zum Hauptinhalt
Oper

© ddp

Opernfestival: Bayreuth des Ostens

Am Sonnabend beginnt auf Schloss Rheinsberg das 17. Festival der Kammeroper. Der "Freischütz“ am Sonnabend ist bereits ausverkauft.

Doch, man darf Rheinsberg ruhig mit Bayreuth vergleichen. Beides sind hübsche, kleine Orte, die sich allsommerlich in internationale Musikzentren verwandeln. Tausende strömen zu den Aufführungen der Opernfestivals – Menschen, die nicht nur kulturhungrig sind, sondern auch essen gehen wollen, die hier einkaufen und manchmal auch übernachten. Beide Städtchen sind zwar ganzjährig attraktive Ziele, doch erst der Musiktheatertourismus gibt ihnen den richtigen wirtschaftlichen Kick. Und dazu noch im Sommerloch.

Hier wie dort werden die Festivals von Patriarchen geleitet. Anders als Wolfgang Wagner in Bayreuth kann sich Siegfried Matthus bei der Kammeroper zwar nicht auf einen blutsverwandten Ahnherren berufen, doch zumindest im Geiste sieht er sich als Erben Friedrichs II.: Der lebte, als er noch nicht „der Große“ war, hier als komponierender Regent; Matthus leitet Rheinsberg als regierender Komponist.

Einen entscheidenden Unterschied gibt es dann aber doch zu den Bayreuther Wagner-Festspielen: Das Programm der Kammeroper ist nicht exklusiv dem Werk eines Meisters vorbehalten. Matthus hat seit 1991 tatsächlich nur zweimal eigene Opern präsentiert und sich im Übrigen um eine stilistische Vielfalt vom Barock bis zur Moderne bemüht. Am kommenden Sonnabend startet das Festival mit Webers „Freischütz“. Vom 5. bis 7. Juli gehen dann die traditionellen Operngalas über die Bühne des Heckentheaters im Schlossparks, bei denen Nachwuchssolisten Hits der Musikgeschichte präsentieren. Insgesamt haben sich für diese Saison wieder 450 Sängerinnen und Sänger aus 29 Ländern um eine Teilnahme an der Kammeroper beworben.

Im liebevoll restaurierten und zugleich mit modernster Technik ausgestatteten Schlosstheater ist am 8. Juli dann Aris Argiris zu erleben: Für den Bariton wurde sein Rheinsberger Auftritt 2002 als Don Giovanni zum Karrieresprungbrett. Mit dem Arienabend (am Flügel: Pawel Poplawski) will sich der 1974 in Athen geborene Sänger für die Nachwuchsförderung durch die Kammeroper bedanken.

Am 14. und 15. Juli erklingt im Schlosstheater Schumanns Oratorium „Der Rose Pilgerfahrt“, ab 27. Juli machen sich die jungen Sänger bei einer Wandel-Inszenierung im Park auf die Suche nach Donizettis „Liebestrank“, ab 10. August gibt es Verdis „Falstaff“ im Heckentheater, am 12. August gibt es ein Benefizkonzert in Anwesenheit von Bundespräsident Köhler zugunsten von „Familien in Not“.

Hohe Gagen kann die Kammeroper bei einem Jahresbudget von gut 850 000 Euro den jungen Sängern nicht zahlen. Aber im Idealfall ergeht es den Nachwuchsprofis aus aller Welt so wie einst Kronprinz Friedrich, und der Aufenthalt in Rheinsberg wird für sie zum unvergesslichen Erlebnis.

Der „Freischütz“ am Sonnabend ist ausverkauft, für alle anderen Produktionen gibt es noch Tickets. Infos: Tourist-Information Rheinsberg, Tel.-Nr.: 033 931 / 392 96 oder im Internet: www.kammeroper-rheinsberg.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false