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Für die Radtour bei schönem Wetter sollte das notwendigste Werkzeug auf jeden Fall dabei sein. Sonst kann der Ausflug ein ärgerliches Ende nehmen.

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Rüstzeug für Fahrradpannen: Die Werkstatt in der Satteltasche

Man muss kein Pessimist sein, um auf einer Radtour mit Pannen zu rechnen. Vielmehr gehört die Zusammenstellung des passenden Bordwerkzeugs genau wie die Routenplanung zur Vorbereitung. Was man einpacken sollte, ist von der Länge und dem Ziel der Tour abhängig.

Bei den sommerlichen Temperaturen steigt die Lust bei Radfahrern, sich auf Tour zu begeben. Doch die kann viel zu früh im Taxi enden, wenn man nicht auf Pannen vorbereitet ist. Ob bei der Tages- oder Wochenendtour oder bei einer Radreise: Das passende Bordwerkzeug sollte immer dabei sein.

Welche Hilfsmittel man einpackt, hängt in erster Linie davon ab, wie lange man unterwegs ist und wo. Doch laut Uwe Wöll vom Verbund Service und Fahrrad (VSF) spielt auch die Philosophie des Reisenden eine Rolle. "Es gibt die Minimalpacker, die Gewicht sparen, wo es nur möglich ist. Andere packen sogar den Klappsitz dazu", sagt er.

Doch auch wer nur das Nötigste einpackt, wird selten auf Hilfsmittel verzichten, mit denen sich ein platter Reifen beheben lässt. Wobei es für Tourenräder Mäntel gibt, die einen Platten weitgehend ausschließen. Insofern ließe sich laut René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zur Not sogar darauf verzichten. Für Rennräder mit ihren anfälligeren Reifen gilt das indes nicht. "Da sollte man einfach einen Ersatzschlauch in die Trikot-Tasche stecken", rät Filippek. Dazu gehören Reifenheber, mit denen sich der Mantel von der Felge heben lässt. "Die sollten aus Kunststoff sein, damit sie Schlauch und Mantel nicht beschädigen." Flickzeug ist laut Wöll nur für ausgedehntere Reisen notwendig. "Da behebt man den Platten vor Ort mit einem Ersatzschlauch und kann dann am Etappenziel in Ruhe den kaputten Schlauch flicken." Schon am Ort der Panne wird eine Luftpumpe benötigt. War früher noch fast jedes Rad mit einer Pumpe ausgerüstet, die sich in den Rahmen klemmen ließ, ist das heute aufgrund der zahlreichen Rahmenformen meist nicht mehr der Fall. Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad empfiehlt eine Minipumpe: "Für 20 bis 30 Euro bekommt man eine solide, gut handhabbare Pumpe, die wenig Platz wegnimmt." Für Wöll ist die Größe der Pumpe vor allem eine Frage des Komforts.

Aus dem Knochen wurde das Multitool

"Mit einer vernünftigen Pumpe aus Aluminium lässt sich ein viel höherer Druck aufbauen", sagt er. "Wer ein Fahrrad hat, bei dem sich eine solche Pumpe in den Rahmen klemmen lässt, soll sie ruhig mitnehmen." Selbst auf kurzen Touren sollte ein sogenanntes Multitool nicht fehlen, das wie ein Taschenmesser zahlreiche Werkzeuge vereint. "Was früher der 'Knochen' in der Plastiktasche des Tourenrades war, ist heute das Multitool", erklärt Gunnar Fehlau. Allerdings gebe es hier "viel Schmuh auf dem Markt". Zwischen 20 und 40 Euro müsse man für ein solides Faltwerkzeug ausgeben. Laut Wöll können sich die günstigen von den teureren Modellen in Handhabung, Funktionsumfang und Gewicht unterscheiden. Er rät dazu, die Werkzeuge mal in die Hand zu nehmen und Hebelwirkung aufzubauen. "Wenn dann die Hände wehtun, hat der Hersteller was falsch gemacht." Vor dem Kauf ist auch abzuklären, ob das Multitool überhaupt zu den am Rad verbauten Schrauben passt. Meist sind das heute Innensechskantschrauben, immer öfter kommen an modernen Rädern jedoch auch Torxschrauben mit sternförmigem Innenprofil zum Einsatz. "Welches Tool für das eigene Rad geeignet ist, kann man mit dem Händler klären. Oder man wirft einen Blick in die Bedienungsanleitung des Fahrrads“, empfiehlt Fehlau. Dort seien die verwendeten Schrauben meist angegeben.

Bordwerkzeug: Multitool, Schlauch, Luftpumpe und Flickzeug sind das Minimum, was Radler bei der Tour dabei haben sollten. Wasser, Öl, Ersatzschrauben und ein "Knochen" können auch nicht schaden.
Bordwerkzeug: Multitool, Schlauch, Luftpumpe und Flickzeug sind das Minimum, was Radler bei der Tour dabei haben sollten. Wasser, Öl, Ersatzschrauben und ein "Knochen" können auch nicht schaden.

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Neben den passenden Schraubenschlüsseln enthalten manche Multitools auch noch weitere Werkzeuge. Fehlau gibt allerdings zu bedenken, dass die Faltwerkzeuge in der Regel alles ein bisschen können, aber nichts so richtig. Insofern kann auch die Mitnahme separater Werkzeuge sinnvoll sein. René Filippek vom ADFC empfiehlt, etwa einen Kettennieter dabei zu haben. Zwar würde die Kette nur selten reißen, aber "ein Kettennieter trägt ja nicht auf". Und wenn die Kette doch mal reißt, sitze man schließlich fest. Aus dem gleichen Grund empfiehlt er auch, ein bis zwei Ersatz-Kettenglieder einzupacken.

Klebeband und Kabelbinder zum Improvisieren

Wesentlich häufiger reißen Brems- oder Schaltzüge, weshalb Radler immer mindestens einen von jeder Sorte in der Hinterhand haben sollten. "Außerdem empfiehlt es sich, ein kleines Döschen mit Kleinteilen wie Schrauben mitzunehmen", sagt Fehlau. Für unerwartete Pannen hat er auch immer Klebeband und Kabelbinder dabei. "Das ist Improvisationsmaterial, mit dem man alles Mögliche zumindest kurzfristig reparieren kann." Flippek empfiehlt, auf längere Touren Ersatzspeichen mitzunehmen.

"Denn wenn man mit viel Gepäck unterwegs ist, kann die Belastung auf die Laufräder sehr hoch sein." Welche Speichenlänge man braucht, sollte man vorher ausmessen. „Bei Rädern mit Kettenschaltung hat man am Hinterrad in der Regel zwei verschiedene Speichenlängen“, so Filippek. Uwe Wöll gibt zudem den Tipp, dass sich die Speichen platzsparend mit Klebeband am Rahmen befestigen lassen. Wer auf die Mitnahme von Ersatzspeichen verzichtet, sollte trotzdem einen Zentrierschlüssel einpacken. Damit lässt sich das Laufrad bei einem Speichenriss wieder so rund bekommen, dass man erst mal weiterfahren kann.

Öl und Zitrustücher

Natürlich wird man auf längeren Reisen auch immer wieder mit Pannen konfrontiert, für die man kein Spezialwerkzeug dabei hat. Daher steckt Filippek meist noch einen Rollgabelschlüssel - einen sogenannten Engländer - ein. Wöll hat zudem immer ein Multifunktionswerkzeug mit Kombizange dabei. "Andere schwören auf eine separate Kombizange oder ein Taschenmesser mit Zange, aber das ist Geschmackssache." Etwas Öl mitzunehmen, ist ebenfalls sinnvoll. "Bei Regen kann die Schmierung der Kette schnell ausgewaschen sein", sagt Filippek, dann müsse sie nachgeschmiert werden. Wöll ergänzt: "Man kann sich auch mit Restöl von der Tankstelle behelfen, aber es gibt Öl in so kleinen Gebinden, dass es eigentlich auf keiner Tour fehlen sollte." Und natürlich sollte ein Lappen nicht fehlen. Oder einzeln verpackte Citrustücher, mit denen man ölverschmierte Hände besser sauber bekommt.

Dabei hofft natürlich jeder, sich die Hände nicht schmutzig machen zu müssen. Weshalb man nur mit einem gut gewarteten und vorab komplett durchgesehenen Rad auf Reisen gehen sollte. Das Schönste, so Fehlau, sei ja schließlich, "wenn man das Multitool nur zum Brot schmieren oder Apfel schälen braucht".

Heiko Dilk

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