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Richtfest

© ddp

Neues Museum: Auferstehung auf der Museumsinsel

Gestern wurde Richtfest am Neuen Museum gefeiert: Ab heute ist das Haus drei Tage lang für die Öffentlichkeit zugänglich.

Natürlich sind die Kritiker schon da: Am Rande des Festakts werden Flugblätter verteilt, die zur „Totenfeier für Stüler und Schinkel“ laden. Doch was manchen eine Totenfeier, ist den meisten an diesem sonnenverwöhnten Freitagmorgen eine grandiose Wiederauferstehung. Am Neuen Museum auf der Museumsinsel wurde Richtfest gefeiert – ab heute ist das Haus drei Tage für die Öffentlichkeit geöffnet. Und sowohl der britische Architekt David Chipperfield als auch Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, geben zu, dass sie „ziemlich nervös“ sind. Nicht so sehr, weil sie noch heftige Proteste erwarten, sondern eher, weil es noch ein Haus im Rohbau ist. Zu unterscheiden, was fertig ist und was nicht, falle nicht immer leicht, so Chipperfield: „Manches, was unfertig aussieht, ist fertig, anderes, was fertig aussieht, ist noch nicht vollendet.“

Das Neue Museum, 1843 bis 1859 von Friedrich August Stüler errichtet und im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, ist nach Alter Nationalgalerie und Bodemuseum das dritte Haus, das derzeit für 233 Millionen Euro auf der Insel wiederersteht. 40 Jahre lang stand es als ungeschützte Ruine da. Es sei das „fragilste Gebäude auf der Museumsinsel, von morbider Schönheit, gleichermaßen verstörend und faszinierend“, so Lehmann in seiner Ansprache. An der Frage, ob es komplett in den alten Formen zu rekonstruieren sei, hatte sich heftiger Streit entzündet.

Eine „architektonische Geschichtscollage“ nennt Klaus-Peter Schuster, Generaldirektor der Staatlichen Museen, Chipperfields Entscheidung, verlorene Ausstattungsstücke nicht wiederherzustellen. Die Devise war stattdessen: Was noch erhalten war, wurde aufwendig restauriert. Dort, wo nichts mehr erhalten war, wurde neu gebaut. Nicht die Zerstörung habe er zeigen wollen, so Chipperfield, sondern das, was an Innenausstattung und Bauschmuck noch vorhanden sei. „Weder Ruine noch Kopie“ sei das Haus, ergänzt Lehmann. Nach der Eröffnung 2009, wenn das Ägyptische Museum und das Museum für Vor- und Frühgeschichte hier eingezogen sein werden, werde das Neue Museum als „Vorbild für sachgerechte Restaurierung“ gelten.

Auch die Vertreter von Icomos, dem internationalen Rat für Denkmalpflege, hatten sich nach der letzten Begehung zufrieden, ja begeistert gezeigt, erwähnt Peter-Klaus Schuster. Die Museumsinsel ist seit 1999 Weltkulturerbe, da wird das Vorgehen – wie auch die Pläne für das ebenfalls von Chipperfield entworfene Eingangsgebäude neben dem Neuen Museum – besonders kritisch auf Denkmalverträglichkeit beäugt. Doch Lehmann betont: „Wir haben uns an das mit der Unesco vereinbarte Verfahren gehalten. Das kulturelle Erbe ist zu wertvoll, um es dem Tagesgeschmack zu überlassen.“

Was Kulturstaatsminister Bernd Neumann noch hervorhob: Das Neue Museum, das bei seiner Gründung als Haus der Weltkulturen gedacht war, sei eng verbunden mit den Plänen zum künftigen Humboldt-Forum. Es bestehe kein Zweifel, dass die Bundesregierung Stadtschloss und Humboldt-Forum zügig aufbauen werde. Auch Engelbert Lütke Daldrup, Staatssekretär beim Bauministerium, betonte, man werde mit 480 Millionen Euro Baukosten auskommen.

Diskutiert wird in den nächsten Tagen wohl trotzdem: über das monumentale Treppenhaus aus Betonteilen, das Chipperfield in die kriegszerstörte Eingangshalle gewuchtet hat. Oder über den glasüberdachten Ägyptischen Hof, eine elegante Betonstelenkonstruktion. Durchaus selbstbewusste Raumschöpfungen. Doch Neumann ist sich sicher: „Gute Architektur hält Auseinandersetzung aus.“

Tage der offenen Tür: Sonnabend bis Montag, 10 bis 18 Uhr. Eintritt frei

Christina Tilmann

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