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Brandenburg: Original und Nachbau

Das geplante Stadtschloss in Potsdam wird sich nur zum Teil an der historischen Vorlage orientieren

Potsdam - Brandenburg macht Ernst mit dem Aufbau des „neuen“ Potsdamer Stadtschlosses auf dem Alten Markt. Hier soll der gemeinsame Landtag für Brandenburg und Berlin untergebracht werden. „Wir wollen jetzt Investoren gewinnen“, kündigte Finanzminister Rainer Speer (SPD) am Mittwoch in Potsdam an. Bis zum Sommer soll das 85-Millionen-Projekt im Rahmen eines kombinierten Investoren- und Architektenwettbewerbs ausgeschrieben werden. Es bleibe Ziel, dass der neue Landtag auf dem Alten Markt im historischen Zentrum Potsdams Ende 2010/2011 fertig gestellt wird, betonte Speer, der das Modell Regierungschef Matthias Platzeck vorgestellt hat. Platzeck hatte das Projekt einst als Oberbürgermeister initiiert.

Allerdings verabschiedet sich das Potsdamer Parlament von bisherigen Vorstellungen, dass das Gebäude äußerlich detailgetreu die historische Fassade des Knobelsdorffschen Stadtschlosses erhält. Die SED hatte es in den 50er Jahren abreißen lassen. „Wir wollen nicht eins zu eins das Schloss aufbauen“, sagte Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD).

Die am Mittwoch präsentierte Machbarkeitsstudie des Darmstädter Büros Waechter & Waechter schlägt eine Kombination aus Historie und Moderne vor. Danach soll das Gebäude in seinen Außenmauern und auch in seiner Höhe exakt dem alten Schlossgrundriss entsprechen. Zum Alten Markt hin soll die historische Schlossfassade – also die Flügel rechts und links vom bereits errichteten Fortunaportal – auch originalgetreu rekonstruiert werden. Auch der Schlosshof im Inneren des Vier-Flügel-Gebäudes soll weitgehend wieder entstehen – als Flanierplatz für Besucher und Abgeordnete. Im Inneren sollen die Bodendenkmale der alten slawischen Burg, der Wiege Potsdams, zu besichtigen sein.

Bislang war man davon ausgegangen, dass der Innenhof überbaut werden muss, weil sonst der Platz für die 150 Abgeordneten und den Plenarsaal nicht reicht. Der Preis dafür, dass der Hof frei bleibt, ist allerdings der Verzicht auf die originalgetreue Fassade in den Seitenflügeln und dem südlichen Hauptgebäude, erklärte Felix Waechter. Der Grund: Im historischen Schloss waren dort drei Etagen untergebracht, im neuen Landtag werden es aber fünf Etagen in den Seitenflügeln sein, wo sich die Abgeordnetenbüros befinden werden. Anders passt das Raumprogramm des Landtages nicht hinein. Dennoch werde die Fassade die Gliederungen, die Pilaster, die hohen Fensterformen und andere historische Bezüge des Vorläuferbaus aufnehmen, betonte Waechter.

Das neue Konzept wird vom Präsidium des Landtages, vom Baubeirat für das neue Parlamentsgebäude, aber auch von der Stadt Potsdam weitgehend begrüßt. Selbst vehemente Befürworter der historischen Schlossfassade wie der Potsdamer Abgeordnete Wieland Niekisch sprechen von einer „überzeugenden Lösung.“ Allerdings ist der Bau eines neuen Landtages in Brandenburg nicht unumstritten. Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) hielt Kritikern entgegen, dass „gleich zwei Aufgaben bewältigt werden, der nötige Bau eines angemessenen Domizils für das Parlament und die Wiederherstellung der Potsdamer Stadtmitte.“ thm

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