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Neue Strategie: Brandenburg empfiehlt Urlaub im Funkloch

Märkische Reiseregionen werben auf der Internationalen Tourismus Börse mit reichlich Natur, Radfahren und Kultur – ohne Handyklingeln.

Die Idee klingt gut und ungewöhnlich: „Machen Sie doch mal Urlaub im Funkloch.“ Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) wollte mit dieser nicht ganz ernst gemeinten Empfehlung zwar die Presse auf der ITB etwas aufheitern, aber unfreiwillig charakterisierte er damit auch sein Bundesland. Gerade in seiner ostbrandenburgischen Heimat gibt es noch weite Regionen ohne jede Chance auf Handygespräche. Während so mancher Urlauber oder Tagungsveranstalter deswegen einen Bogen um die großen weißen Flecken macht, entscheiden sich andere Ausflügler gerade deshalb für solche Ziele. Denn im Funkloch gibt es in der Regel nichts als Natur. Hier kann jeder nach Herzenslust wandern, Rad fahren, im Kanu paddeln, reiten oder einfach an einem einsamen See liegen. Nicht selten sind Urlauber erstaunt, dass sie an einem ganzen Tag in der Uckermark, im Oderland oder in der Prignitz keinem einzigen Menschen begegnet sind.

Deshalb verwundert es nicht, dass Brandenburgs Tourismus mit diesem natürlichen Pfund auch weiterhin viele Gäste anlocken will. „Wir wollen zum Naturreiseziel Nummer eins in Deutschland werden“, verkündete Umweltminister Dietmar Woidke (SPD). Damit sich niemand in den dünn besiedelten Gegenden verirrt, gibt es das ganze Jahr über Angebote geführter Touren zu Fuß oder mit dem Rad. Die zur ITB vorgestellte und kostenlose Broschüre „Lust auf Natour“ enthält 300 Veranstaltungen. Sie liegt in Halle 12 aus und kann auch telefonisch unter 033201/ 442 172 bestellt werden.

Trotz aller Abgeschiedenheit und Menschenleere – immerhin steht ein Drittel des Landes unter Naturschutz – gibt es natürlich genügend Hotels. Da hat sich seit der Wende viel getan. 1990 zählte die Statistik 6300 Hotel- und Pensionsbetten, heute sind es 78 000. In die Infrastruktur wurden 775 Millionen Euro gesteckt. Allein das Radwegenetz hat eine Länge von 5 000 Kilometern erreicht, und es kommen immer neue Strecken hinzu. Auf der ITB feiern der Elbe-Müritz-Radweg, der Havel- und der Havellandradweg sowie eine mehrtägige Tour zu Bio-Höfen im Spreewald ihre Premieren. Das Asphaltband des Fläming-Skates zieht sich inzwischen auf 200 Kilometer Länge durch die Landschaft.

Ein weiterer Schwerpunkt sind in diesem Jahr die Kulturfestivals sowie geführte Touren zu „20 Jahre Mauerfall“. Damit will Brandenburg an das Rekordjahr 2008 anknüpfen, in dem erstmals mehr als zehn Millionen Übernachtungen gezählt worden waren. „Die Touristen buchen kurzfristiger und achten viel stärker auf den Preis als früher“, sagte Minister Junghanns. „Nur mit Qualität können wir einen Einbruch verhindern.“

Am Abend wurden die Gewinner des Tourismuspreises für „innovative Dienstleistungen und professionelles Marketing“ gekürt. Platz eins ging an die Betreiber der Kletterwälder „Climp up!“ in Strausberg und Klaistow, die sowohl Schulklassen als auch Reha-Patienten ansprechen. Dahinter platzierten sich die Brandenburgischen Sommerkonzerte und das Projekt „Rent a Floß“. Wie Huckleberry Finn können sich Touristen auf Entdeckungsfahrt begeben und allen Komfort auf den Wohnflößen genießen – ohne Funknetzgarantie versteht sich.

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