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Brandenburg: "Oder Valley": Ölscheichs pumpen Milliarde an die Oder

Brandenburg hat eine der spektakulärsten Ansiedlungen in Ostdeutschland unter Dach und Fach gebracht. In den nächsten Jahren soll in Frankfurt (Oder) für 3,15 Milliarden Mark eine der modernsten Chipfabriken der Welt mit bis zu 1500 Arbeitsplätzen entstehen.

Brandenburg hat eine der spektakulärsten Ansiedlungen in Ostdeutschland unter Dach und Fach gebracht. In den nächsten Jahren soll in Frankfurt (Oder) für 3,15 Milliarden Mark eine der modernsten Chipfabriken der Welt mit bis zu 1500 Arbeitsplätzen entstehen. An dem gestern gegründeten neuen Unternehmen, der "Communicant Semiconductor Technologies AG" (Communicant), sind der weltgrößte Chip-Hersteller Intel, das Emirat Dubai und das Frankfurter Institut für Halbleiterphysik (IHP) beteiligt.

Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß (CDU) bezeichnete den Bau der Chipfabrik - der Grundstein wird im April gelegt, Produktionsstart soll Anfang 2003 sein - als "Durchbruch für die Technologiepolitik" des Landes. Brandenburg werde damit "in der Weltliga der Hochtechnologie" spielen. Ministerpräsident Manfred Stolpe äußerte seine Freude, dass die Weltfima Intel und das Emirat Dubai als starke und finanzkräftige Partner gewonnen werden konnten. Die geplante Chipfabrik ist eine Ansiedlung, für die das Land vermutlich tief in die Tasche greifen muss. Fürniß kann derzeit allerdings noch nicht sagen, wie hoch der Förderanteil ausfallen wird. Das Land wird zwar kein Gesellschafter werden, zusammen mit dem Bund aber Fördermittel in dreistelliger Millionenhöhe in die Chip-Fabrik stecken. Man wolle zunächst noch weitere private Gesellschafter gewinnen, so Fürniß, die sich gegen eine entsprechende Kapitaleinlage Fertigungskapazitäten bei Communicant sichern wollten. Das Unternehmen soll die Chips für Dritte herstellen.

Die Vorbereitungen für die gestrige Vertragsunterzeichnung im Wirtschaftsministerium sind unter strengster Geheimhaltung getroffen worden: Noch am Montag vergatterte die Staatskanzlei informierte Korrespondenten, mit der spektakulären Milliarden-Investition nicht vorzeitig auf den Markt zu gehen, um diese nicht noch in letzter Minute zu gefährden. Da es sich um eine Weltmarkt-Innovation handele, habe man mit Blick auf die Intel-Konkurrenz jedes Risiko vermeiden wollen, verlautete aus dem Wirtschaftsministerium. Auch musste das Kabinett am Dienstag erst grünes Licht geben.

Dem Vernehmen werden mit mehreren Unternehmen bereits Verhandlungen geführt. Brandenburg habe, so Fürniß, ein großes Interesse an weiteren Beteiligungen: "Je mehr weitere Investoren, um so niedriger die Fördermittel." Aufgrund der Richtlinien werde die Förderung durch Bund und Land aber auf jeden Fall bei unter einer Milliarde Mark liegen. Hauptfinanzier ist nach jetzigem Stand das Emirat Dubai, das ein Drittel der Drei-Milliarden-Investition tragen wird. Die Verträge sehen vor, dass zu einem späteren Zeitpunkt aufgrund der erwarteten Marktentwicklung in der Dubai Freezone ein Folgewerk entstehen soll. Fürniß sagte, er arbeite seit einem Jahr an einer engen Kooperation mit Dubai, das sehr viel Geld in eine Technologie-Offensive stecke. Der Anteil des weltgrößten Chip-Herstellers Intel an dem Frankfurter Werk steht offenbar noch nicht endgültig fest, wird dem Vernehmen nach aber "über zehn Prozent" betragen. Das Frankfurter IHP-Institut, das kein Geld, sondern seine patentierte neue Technologie einbringt, erhält einen Anteil von zehn Prozent. Fürniß betonte ausdrücklich, dass Communicant im Vergleich mit anderen großen Investitionen "sowohl mit Eigenkapital als auch Abnahmegarantien wesentlich besser ausgestattet ist". Intel werde fast die Hälfte der neuartigen Chips abnehmen. Die von IHP in Frankfurt (Oder) entwickelte und weltweit patentierte neue Technologie, die Intel letztlich zum Einstieg bewogen hat, "verbindet höchste Geschwindigkeit mit geringem Energieverbrauch und niedrigen Kosten". Sie gilt als "Schlüssel für die nächste Generation von Schaltkreisen der drahtlosen und Breitband-Kommunikation", zum Beispiel für Handys mit Zugang zum Internet.

Communicant-Geschäftsführer Klaus C. Wiemer betonte, dass man in Frankfurt (Oder) eine Weltklassefirma aufbauen wolle. Durch die Kombination von Intel- und IHP-Technologie könne man sich von asiatischen Konkurrenten differenzieren. Die Finanzierung der ersten Fabrik sei größtenteils gesichert. Langfristig sollten zwei weitere Fabriken hinzukommen. Dass man in Frankfurt (Oder) baue, habe mit IHP zu tun. Die Landesregierung hat sich seit Jahren um Partner für eine Chip-Fabrik bemüht.

Michael Mara

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