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Politik: … das All ruft

Die blaue Stunde, kurz vor dem Sonnenaufgang, wenn die Natur schweigt, die Vögel verstummen, ach, ist sie nicht zu, zu schön? Das grüne Leuchten, kurz vor dem Sonnenuntergang, wenn der letzte Strahl noch einmal winkt, bevor auch er im Meer versinkt, ach ist es nicht zu, zu schön?

Die blaue Stunde, kurz vor dem Sonnenaufgang, wenn die Natur schweigt, die Vögel verstummen, ach, ist sie nicht zu, zu schön? Das grüne Leuchten, kurz vor dem Sonnenuntergang, wenn der letzte Strahl noch einmal winkt, bevor auch er im Meer versinkt, ach ist es nicht zu, zu schön? Die Meinungen, was nun schöner sei, schwanken ein wenig zwischen Morgenmuffel und Melancholiker. Bündiges hat Heinrich Heine dazu gefunden, als er dem Fräulein, das am Meere stand und den Sonnenuntergang beseufzte zurief: „Mein Fräulein! Sein Sie munter, / Das ist ein altes Stück;/ Hier vorne geht sie unter / Und kehrt von hinten zurück.“ Das hat doch nun wenigstens etwas Verlässliches.

Man kann es natürlich auch übertreiben mit der Romantik. 96-mal am Tag einen Sonnenaufgang und -untergang zu schauen ist sicher an der Grenze zur Übertreibung. Thomas Reiter erlebt das im Moment, in der Raumstation ISS. Die flitzt so schnell um die Erde, dass sie in neunzig Minuten einmal rum ist, deswegen hat Reiter Sonnenaufgang, Sonnenuntergang en masse. Dazu spielt Reiter, offensichtlich ein manischer Romantiker, gerne Gitarre. Ganz augenscheinlich geht es munter zu dort oben, Gefühl, Gesang und die alte Trinkerregel, no drink before sundown, ist auch außer Kraft.

Und heute macht Astronaut Reiter noch einen Raumspaziergang. Sechs Stunden, das ist schon mehr eine Raumwanderung. In Tat und Wahrheit aber ist es ein Raumschweben. Ein Schweben mit 28 000 Stundenkilometern, im Nichts, 400 Kilometer über der Erde – das hat eine ordentliche Fallhöhe, das ist nichts für Höhenpaniker. Zum Glück wird einem nicht schwindelig, wenn man runterschaut, weil das Blut in der Schwerelosigkeit nicht aus dem Hirn sacken kann. Aber das Herz, das ist doch wahrscheinlich in der Hose.

Also, Reiter schwört, so ein Ausflug sei das Größte. Aber will man wirklich tauschen? Das geht los mit den Windeln, die die Männer anziehen müssen, wenn sie herumschweben. Können doch nicht mal eben …, es ist ja kein Baum da. Wenn sie draußen mit dem Akkuschrauber hantieren und nicht aufpassen, dreht der Akkuschrauber sie. Der Anzug ist eng und kneift, die Butterbrote als Wegzehrung werden auch nicht üppig sein. Wo sollten sie auch picknicken? Immer nur Aussicht, keine Gegend, aber Aussicht. Was für eine Aussicht.

Eigentlich reichen ein Sonnenaufgang und ein Sonnenuntergang am Tag völlig aus.uem

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