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Oder-Hochwasser: 200 Zootiere vorsorglich in Sicherheit gebracht

Vorsorglich wird der Oderbruchzoo Altreetz vor einer drohenden Überschwemmung evakuiert. 200 Zootiere sind durch das Hochwasser in Gefahr.

Altreetz - Angesichts der nach wie vor angespannten Hochwasserlage entlang der Oder packen immer mehr Familien ihre Sachen und bringen sich in Sicherheit. Eine ungewöhnliche Rettungsaktion begann am Sonntag im zwölf Kilometer hinter dem Deich gelegenen Oderbruchzoo Altreetz. „Wir lassen uns auf keine Spekulationen mehr ein“, sagte der Direktor Peter Wilsberg und teilte seine sieben Angestellten ein. „Die Hochwassergefahr ist zu groß. Wenn die Überschwemmungen erstmal da sind, ist es zu spät.“ Deshalb schickt er in den nächsten Tagen rund 200 Tiere auf die Reise in sichere Gefilde. Für den Transport der Kamele, Kängurus, Meerkatzen, Esel, Ponys, Schafe, Zwergziegen, Enten, Waschbären und Vögel braucht der Zoo neben normalen Fahrzeugen auch Spezialtransporter.

„Das geht nicht ohne Stress ab, weder für uns noch für die Tiere“, sagte der 73-jährige Zoodirektor. Er hatte 1982 die Idee zu einem Schulzoo. Die Schüler sollten ein „Klassenzimmer unter freiem Himmel“ erleben können. Bescheiden fing der damalige Biologielehrer an. 1986 feierte das Oderbruch schließlich die Eröffnung des Schulzoos, der vor allem von Kindern und Jugendlichen und der benachbarten LPG betreut wurde. 1997 erhielt die Anlage ihren heutigen Namen und eine etwas andere Ausrichtung. Ein Bungalowdorf mit heute rund 20 Plätzen entstand vor allem für Gruppen mit körperlich und geistig behinderten Kindern. Rund eine Million Euro wurden aus den Kassen des Bundes und des Landkreises dafür investiert.

„Diese materiellen Werte wären bei einer Überflutung des Oderbruchs zwar wahrscheinlich dahin, aber die Tiere wollen wir auf jeden Fall retten“, sagte Peter Wilberg. Jetzt werden sie zum Zoo Eberswalde, zum Heimattiergarten Fürstenwalde und auf das Gelände eines Tierarztes gebracht. Das ist besonders im Winter nicht ganz leicht. Die Kamele hängen so stark aneinander, dass sie nicht getrennt auf die Reise gehen können. Die Kängurus müssen nach den Erfahrungen der letzten Hochwasserevakuierung im Sommer 1997 narkotisiert werden. Damals hatte ein Tier den Ortswechsel nicht überstanden. „Diesmal wollten wir Hektik vermeiden“, erzählte Peter Wilberg. „Es gibt zwar noch keine offizielle Anordnung zur Evakuierung, aber wir fangen so wie andere Agrarbetriebe einfach an.“ Das Hochwasser sei unberechenbar.

Die weitere Entwicklung hängt nach wie vor von der Warthe ab, die bei Küstrin in die Oder mündet. Eine Abordnung der Feuerwehr beobachtet auf polnischer Seite den Fluss, um beim Auftauchen von Eisschollen sofort Alarm geben zu können. Von Küstrin brauchen die gelösten Eisbrocken rund zehn Stunden bis nach Hohenwutzen am Ausgang des Oderbruchs, wo die Oder noch zugefroren ist. Eisbrecher schafften es gestern erneut nicht, die Decke entscheidend aufzubrechen. Eisschollen von der Warthe aber könnten sich am Odereis zu hohen Barrieren zusammenschieben und eine Überschwemmung der Deiche auslösen. Höchste Hochwassergefahr herrscht auch entlang der Spree bei Spremberg und entlang der Schwarzen Elster bei Herzberg.

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