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Brandenburg: Nichts dazugelernt

Bildungsministerium rechnet damit, dass Brandenburg bei neuer Pisa-Studie wieder schlecht abschneidet

Potsdam Brandenburg rechnet mit einem schlechten Ergebnis bei der neuen Pisa–Länderstudie. Im Rahmen der Untersuchung, die kommenden Donnerstag vorgestellt werden soll, wurden die Mathematik-, Lese- und Problemlösungskompetenzen von 15-jährigen Schülern aus allen Bundesländern getestet. Das Bildungsministerium dämpfte gestern die Hoffnung, dass sich die Brandenburger Schüler im Vergleich zur Vorgängerstudie vor drei Jahren verbessert haben.

2002 gehörte Brandenburg zu den Schlusslichtern in der Bundesrepublik: Bei den Mathekompetenzen belegten sie damals den vorletzten Platz vor Bremen. Beim Lesen waren nur die Schüler in Sachsen-Anhalt und Bremen schlechter. Dagegen gehörte das 1990 unter ähnlichen Voraussetzungen gestartete Ost-Bundesland Sachsen zu den Spitzenreitern.

Brandenburg werde voraussichtlich wieder im hinteren Feld der Länder platziert sein, sagte Bildungsstaatssekretär Martin Gorholt gestern. Die von der SPD/CDU-Regierung 1999 eingeleitete Bildungsoffensive habe bis zum Jahr 2003, als der Test für die jetzige Studie stattfand, keine tiefgreifenden Wirkungen entfalten können. Gorholt wies auf einen weiteren Umstand hin: Weder die soziokulturelle noch die wirtschaftliche Situation im Land hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Für Bildungsexperten sind die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines Bundeslandes entscheidend für die Bewertung der schulischen Leistungen.

So hat etwa Bayern einen enormen Startvorteil gegenüber Brandenburg: Nach einer Studie der Universität Essen, die am Freitag in Berlin vorgestellt wurde, sind in Bayern nur ein Bruchteil der Eltern der 10- bis 15-jährigen Jugendlichen arbeitslos, im Jahr 2000 waren es 3,6 Prozent. In Brandenburg waren es 16 Prozent. Eine anderer für Brandenburg ungünstiger Faktor ist die geringe Akademiker-Rate. Kinder aus Akademiker-Elternhäusern haben heute aber immer noch bessere Chancen in der Schule als Kinder, deren Eltern einen niedrigeren Schulabschluss haben. In der Mark haben heute nur noch 16,8 Prozent der 10- bis 15-Jährigen Eltern mit Hochschulreife – auch weil viele in den vergangenen Jahren abgewandert sind. 22 Prozent sind es im Bundesdurchschnitt, in Sachsen immerhin 20 Prozent. Sachsen hatte bei der letzten Pisa-Studie weitaus besser abgeschnitten als Brandenburg.

Gorholt macht die Bildungspolitik der 90er Jahre für das schlechte Abschneiden Brandenburgs verantwortlich. Allerdings klagen die PDS–Opposition und die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, dass im Bundesvergleich immer noch zu wenig für die Schulen ausgegeben werde. Gorholt verwies darauf, dass im Zuge der Bildungsoffensive inzwischen die Rahmenlehrpläne für die Grundschule und die Sekundarstufe 1 erneuert und der Deutsch- und Matheunterricht an den Grundschulen erweitert wurden. Doch dies werde sich frühestens bei der Pisa-Studie 2006 niederschlagen.

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