren Corsa nun viel frischer aussehen zu lassen – mit stilistischen Anleihen vom neuen stylischen Adam. Das Auto wirkt breiter und damit erwachsener. Das lässt sich auch vom brandneuen Fabia sagen, der, weil er auf einer neuen Plattform steht, immerhin neun Zentimeter breiter geworden ist. Seine neue Kantigkeit steht ihm ausgesprochen gut. Und die Tschechen zeigen mit optionaler zweifarbiger Kontrastlackierung für Dach, Außenspiegel und Felgen nun auch Mut. Innen setzt der Skoda auf ein eher nüchternes erfreulich kurz bauendes, übersichtliches Cockpit, in dem sich dafür jeder sofort zurecht findet.

Leider besteht es zum größten Teil aus hartem Material. Anders der Opel, der mit weich hinterschäumtem Kunststoff erfreut, allerdings in einem lang bauenden Cockpit mit Van-Charakter, welches in Grundzügen vom Lifestyle-Opel Adam entlehnt ist. Klare Instrumente hier wie da, aber der Touchscreen-Monitor sitzt im Gegensatz zum Fabia viel zu tief im Corsa. Aus dem Adam stammt auch das innovative Infotainmentsystem Intellink, das für nur 300 Euro Aufpreis sich mit Smartphons aller Art verbindet, navigieren kann, Fotos anzeigt und Musik sowie Filme abspielt. Das funktioniert alles sehr gut. Anders im Fabia,  dessen Infotainmentsystem mit der Schnittstelle Mirrorlink (220 Euro extra im Topmodell Style) sehr wählerisch ist. Es verbindet sich nur mit wenigen Smartphones, also bleiben zum Beispiel iPhone-Besitzer derzeit außen vor. Skoda hat die Kritik registriert und wird ab Juni wieder das fest eingebaute Navigationssystem Amundsen anbieten. Kehrseite der neuen Multimediasysteme und richtig ärgerlich bei beiden Kleinwagen ist der Wegfall des CD-Spielers: Jeder von uns hat eine große Sammlung zu Hause, doch die Silberlinge müssen nun außen vor bleiben. Oder man lässt sich einen von einer Fachwerkstatt zusätzlich einbauen. Dennoch leichter Vorteil hier Opel.

Durchstarter: Seit 1982 ist der Opel Corsa auf dem Markt. Für die Rüsselsheimer ist das Modell das wichtigste überhaupt, noch vor dem kompakten Astra.
Durchstarter: Seit 1982 ist der Opel Corsa auf dem Markt. Für die Rüsselsheimer ist das Modell das wichtigste überhaupt, noch vor dem kompakten Astra.

© Rainer Ruthe

Sitzen und Laden

Der Skoda bietet für nur 190 Aufpreis sehr gute Sportsitze an, welche Langstreckentauglichkeit mit Komfort und sehr guter Körperabstützung verbinden. Außerdem bieten sie fürs Auge eine aufwendige Routensteppung wie im Bugatti. Da kommen die Seriensitze des Opel nicht mit, deren Sitzfläche für groß Gewachsene überdies zu kurz geraten ist. Ein Top-Gestühl der Aktion Gesunder Rücken (AGR) wie im Insignia oder Astra bieten die Rüsselsheimer im langstreckentauglichen Corsa leider nicht an. Der Deutsche offeriert im Topmodell für 370 Euro in Verbindung mit beheizbarem Lenkrad eine ganz spezielle Sitzheizung:  Nur eine Grillstufe! Viel besser ist da die dreistufig regelbare des Tschechen, welche im Topmodell Serie ist. Gar ein Fauxpas: Für die dritte Fondkopfstütze in dem für fünf Personen zugelassenen Corsa müssen 60 Euro extra bezahlt werden. Im Fabia ist sie serienmäßig. Im Corsa sitzt man dafür im Fond etwas luftiger und insgesamt besser als im Fabia.

Mit dem Skoda Fabia wurden die Tschechen auf dem deutschen Markt groß und bekannt. Der Kleinwagenbestseller ist aber nicht mehr das meistverkaufte Modell. Diesen Platz hat der Skoda Octavia erobert.
Mit dem Skoda Fabia wurden die Tschechen auf dem deutschen Markt groß und bekannt. Der Kleinwagenbestseller ist aber nicht mehr das meistverkaufte Modell. Diesen Platz hat der Skoda Octavia erobert.

© Rainer Ruthe

Die alte Basis beschert dem überarbeiteten Corsa  noch immer ein leichtes Übergewicht: 1213 Kilogramm, mithin 67 Kilogramm mehr als beim Fabia mit Automatik. Kehrseite: Der Corsa darf nur 422 Kilogramm zuladen, der Fabia 41 Kilogramm mehr. Beim Kofferraum findet man Licht und Schatten bei beiden. Der Fabia bietet den größten seiner Klasse mit 330 bis 1150 Liter, aber eine um acht Zentimeter höhere Ladekante als beim Corsa, welcher ein Kofferraumvolumen von nur 280 bis 1120 Liter bietet. Und nach dem Umklappen der Rücksitzlehne stört beim Fabia eine zwölf Zentimeter hohe Stufe. Die Ladefläche des Corsa ist eben, weil dieser einen verstellbaren Boden besitzt. Dennoch: Insgesamt klare Vorteile hier für den Skoda.

In Sachen Fahrassistenten hat der Opel Corsa tatsächlich mehr zu bieten. Auch die Mittelkonsole ist mittlerweile aufgeräumt.
In Sachen Fahrassistenten hat der Opel Corsa tatsächlich mehr zu bieten. Auch die Mittelkonsole ist mittlerweile aufgeräumt.

© Rainer Ruthe

Fahren und Tanken

Downsizing-Dreizylinder-Turbo mit Sechsgang-Handschaltung im Corsa gegen (Halb)-Downsizing-Vierzylinder-Turbo mit Siebengang-Doppelkupplungsautomatik im Fabia. Die Deutschen haben derzeit nur das  Automatisierte Fünfgang-Schaltgetriebe Easytronic für den etwas schwachbrüstigen 1,4er Saugbenziner oder eine Sechsstufen-Wandlerautomatik für den gleichen Motor im Angebot. Der aufwendige Opel-Drilling ist erste Sahne: laufruhig und bemüht wie ein Großer. Bereits ab 1200 Touren zieht er homogen los, ab 1800 Touren energisch und bis 6000 Umdrehungen fröhlich. Das Sechsganggetriebe ist passend übersetzt und lässt sich flüssig schalten. Da klappt alles.

Das Touchscreendisplay ist beim Skoda Fabia deutlich höher positioniert, was bei der Bedienung sehr hilfreich ist.
Das Touchscreendisplay ist beim Skoda Fabia deutlich höher positioniert, was bei der Bedienung sehr hilfreich ist.

© Rainer Ruthe

Aber der Skoda kontert. Das etwas höhere Drehmoment bei zugleich niedrigerer Drehzahl des Fabia-Vierzylinders macht sich in Verbindung mit der breiter gespreizten Siebengang-Doppelkupplungsautomatik bemerkbar. Der leichtere Fabia kommt flotter vom Fleck und beschleunigt oben raus etwas besser als der Corsa. Beim Testverbrauch herrscht trotz unterschiedlicher Konzepte nahezu Gleichstand:  6,0 Liter Super beim Automatik-Fabia (Normverbrauch 4,7 Liter). 6,1 Liter Super (Normverbrauch 5,0 Liter) beim Handschalter-Corsa. Leichte Unterschiede dann wieder im Detail: Während die Start-Stopp-Automatik im Corsa ihren Dienst ebenso beflissen wie unauffällig verrichtet, hat dieses Spritsparsystem im Fabia etwas Mühe: Im Zusammenwirken mit dem 1400 Euro teuren DSG ruckelt es etwas im Getriebe. Schnelles Anfahren ist nicht drin. Unser Tipp: Warten, bis der Motor wieder läuft, dann noch mal ganz kurz warten und erst dann aufs Gas. Hört sich umständlich an, ist es in der Praxis auch.

Beim Fahren findet man deutlichere Unterschiede heraus. Der Opel ist etwas weicher abgestimmt als der Skoda. Damit schluckt er Fahrbahnunebenheiten besser, allerdings auf Kosten spürbarer Aufbaubewegungen. Während der Corsa auf schlechten Straßen ständig in Bewegung ist, gibt sich der straffere Fabia da deutlich gelassener, allerdings reicht er wegen der strafferen Abstimmung härtere Schläge ungefilterter an die Passagiere weiter. Etwas mehr Verbindlichkeit beim Federn würde dem Tschechen und vor allem den Passagieren im Fabia gut tun. Im Bemühen um eine gute Handlichkeit haben die Opel-Techniker dem Corsa eine vergleichweise spitz ausgelegte Lenkung verpasst.

Der Skoda Fabia bietet den größten Kofferraum seiner Klasse und darf 61 Kilogramm mehr zuladen als der Opel Corsa.
Der Skoda Fabia bietet den größten Kofferraum seiner Klasse und darf 61 Kilogramm mehr zuladen als der Opel Corsa.

© Rainer Ruthe

Zu spitz, wie sich beim direkten Vergleich mit der besser abgestimmten elektromechanischen Servolenkung des Fabia zeigt. Der Corsa wartet wegen seiner unvermittelten Reaktion auf eine Lenkbewegung so mit einer gewissen Nervosität beim Fahren auf,  was mehr Konzentration erfordert als im Fabia. Unterm Strich fährt sich der straffer gedämpfte Fabia souveräner als der weichere Corsa mit seiner nervöseren Lenkung,  die im Vergleich einfach zu viel Unruhe ins Auto bringt. Der Fabia ist zudem sportlicher. Vorteil hier Skoda.

Hören und Sehen

Beide sind kultivierte Kleinwagen, die mit ihrem ordentlichen Fahrkomfort durchaus als Erstwagen taugen. Selbst längere Reisen mit vier Personen plus Gepäck sind problemlos möglich – und für Mensch und Maschine überhaupt keine Tortur. Der Einliter-Dreizylinder des Corsa agiert einen Tick leiser als der auch nicht gerade unkultivierte Vierzylinder des Fabia, der allerdings mit einem raueren Grundton aufwartet. Das Abrollgeräusch ist beim Skoda etwas präsenter als beim Opel. Der Fabia punktet dafür mit seiner wegen der steileren Fenster besseren Übersichtlichkeit. Zudem bietet er die größeren Außenspiegel; gut für das Rangieren. Nahezu Gleichstand.

Wählen und Zahlen

An der Basis ist bei beiden nicht viel los, denn die Ausstattungsniveaus sind  hier wie da mau. Erst die zweite Ausstattungsstufe bietet bei beiden ein notwendiges Maß an Annehmlichkeiten, mit dem man in einem langstreckentauglichen Kleinwagen leben kann. Im Fabia kostet sie  beim fünftürigen Basismodell Active mit 60 PS (11790 Euro) immerhin 2080 Euro Aufpreis, im dreitürigen Corsa Basismodell Selection mit 70 PS (11980 Euro) zwar nur 1510 Euro Aufpreis. Hinzu kommt dann noch der Aufschlag von 750 Euro für die hinteren Pforten. Die Modellstaffelung beim Fabia ist klar und übersichtlich: Benziner mit 60, 75, 90 und 110 PS. Nur das 110-PS-Modell, das auf absehbare Zeit das leistungsstärkste bleiben wird, ist für 1400 Euro extra mit einem Siebengang-DSG lieferbar. Preis für das gut ausgestattete von uns gefahrene Top-Modell Style? 19270 Euro.

Der Opel Corsa leidet etwas unter Übergewicht und bringt 67 Kilo mehr auf die Waage als der Skoda Fabia.
Der Opel Corsa leidet etwas unter Übergewicht und bringt 67 Kilo mehr auf die Waage als der Skoda Fabia.

© Rainer Ruthe

Dazu gibt es zwei Diesel mit 90 und 105 PS, den kleineren mit DSG. Beim Corsa ist die Modellreihe etwas verwirrend:   Neben dem 70-PS-Basismodell gibt es gleich vier 90-PS-Benziner. Drei schmalbrüstige Saugbenziner mit 1,4 Liter Hubraum, einmal mit Fünfgang-Schaltgtriebe (ab 13200 Euro), dann mit automatisiertem Fünfgang-Schaltgtriebe (ab13775 Euro) oder schließlich mit Sechsstufen-Automatik (ab14295 Euro). Dazu kommt eine gedrosselte Version des Dreizylinder-Turbo mit 90 PS (ab14480 Euro). Die hochmodernen Dreizylinder-Turbomotoren mit 90 und 115 PS sind vorerst mit Automatik lieferbar. Dazwischen hat man noch einen auf 100 PS gedrosselten Vierzylinder-Turbo mit Sechsgang-Handschaltung gepresst (ab 13780 Euro), der 700 Euro günstiger ist als der 90-PS-Dreizylinder-Turbo und außerdem bessere Fahrleistungen bietet. Das verstehe, wer will. Dazu gesellen sich zwei 1,3-Liter-Diesel mit 75 und 95 PS. In der Pipeline befinden sich außerdem ein 150-PS-Turbo, ein 90-PS-Autogasmotor sowie für den Spitzensportler OPC ein 207-PS-Turbo. Preis für das sehr gut ausgestattete von uns gefahrene Topmodell Innovation? 18540 Euro.

Der Fabia besitzt serienmäßig einen Frontradarassistenten inklusive einer City-Notbremsfunktion sowie einen Fahrlichtassistenten mit Heimleucht-Funktion. Hinzu kommen Nebelscheinwerfer mit integriertem Abbiegelicht (100 Euro beim Topmodell Style)  und eine Müdigkeitserkennung (50 Euro) sowie nur beim DSG ein Berganfahrassistent (50 Euro). Das war es dann aber schon. Beim Corsa sind die Wahlmöglichkeiten für Extras und Fahrerassistenzsysteme vielfältiger. Ordert man die Frontkamera  für 700 Euro, warnt der Corsa vor drohender Frontkollission, erkennt Verkehrszeichen und mahnt vor unbeabsichtigtem Verlassen der Fahrspur. In Verbindung mit dem beim Fabia nicht lieferbaren Bi-Xenonlicht (Serie beim Corsa-Topmodell) ist noch ein Fernlichtassistent an Bord. Einen Totwinkelwarner gibt es im Paket mit dem automatischen Einparkassistenten für 580 Euro. Und für Radfahrer offeriert der Corsa ein Schmankerl: das in den Heckstoßfänger integrierte FlexFix-Fahrradträgersystem für 670 Euro, das zwei bis zu je 20 Klogramm schwere Räder aufnehmen kann. Eine tolle Sache. Klarer Vorteil für Opel – wegen des weiter gefächerten Motorenangebots, der besseren Ausstattungsmöglichkeiten sowie modernerer Fahrerassistenzsysteme.

Das Fazit

Es mag für viele letztlich Geschmackssache sein, für welchen der beiden Kleinwagen man sich entscheidet: Der komfortablere, aber etwas nervösere Corsa mit den vielen Fahrerassistenzsystemen oder der recht straffe, dafür etwas ruhigere Fabia, der überdies mit modernem Automatikgetriebe zu haben ist. Mit keinem der beiden macht man was falsch, auch wenn der Skoda bei uns leicht in Front liegt. Außerdem bietet er letztlich einen unschätzbaren Vorteil, der doch für einige den Ausschlag geben könnte: Für nur 600 Euro bekommt man den Fabia auch mit einem Kombiheck und einem Kofferraum-Volumen, das den Rahmen der Kleinwagenklasse sprengt. Quasi ein Kompakt-Kombi zum Kleinwagen-Preis. Wer da nicht schwach werden kann.

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