zum Hauptinhalt

Brandenburg: Olympische Träume

In Großbeeren kämpfen Schlittenhundefahrer um das Ticket nach Turin

An der Startlinie springt ein Hund aufgeregt in die Höhe, der nächste verheddert sich im Geschirr. Nur Taya ist schlauer. Die Leithündin schaut sich ständig um, ob der Mann auf dem Rollwagen endlich „Go!“ befiehlt. Drei, zwei, eins – da ruft Michael Lenz das ersehnte Wort. Taya und die anderen Hunde werfen sich ins Geschirr.

Michael Lenz ist unter den Schlittenhundefahrern in Großbeeren der Lokalmatador. An diesem Wochenende finden dort Rennen statt, es geht um viel: Wer in dieser Saison erfolgreich ist, reist im Februar nach Turin zu den Olympischen Spielen. Erstmals seit den Winterspielen 1932 in Lake Placid, USA, findet im Rahmenprogramm einer Olympiade wieder ein Schlittenhunderennen statt.

Die Deutschen dürfen 15 Starter für Turin nennen. Wolf-Dieter Polz, Teamchef der Deutschen Schlittenhunde-Nationalmannschaft, sieht auch Verena Große aus Sachsen unter den Favoriten. Die zierliche Frau besitzt 18 Hunde, heute hat sie 14 dabei. Angeleint warten sie vor Verena Großes Wohnwagen. Transportkäfige stehen herum, weitere Hundeboxen sind auf der Ladefläche ihres Autos montiert. Für ihr großes Ziel Turin fährt die 30-Jährige jeden Tag mit zwei Gespannen durch den Wald und trainiert drei Stunden im Fitnessstudio – wer selbst den Berg hochrennt oder den Schlitten anschiebt, kann wichtige Minuten schneller sein. „Ich lebe und arbeite für den Sport“, sagt Verena Große. 20 Kilo Hühnerfleisch fressen ihre Hunde pro Tag – gut, dass sie von einer Geflügelfarm gesponsort wird. „Man muss schon ein bisschen verrückt sein für diesen Sport“, sagt der Nationalcoach, „alles Geld, alle Freizeit opfert man für diese Mischung aus Jack London und Abenteuerromantik.“

Das glaubt man gerne angesichts der Szenerie aus Hundegebell, Wohnwagen, zertretenem Gras, aufgeweichtem Boden – dieser Mischung aus Camping- und Trapperszene in der brandenburgischen Prärie. Und wenn alle Fragen der Fahrer geklärt sind, bleibt doch noch die eine: „Wo ist denn die Dusche für meine Hunde?“jea

Heute ist ab 11 Uhr Renntag in Großbeeren, auf den Wiesen hinter der Gaststätte „Zum Lenzer Hof“, Genshagener Straße 44. Der Eintritt kostet 3 Euro.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false