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Brandenburg: Mordfall Christian – der Vater im Zeugenstand

In Prozess zeigte der Angeklagte Ken M. kein Mitgefühl mit den Eltern seines Opfers

Berlin - Hand in Hand gehen die Eltern in den Gerichtssaal – schweigend und sichtlich angespannt. Sie wissen, dass ihnen die nächsten Stunden viel Kraft abverlangen werden. Es ist der zweite Tag, an dem sie dem mutmaßlichen Mörder ihres Sohnes Christian gegenübersitzen. „Sie fühlen sich hilflos und alleine gelassen“, sagt ihr Anwalt, der nach einer richterlichen Entscheidung nicht mit in den Verhandlungssaal darf. Drinnen sagt der Vater als Zeuge aus – sachlich und gefasst, wie der Anwalt des Angeklagten Ken M. (Name geändert) später sagte.

Der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weil Ken M. erst 16 Jahre alt ist. Die Jugendstrafkammer ließ auch nicht zu, dass die Eltern einen eigenen Anwalt in die Verhandlung entsenden. Es dringt wenig aus dem Saal. Bei der Vernehmung des Vaters habe der weitgehend geständige M. „keine besonderen Reaktionen“ gezeigt, heißt es. Der 42-jährige Vater, sei hauptsächlich über sein Kind befragt worden. Eine Anwohnerin, die Christian als Letzte gesehen hatte, sagt: „Danach war es sehr schrecklich.“ Die Gegend habe sich verändert.

Ken M. soll den siebenjährigen Christian am 27. August 2005 in Zehlendorf in ein Versteck gelockt und dort erst mit der Faust geschlagen haben. Dann habe er ihn durch Schläge mit einem Ast sowie massiven Tritten gegen Kopf und Hals getötet. Die Staatsanwaltschaft geht von zwei Motiven aus: „angestauter Frust“ und „sexuelle Befriedigung“. Seiner tödlichen Wut soll ein nächtlicher Ärger mit seiner damaligen Freundin vorausgegangen sein. Christian war am Vormittag zum Spielen von zu Hause weggegangen. Als er etwa zwei Stunden später nicht wie erwartet zurückkam, machte sich sein Vater auf die Suche. Er fand den jüngsten seiner drei Söhne an einer verwilderten Baumschule am Lupsteiner Weg unter einer Plane liegend. Wenige Tage später wurde Ken M., der bei seinen Großeltern in der Nachbarschaft wohnte, festgenommen. Der Prozess wird am 24. März fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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