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Update

Oderflut: Höchste Alarmstufe in Frankfurt an der Oder

Der Scheitel des Oderhochwassers bewegt sich auf Frankfurt zu. Auch hier wurde nun die höchste Hochwasser-Alarmstufe ausgerufen.

Frankfurt - Der Scheitel des Oderhochwassers bewegt sich auf Frankfurt zu. Am Freitagmittag wurde die höchste Hochwasseralarmstufe vier ausgerufen. In der größten Stadt am deutschen Oderufer erreichte der Wasserstand am Freitagmittag 5,97 Meter. Die Situation sei „unter Kontrolle“, sagte Oberbürgermeister Martin Wilke (parteilos). Bis zu einem Höchststand von 6,30 Meter wurde Vorsorge getroffen, etwa durch den Bau einer Spundwand an der Oderpromenade. Bei mehreren Tagen Belastung werde aber verstärkt Sickerwasser eindringen, sagte der Ordnungsbeigeordnete Markus Derling. Experten rechnen damit, dass die hohen Wasserstände drei bis vier Tage anhalten werden.

Für den südlichen Oderabschnitt gilt die Alarmstufe schon seit Mittwochabend. In der Nacht zum Freitag war ein erster Deich bei Ratzdorf eingerissen. Die Stelle wurde inzwischen gesichert. Sie stellte sich als weniger groß als zwischenzeitlich angekommen heraus. Der Riss sei etwa 15 Meter lang gewesen, der Deich selbst aber nicht gefährdet gewesen, sagte ein Sprecher des brandenburgischen Innenministeriums. Feuerwehrleute schichteten auf etwa 40 Meter Länge Sandsäcke und Reisigbündel auf, um den Deich zu sichern.

Polder im Nationalpark Unteres Odertal geflutet

Die Beanspruchung der Deiche durch das Hochwasser sei „außerordentlich hoch“, sagte Brandenburgs Innenminister Rainer Speer (SPD). Angesichts der Wassermassen wurde in Anwesenheit von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) ein Überflutungspolder im Nationalpark Unteres Odertal bei Schwedt in der Uckermark geflutet. Dadurch soll der Wasserstand flussabwärts in Richtung Szczecin (Stettin) um rund 20 Zentimeter abgesenkt werden.

Die Hilfsmaßnahmen konzentrieren sich auf den Süden der Stadt, wo einige Grundstücke schon unter Wasser standen oder Keller vollgelaufen waren. Bei weiter steigenden Pegeln ist dort die Abwasserentsorgung gefährdet, eine Pumpe mussten die Frankfurter Wasserbetriebe schon außer Betrieb nehmen. Der Katastrophenschutz richtete in einer Schule für betroffene Anwohner Möglichkeiten zum Duschen und notfalls auch zum Übernachten ein. Eine Evakuierung war aber nicht vorgesehen.

Ratzdorf hat der Scheitel des Hochwassers schon hinter sich gelassen

Den Ort Ratzdorf hat der Scheitel des Hochwasser bereits durchflossen: Am Pegel dort standen die Fluten am Morgen bei 6,28 Meter - in der Nacht waren es noch ein bis zwei Zentimeter mehr, teilte das Hochwassermeldezentrum in Frankfurt an der Oder am Freitag mit. Bei der Flut von 1997 hatte der Höchststand bei 6,91 Meter gelegen.

Abstimmungsprobleme zwischen den Ländern sollen ausgeräumt werden

Das Oderhochwasser beschäftigt mittlerweile auch die Bundesregierung. Am Morgen informierte sich Katherina Reiche, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, im Hochwasserzentrum Frankfurt (Oder) über die Lage. Wie Reiche danach dem Tagesspiegel bestätigte, will sich in der grenzüberschreitenden Hochwasser-Kommission Deutschlands, Polens und Tschechien für bessere Abstimmungen im Vorfeld von Hochwasser einsetzen. "Das gilt besonders für Polen", sagte Reiche. Zuvor hatte Freude bestätigt, dass es zu Beginn des Hochwassers wie bereits 1997 Abstimmungsprobleme mit Polen gegeben habe, die erst nach einem Besuch von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) im Nachbarland ausgeräumt werden konnten. Brandenburgs CDU-Vize-Landtagsfraktionschef Dieter Dombrowski warnte angesichts des Hochwassers vor weiteren Personalkürzungen beim Landesumweltamt durch die rot-rote Regierung.

Verantwortliche sind vorsichtig optimistisch

Trotz der nach wie vor ernsten Situation sind Brandenburgs Verantwortliche inzwischen vorsichtig optimistisch, dass es anders als bei der Jahrhundertflut 1997 keine Deichbrüche geben wird. Sie sind fast durchweg erneuert, nach dem neuesten Stand der Deichbaukunst, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) dem Tagesspiegel. Anders als 1997 musste Brandenburg bisher auch keine auswärtige Hilfe, etwa von der Bundeswehr anfordern. Platzeck sagte, er sei optimistisch, "dass wir es mit eigenen Kräften bewältigen werden." (mit ddp/dpa)

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