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Oranienburg: Blühende Traumlandschaften

In Oranienburg wurde am Sonnabend die Landesgartenschau eröffnet. Bis zum 18. Oktober werden 600.000 Besucher erwartet

Oranienburg - Die lange Suche in Archiven, alten Büchern und zwischen verstaubten Aktendeckeln hat sich für den Oranienburger Bürgermeister gelohnt. Hans-Joachim Laesicke fand rechtzeitig vor der am Sonnabend in seiner Heimatstadt eröffneten vierten Landesgartenschau (Laga) das entscheidende Dokument. „Unser Schlosspark konnte es einst sogar mit dem heute in aller Welt berühmten Sanssouci aufnehmen“, sagte er gestern voller Stolz vor einem großen Publikum auf dem in alter Pracht erstrahlenden Schlossplatz. August Wilhelm Prinz von Preußen, Bruder Friedrich des Großen, hatte am 15. Juli 1746 in einem Brief tatsächlich geschrieben: „Der neue Park Sanssouci wird es schwer haben, mit der prachtvollen Anlage in Oranienburg Schritt zu halten.“

In dem Ort hatte Prinzessin Louise Henriette nach den Schrecken des 30-jährigen Krieges Ende des 17. Jahrhunderts tatsächlich ein zauberhaftes Schmuckstück geschaffen. Doch die folgende Geschichte meinte es bekanntlich nicht gut mit der Stadt. Die SS fügte ihr mit dem großen Konzentrationslager im Ortsteil Sachsenhausen tiefe Narben zu und zu DDR-Zeiten ertüchtigte sich im Schlosspark eine Grenzerkompanie. Nun aber könnte es Oranienburg wieder mit Sanssouci aufnehmen, zumindest in den folgenden 176 Tagen der Landesgartenschau. Für 30 Millionen Euro hat die Stadt in den vergangenen fünf Jahren nicht nur ein zauberhaftes Gartenschaugelände erhalten, sondern ein völlig neues Zentrum.

Gleich hundertfach nahmen die Besucher gestern die Einladung der Laga-Macher an, die „Traumlandschaften einer Kurfürstin“ zu entdecken. Sie strömten vor allem zu den 17 Themengärten von jeweils 900 Quadratmeter Größe. „Jede Anlage steht für einen von uns mit Fantasie gedeuteten Traum“, sagte Chefgärtner Andreas Kenzler. „Sie handeln also von Liebe, Familie, Glauben, der Sehnsucht nach der holländischen Heimat oder auch von Sparsamkeit und Luxus.“ Die mit vielen Blumen, Kunstwerken, Wasserflächen und kunstvollen Wegen gestalteten Gärten tragen Titel wie „Eifer“ mit Kräutern und Gemüse, „Tempora“ über die Vergänglichkeit von Zeit und Traum oder „Einsamkeit“. Die Anlage „Das verlorene Kind“ erinnert an das von der Namensgeberin Oranienburgs eingerichtete erste Waisenhaus.

Zu den anderen Attraktionen gehören ein großer Spielplatz mit vielen Belustigungen aus einem von dem niederländischen Maler Pieter Brueghel im 16. Jahrhundert gemalten Gemälde, der Nachbau einer holländischen Yacht aus dem 17. Jahrhundert oder die von künstlichen Wasserläufen begleiteten Spazierwege.

„Gerade in Zeiten der Krise brauchen wir solchen Optimismus“, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck in seiner Eröffnungsrede. „Mit Pessimismus oder Panik ist niemandem geholfen.“ Gerade in Ostdeutschland hätten die Menschen gelernt, mit Problemen fertig zu werden. „Deshalb bin ich so froh, dass in Oranienburg nach vielen Tiefen ein so großartiges Ergebnis erreicht wurde.“

Bürgermeister Laesicke sprach von einem „neuen Stolz der Einwohner“ auf ihre Stadt. Sie würden gute Gastgeber für die bis in den Oktober erwarteten 600 000 Besucher sein. Die meisten dürften aus Berlin kommen, gab es doch noch nie eine Landesgartenschau mit S-Bahn-Anschluss.

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