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Oder und Neiße: Schnee und Eis gegen die Flut

An Rhein und Main gibt es derzeit Hochwasser, doch an Oder und Neiße werden wegen der anhaltenden Kälte vorerst keine Überschwemmungen erwartet

An der Mündung der Neiße in die Oder bei Ratzdorf blicken die Anwohner jetzt wieder etwas genauer auf die Leuchtschrift im Pegelhäuschen. „4,37 Meter“, meldet am Sonnabend die Anzeige. Damit wurde der Wert für die Ausrufung der ersten von vier Hochwasseralarmstufen überschritten.

Bis zur höchsten Alarmkategorie fehlt damit zwar noch mehr als ein Meter – aber die völlig zugefrorenen Flüsse gelten als unberechenbar: In kurzer Zeit können sich einzelne Eisschollen so miteinander bis zum Grund verkeilen, dass sie für das unter der Oberfläche fließende Wasser eine unüberwindbare Barriere darstellen. So könnten Deiche beschädigt und im schlimmsten Fall auch überschwemmt werden.

Allerdings erwartet der Präsident des Brandenburger Umweltamtes, Professor Matthias Freude, derzeit kein Hochwasser wie im Süden und Westen Deutschlands: „Wir stehen vor einer neuen Kälteperiode, so dass kein Grund zur Panik besteht.“ Erst bei einem plötzlichen Tauwetter und Starkregen könnte es zu einem erheblichen Wasseranstieg kommen.

Doch dank des reichlich gefallenen Schnees sind die Böden gerade im besonders gefährdeten Oderbruch, 80 Kilometer nordöstlich Berlins gelegen, nicht tief gefroren. Sie könnten also nach dem Auftauen durchaus viel Schmelzwasser aufnehmen, erklären ansässige Landwirte. Derzeit beträgt die Schneehöhe entlang der Oder im Schnitt 30 Zentimeter.

Damit das Eis bei Tauwetter möglichst ungehindert in Richtung Ostsee abfließen kann und sich an Brücken oder Flussbiegungen nicht an verklemmten Eisschollen staut, liegen Eisbrecher in Alarmbereitschaft.

Mitte der Woche versuchte die deutsche und polnische Flotte im Großraum Stettin, die bis zu 20 Zentimeter dicke Eisschicht zu zerkleinern. „Es war allerdings ein zähes Geschäft“, sagte ein Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes Eberswalde: „Das Eis floss nicht wie erwünscht ab.“ Deshalb seien die vier deutschen Eisbrecher vorerst wieder in den Hafen in Schwedt beordert worden. Auch die sieben polnischen Eisbrecher kehrten um. Die kalten Temperaturen würden ihre Arbeit wieder zunichte machen.

Derzeit ist die Oder auf rund 260 Kilometern zugefroren. Allerdings ist ein Überqueren des Flusses kaum ratsam – gibt es doch gerade in Ufernähe immer wieder offene Stellen. Nicht selten sind sie unter der Schneedecke kaum zu erahnen. Auch an der Elbe und an der Havel besteht derzeit keine Hochwassergefahr.

Claus-Dieter Steyer

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